Jakob Jud an Hugo Schuchardt (39-05183) Jakob Jud Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.8519 39-05183 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 05183 Jakob Jud Papier Brief 4 Seiten Unbekannt 1917-05-02 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2019 Die Korrespondenz zwischen Jakob Jud und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Jakob Jud Unbekannt 1917-05-02 Hugo Schuchardt Korrespondenz Jakob Jud - Hugo Schuchardt Korrespondenz Walisisch Baskisch Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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2.V.17 Verehrter Meister;

Gerade am 48. Jahrestage Ihrer ProbevorlesungSchuchardt hielt seine Leipziger Probevorlesung Über die Klassifikation der romanischen Mundarten am 20. April 1870. Sie erschien erst dreißig Jahre später im Druck. Das Thema der Klassifikation nimmt er in seinem Antwortschreiben (Brief 5) wieder auf. begann ich die meinigeWenn es sich um eine Probe- oder gar Antrittsvorlesung gehalten haben sollte, wäre diese neun Jahre nach der Habilitation erfolgt, da Jud bereits 1908 habilitiert worden war. über Ihre Forschungsarbeit mit der Besprechung Ihres Vortrages: Ueber die Klassifikation der romanischen Mundarten.Schuchardt, Über die Klassifikation der romanischen Mundarten. Probevorlesung gehalten zu Leipzig am 30. April 1870 , Graz: Styria, 1900. Etwa 25 Studenten und –inen folgten den Darlegungen. Sie sehen daraus, welch guten Klang Ihr Name unter den Zürcher Romanisten besitzt. In der Einleitung meiner Vorlesung versuchte ich, ein kurzes Lebensbild zu entwerfen, aber welch bedauerliche Lücken musste ich in meinem Bericht konstatieren. Gerade über Ihre Forschungsreisen bin ich trotz Gubernatis Angelo de Gubernatis (1840-1913), italienischer Orientalist, Literaturhistoriker und Dramatiker; HSA 04194. Hier ist Bd. 3 seines umfassenden Dictionnaire international des écrivains du jour , Florenz: Louis Niccolai, 1891, 1754 gemeint. Dort wird über Schuchardts Reisen aber nur sehr global informiert: „[V]oyages en Suisse et en Italie séjournant particulièrement à Rome (zw. 1864 u. 70)“; „séjourna dans la principauté de Galles (1875) pour se perfectionner dans la lange Cymrique, et plus tard en Andalousie et dans la France méridionale (1887) pour étudier la langue basque“. Mitteilungen durchaus ungenügend unterrichtet. In Friedenszeiten hätte ich Sie um einen kurzen eigenhändigen Lebensabriss gebeten, aber jetzt muss ich ganz darauf verzichten. Vielleicht erzählen Sie mir im nächsten Brief,Diese Bitte ist der Anlass, warum Schuchardt in den folgenden Briefen recht ausführlich, gelegentlich allerdings in andere Gefilde abschweifend, über sein Leben erzählt. ob Diez auf Ihre Studienrichtung wirklich entscheidenden Einfluss ausgeübt hat, welche Lehrer Sie in Halle besonders schätzten und wie Sie die Jahre 1866-70 verbracht haben. Mit dem Grundgedanken, die Klassifizierung der romanischen Mundarten sei ein Ding der Unmöglichkeit, bin ich nicht einverstanden, denn ich teile hier die Anschauungen von Ascoli – Horning Benjamin-Adolphe (Adolf) Horning (1846-1924), Romanist, Spezialist für deutsche Dialekte in Lothringen; Schüler Gröbers in Strassburg; HSA 04853-04855 (mit biobibliogr. Hinweisen); Nekrolog Romania 51, 1925, 314-315 (Jakob Jud). – Gauchat, mit denen Sie ja wiederum in der Annahme von mächtigen sprachlichen Irradiationszentren einig gehen. Es scheint mir, dass wir auch zwei Arten von Klassifizierung der romanischen Sprachen unterscheiden sollten: eine geschichtliche und eine noch heute empfundene Einteilung der Romania. Die Corsen sind geschichtlich sicher toskanisch (früher vielleicht sardisch-)italienisch, heute aber rechnen sie sich zu französischen Sprachfamilie; die Wallonen waren eine Zeitlang im Begriffe, sich auch sprachlich als nichtfranzösische zu betrachten; der Südfranzose – der ungebildete – erhebt heute kaum Anspruch auf sprachliche Autonomie, wenn auch sie ihm die historische Sprachforschung zusichert, dem Kölner ist die sprachliche Verwandtschaft mit dem Flamen bei weitem nicht so bewusst wie mit dem Frankfurter oder Münchner u.s.w. – Nach Ihrer Habilitationsvorlesung gedenke ich, Ihre Schrift: Ueber die LautgesetzeSchuchardt, Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker , Berlin: Oppenheim, 1885. zu besprechen, hierauf Ihr Vulgärlatein,Schuchardt, Der Vokalismus des Vulgärlateins , Leipzig: Teubner, 1866-68, 3 Bde. daran anschließend Ihre Arbeiten über die Mischsprachen, dann auf Ihre Forschungstätigkeit im iberisch-basikischen Gebiet überzugehen, die leitenden Gesichtspunkte Ihrer Etymologien I II darzustellen,Schuchardt, „ Romanische Etymologien I “, SB Wien 138 (1897), 1-82; SB Wien 141 (1899), 1-122. Ihren Anteil an der Forschung „Wort und Sache“ zu berührenSchuchardt, „ Sachen und Wörter “, Anthropos 7, 1912, 827-839. und endlich „la ville de Paris“Schuchardt, „ La ville de Paris ”', ZrP 36, 1912, 725-727. vorzunehmen. Ich freue mich herzlich auf die reiche Anregung, die sich im erneuten Contakt mit Ihren Arbeiten bei mir einstellen wird.

Prof. Zaunick Rudolph Zaunick (1893-1967), deutscher Wirtschaftshistoriker; Vf. von „ Über den Für- und Aufkauf von Fischen im Mittelalter, ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Fischmarktes “, Archiv für Fischereigeschichte 9, 1917, 91-122. – Vgl. HSA 13025-13030. – Zaunick ist zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt und noch nicht promoviert! habe ich meine Arbeit über die FischeJud, „ Les noms des poissons du Lac Léman “, Bulletin du Glossaire des patois de la Suisse romande. 9, 1912, 3-48. zugestellt; ich bekenne ein sehr ungenügender Ersatz als Fischereibeirat zu sein, will mich aber bestreben ihm Auskunft zu erteilen: seine Pläne sind sehr grosszügig und vielversprechend.

Ihre Untersuchung über die MilzbezeichnungenSchuchardt, „ Zu den romanischen Benennungen der Milz “, Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 8, 1917, 156-170. hat mir sehr willkommene Belehrung gebracht und neuerdings bewunderte ich Ihre gewaltige Rundsicht, die Ihnen so manche Anknüpfungspunkte offenbart, die uns andern entgehen. Die Gründe für die Aufnahme von milza im Romanischen erinnern an wankja > guancia. Wie hier der Untergang von gena einen wahren Strom von Neubildungen und Entlehnungen, Bedeutungsverschiebungen hervorrief: maxilla, gnathos, cantheria, facies, ganta etc, so auch den Untergang von lien, dessen Erbe splen, milza, bazo antraten: und weil der lateinische Wortschatz eine Bresche hinterliess, vermochten Eindringlinge von Süden und Norden Fuss zu fassen. Auffällig ist smilza in Ostfrankreich, cf Horning Beiheft 56, 187,Adolf Horning, Glossare der romanischen Mundarten von Zell (La Baroche) und Schönenberg im Breuschtal (Belmont) in den Vogesen , Halle/S.: Niemeyer, 1916 (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, 65). wo wir vorläufig von splen keine Zeugen haben. Neuprov. melfo erinnert mich stets an majosso –ofo, mousso, moufo, wobei allerdings das Fehlen von dolfa dolsa „Schote“ (in der Westschweiz liegt doufa im Gebiet von melfo vor) auffällig ist. Zu porg bazo ist wohl zu stellen aragon. Banzo (mit n, woher?). Was wohl Salvioni mit seinem pelecca als Grundwort für splecha, Arch. glott. 16, 377 meinte?Salvioni, „ Rassegna bibliografica “, Nr. 74. „MILZA. Splecha risale in realtà a ,pelecca‘; nella Valmaggia il pl primario si riduce a pj, e d’altronde come si spiegherebbe , dato ,splene‘, la scomparsa del n?“ Das keltische ist näherliegend: die geographische Verbreitung von spleen ist etwas sonderbar, doch ist Beschränkung von kelt. Wörtern auf Rätien nicht ganz ohne Parallele. Das Problem von rate ist noch nicht endgültig geklärt. – Ihrer Rezension von Saussures Werk kann ich nicht ganz gerecht werden mir scheint in Sauss. WerkSchuchardt, „ [Rez. von:] Ferdinand de Saussure, Cours de linguistique générale, publié par Ch. Bally et Alb. Sechehaye, avec la collaboration de Alb. Riedlinger' “, Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 38, 1917, 1-9. ein gewaltiger Anreiz zu ganz neuer biologischer Erforschung der Gegenwartslitteratursprachen zu liegen.

Mit warmem Gruss (auch an Herrn Prof. Cornu), Ihr stets dankbarer Jud Heinimann , 1992, Nr. 10, 12-14 (gekürzt).