Jakob Jud an Hugo Schuchardt (34-05180) Jakob Jud Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.8514 34-05180 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 05180 Jakob Jud Papier Brief 4 Seiten Unbekannt 1916-12-24 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2019 Die Korrespondenz zwischen Jakob Jud und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Jakob Jud Unbekannt 1916-12-24 Hugo Schuchardt Korrespondenz Jakob Jud - Hugo Schuchardt Korrespondenz Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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24.XII.16 Lieber Meister!

Wenn ich nicht befürchten müsste, dass ein langer Brief allzuspät bei Ihnen einträfe, hätte ich der Versuchung heute nicht widerstehen können, wieder einmal wie in Friedenszeiten ausgiebiger zu plaudern. Nun zwingt uns ja die Zensur knapp zu sein und man wird sich also auf spätere Zeit vertrösten müssen.

Zuerst also meinen wärmsten Dank für die mir so willkommene Weihnachtsgabe, die mir von dem Adressaten richtig übergeben wurde: da habe ich nun so manchen Schatz eigen, den ich vergebens auf buchhändlerischem Wege zu erreichen suchte. Sie dürfen versichert sein, dass Sie bei mir Frucht tragen und dass Ihre Geistesarbeit meinen Studenten vertraut werden soll. Von diesen Studenten ist mir allerdings einer der hoffnungsvollsten letzten Monat plötzlich gestorben: ein obwaldischer Bündner, begeistert für romanische Philologie und speziell für seine Mundarten wie selten ein zweiter, dem ich eine wirklich schöne Zukunft glaubte prophezeien zu dürfen. Ein Herzschlag hat alle unsere Hoffnungen grausam vernichtet in dem Moment, da er nach Paris verreisen wollte, um Gilliéron zu hören.

Unsere geplante ZeitschriftEs dürfte sich hierbei um die Vox Romanica handeln, deren erste Nummer allerdings erst 1936 erschien. In dem lesenswerten, von Jud und Arnald Staiger unterzeichneten und auf den 27. Januar 1936 datierten Vorwort heißt es: „Die räumliche Nähe der Forschungszentren wie die freundschaftlichen Beziehungen unter den Linguisten und Philologen der verschiedensprachigen Schweiz ließ seit Jahren den Gedanken reifen, ein Organ bereitzustellen, das unter Betonung der oben skizzierten Forschungsrichtungen der romanischen Sprachwissenschaft dienstbar gemacht werden und zugleich die europäischen und amerikanischen Romanisten wissenschaftlich und menschlich einander näher bringen soll“. ist noch nicht genügend fundamentiert als dass ich es wagen dürfte, Sie auf das erste Heft zu vertrösten. Aber das hindert nicht, dass wir alle aufs lebhafteste wünschen möchten, Ihren Standpunkt gegenüber Saussure genau präzisieren zu sehen. Gewiss würde das Literaturblatt oder die Wochenschrift für klass. Philol. oder Indogerm. Forsch. mit Freuden eine solche Äusserung aufnehmen: Sie sind es uns fast schuldig und ich für meinen Teil würde das Unterbleiben einer raschen Veröffentlichung schon deshalb sehr bedauern, weil mich s. Z. gerade die Aussicht auf eine Stellungnahme von Ihrer Seite veranlasst hatte, den Band von Saussure Ihnen sofort zuzusenden. Ich habe Herrn Prof Bally Charles Bally (1865-1947), Schweizer Sprachwissenschaftler; vgl. HSA 00480-00486. Ihre Absicht bereits mitgeteilt und er freut sich ebenfalls aufs lebhafteste, Sie das Werk ergreifen zu sehen. Also keine Zögerung, nicht warten!Schuchardt, „ [Rez. von:] Ferdinand de Saussure, Cours de linguistique générale, publié par Ch. Bally et Alb. Sechehaye, avec la collaboration de Alb. Riedlinger “, Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 38, 1917, 1-9.

Besten Dank schulde ich Ihnen für die Angabe der Titel der drei span Wörterbücher; wir sind nämlich daran, ein Inventar sämtlicher in öffentlichen und Privatbibliotheken der deutschen Schweiz aufliegenden romanischen (Dialekt & schriftsprachlichen) Wörterbücher aufzunehmen, um ein sicheres Arbeitsinstrument herzustellen:Dieses Verzeichnis ist wohl nur hektographiert worden, findet sich aber in der Bibliographie Juds zum Jahr 1919: Verzeichnis der romanischen Wörterbücher, die auf deutschschweizerischen öffentlichen und privaten Bibliotheken zugänglich sind (157 Seiten Folio). und da gilt es nun, die Lücken möglichst auszufüllen: gerade auf der iberi- schen Halbinsel sind unsere Bestände nicht genügend und so möchte ich hier systematisch ergänzen.

Meine Auszugarbeit an den Wörterbüchern schreitet rüstig vorwärts: ich hoffe jetzt bestimmt, die wichtigsten Wtbücher in 3 Jahren völlig ausgezogen zu haben. Dann läßt sich einmal wieder eine zusammenfassende Arbeit machen: für den Gauchat-Band, den die Schweizer Schüler planen, Louis Gauchat war am 12. Januar 1916 fünfzig Jahre alt geworden. Sollte dies der Anlass für eine geplante Festschrift der Schüler gewesen sein? Nachzuweisen ist sie nicht. Eine FS gab es erst 1926. möchte ich die Frage des wortgeographischen Zusammenhangs der ost- und westschweizerischen Alpenmundarten in Angriff nehmen und damit die Frage der wortgeographischen Verteilung des lateinischen Wortschatzes von einer neuen Seite beleuchten. Gillliéron gedachte im Frühling eine Studie über apis in Frankreich zu publizieren, eine weitausgreifende Arbeit, die wieder einmal die Richtigkeit Ihrer Anschauung klar zu Tage treten lässt, dass jedes Wort seine eigene lautliche Geschichte hat.Jules Giliéron, Généaologie des mots qui désigenent l’abeille d’après l’Atlas linguistique de la Fance , Paris: Champion, 1918.

Ihnen wünsche ich auch im kommenden Jahr alles Gute und empfangen Sie nochmals herzlichen Dank von Ihrem ergeb. J. Jud.

Frdl. Gruss an Familie Cornu!