Hugo Schuchardt Archiv

Gotha, Siebleberstr. 33
20 März 99

Verehrter Herr Kollege,

Ich kann augenblicklich nicht in die Sitzungsberichte unserer Akademie einsehen; aber ich könnte es fast beschwören dass meine letzte Abhandlung dort (und zwar im kürzlich ausgegebenen Bande) m d. T. Romanische Etymologien I erschienen ist. Dunkel entsinne ich mich des leisen Missbehagens das ich fühlte, als ich sie im Anzeiger als Romanische Studien I bezeichnet fand - ich hatte keine Korrektur der allerdings nur ganz kurzen Inhaltsangabe erhalten.

Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir die ergebenste Anfrage, die mir durch die Holzhausensche Druckerei bei Uebersendung der Korrektur für den |2| Anzeiger beantwortet werden könnte: wann frühestens der Druck meiner Abhandlung beginnen könnte und wie viel Zeit er wohl in Anspruch nehmen würde. Die Sache ist nämlich die. Es war mir jetzt nicht mehr möglich - da ich durchaus abreisen musste - die Verifikation aller Formen und Citate durchzuführen. Demnach kann ich die Korrekturen nur in Graz besorgen, entweder im Sommer- oder im Wintersemester. Ich selbst aber kann gar Nichts Bestimmtes zusagen, da meine nächste Zukunft von dem Verlauf des Siechthums meiner 83jährigen Mutter abhängt. Immerhin würde für mich die erbetene Auskunft von Nutzen sein.

Mit der Versicherung meiner
ausgezeichneten Hochachtung

Ihr ergebenster
HSchuchardt

|3| Eben kommt mir der Budapesti hirlap vom 16 März in die Hand. Im Feuilleton „Wissenschaftliches Leben“ ist am Schluss von der arabischen Expedition die Rede.¹ Für den Fall dass es sich nicht um den Abdruck aus einer Wiener Zeitung - doch ist mir in solcher nichts aufgestossen - handeln sollte, interessirt Sie die Darstellung vielleicht; sie weicht einigermassen von der ab, die ich vor 9 Tagen aus Reinisch’s Mund² hörte. Graf Landberg würde derjenige gewesen sein der keinen Kreuzer zahlen wollte und den Salten mit „Hund und Räuber“ betitelte.³