Hugo Schuchardt an Josef von Karabacek (16-0564-11,1)

von Hugo Schuchardt

an Josef von Karabacek

Graz

1904

language Deutsch

Schlagwörter: Hotel Elefant Reinisch, Leo Wien Graz Schuchardt, Hugo (1904)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Josef von Karabacek (16-0564-11,1). Graz, 1904. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8439, abgerufen am 08. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8439.


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[Graz, 1904 ?]1 Mittwoch2

Verehrter Herr Kollege,

Trotz Ihrer liebenswürdigen Bemerkungen scheint doch meine Drucklegung ins Stocken geraten zu sein. Denn wenn wirklich schon weiter gedruckt worden wäre, so würde ich das heute erhalten haben, da Ihre Mitteilung an Holzhausen3 ja alle Zweifel beseitigt haben muss und |2| und damit jedes Hindernis. Ich füge mich, wie gesagt, in alles, obwohl die Annnahme der amtlichen Interpunktion für mich ein schmerzliches sacrificumintellectus ist. Die hätte von der Klasse wohl jedem freigegeben werden sollen. Ich habe mir heute das Rechtschreibungsbüchlein gekauft4 um von nun an auf den Pfaden der Gerechten zu wandeln. Aber: das, wasmanniebesass! - sagen Sie einem Franzosen er solle schreiben ce, qu’on usw. und er wird meinen, Sie wollen ihm ein Stück Gehirn |3| herausschneiden. Eines habe ich offen gestanden, nicht recht begriffen. Obwohl ja, wie Sie mir sagen, interne Klassenbeschlüsse denen die der Sitzung nicht beigewohnt haben, gewöhnlich nicht mitgeteilt zu werden pflegen, so scheint mir doch dass in dem bewussten Falle eine solche Mitteilung sehr angezeigt gewesen wäre, und uns Allen diese Weitläufigkeiten erspart hätte. Ich bitte zu bedenken dass einem Zweiten und Dritten, der in den Ak.-schriften drucken lässt, ganz dasselbe passieren kann.

|4| Heute mittag war ich eine Stunde mit Reinisch zusammen (im Elef.).5 Wie Sie vorgestern Wien in Graz genossen haben, so ich gestern ( Hartmann war ausgezeichnet)6, wobei ich mich allerdings stark verkühlt habe.

Mit bestem Gruss

Ihr sehr erkenntlicher
HSchuchardt


1 Die Rechtschreibreform, von der im Brief die Rede ist, erfolgte 1901. Die erste, auf die Zeit danach zu datierende Akademieschrift Schuchardts ist sein „Bericht über die auf Schaffung einer künstlichen internationalen Hilfssprache gerichtete Bewegung“, Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 54, 1904, 281-296.

2 Erhalten ist der Briefumschlag: Herrn Hofrat Dr. J. R. von Karabacek bei Herrn Hofrat Dr. A. R. von Luschin. Der Rechtshistoriker Arnold Luschin von Ebengreuth (1841-1932) war Grazer Kollege Schuchardts. Karabacek hält sich also noch in Graz auf, weshalb der Brief keine Marke enthält und vor Ort zugestellt wurde. (Das „R“ im Namen Luschins steht möglicherweise für den Mutternamen „Rudesch“.

3 Adolf Holzhausen (1868-1931), k. k. Hof-und Universitätsbuchdrucker in Wien.

4 Es gibt deren mehrere; weit verbreitet war Rechtschreibübungen. Ein Führer durch das ganze Gebiet der deutschen Rechtschreibung und ein Übungsbuch für Schüler im reiferen Alter. Nach dem für die bayerischen Schulen in amtlichem Auftrage herausgegebenen Regelbuch zusammen gestellt und bearbeitet von Georg Kobmann, Nürnberg: Kobmann, 1901

5 Leo Reinisch (1832-1919), Ägyptologe, Afrikanist, Sprachwissenschaftler in Graz; das Treffen fand in Schuchardts Grazer Stammlokal „Elephant“ am Murplatz (heute Südtirolerplatz) statt.

6 Kontext unklar; möglicherweise ist der Neurologe Friedrich Hartmann (1871-1937) gemeint, den Schuchardt möglicherweise konsultiert hat bzw. in einem Vortrag gehört haben könnte.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek. Siehe: [Portal]/Österreichische Nationalbibliothek, " Schuchardt, Hugo, 1842-1927 [VerfasserIn] ; Karabacek, Joseph von, 1845-1918 [AdressatIn]" (Sig. 0564)