Oskar von Hassek an Hugo Schuchardt (04-04470)
von Oskar von Hassek
an Hugo Schuchardt
16. 12. 1878
Deutsch
Schlagwörter: Romanische Studien Mussafia, Adolf Lotheissen, Ferdinand Plötz, Karl (1878)
Zitiervorschlag: Oskar von Hassek an Hugo Schuchardt (04-04470). Piran, 16. 12. 1878. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8394, abgerufen am 01. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8394.
Pirano 16/XII 78
Hochgeehrter Herr Professor!
Ich erstatte Ihenen meinen besten Dank für die von Euer Hochwolgeboren gezeigte Bereitwilligkeit meine Angelegenheit beim h. Ministerium befürworten zu wollen. Ich setze mich gelich zur Arbeit, um meine Heste binnen eines Monats abschreiben zu können. Nur muss ich noch Euer Hochwolgeboren über Einiges in’s Klare setzen. Vor ungefähr vier Jahren hatte mich der hiesige Landesschulinspektor aufgemuntert die Elemnetargrammatik des Dr. C. Ploetz1 für italienische Realschulen zu bearbeiten. Ich war eigentlich mit dieser Ansicht nicht einverstanden, denn solche Bearbeitungen fallen fast immer schlecht aus. Dessenungeachtet überging ich zur Bearbeitung und unterbreitete mein Manuskript im Jahre 1876 dem h. Ministerium. Auf Anrathen des Professors Mussafia2 oder des Dr. Lothheisen3, wurde mir aber meine Arbeit mit dem Bemerken zurückschickt, sie sie voll Unrichtigkeiten und ich solle sie wieder durchsehen.
|2|Da ich aber für meine eigene Arbeit sehr wenig eingenommen rede, da Sie selbst mir zu schlabonenartig vorkam, so warf ich sie kurzweg in den Papierkorb. Aus diesem Grunde bitte ich Sie nun, geehrtem Herr Professor, wenn Sie über meine Angelegenheit im Ministerium ansprechen sollten, dem Herrn Referenten für Mittelschulen, Ministerialrath Krischek4, zu bemerken, dass meine jetzige Grammatik keine Bearbeitung, sondern eine Originalarbeit sein wird.
Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie meinen kleinen französischen Aufsatz5 zu freundlich aufgenommen haben. Ich möchte gern mehr leisten und mich den romanischen Studien mit Wärme hingeben. Kann es aber leider nicht thun, da mir alle Behelfe fehlen und ich an der Schule ganz in Anspruch genommen bin. Denken Sie nur, hochgeehrter Herr Professor, dass ich 18 Stunden wöchentlich zu unterrichten habe, und dass ich nebenbei zu Hause noch 20 Stunden wöchentlich den italienischen u. französischen Aufgaben widmen muss, da die Correktur der Haus= und Schulaufgaben schrecklich viel Zeit raubt.
|3|Indem ich mich nochmals des erprobten Güte Euerer Hochwolgeboren empfehle, verbleibe ich
hochachtungsvoll
Ihr ergebener
von Hassek
1 Carl Ploetz / Karl Plötz (1819-1881), deutscher Gymnasiallehrer und Fach- bzw. Schulbuchautor; Verf. von Elementar-Grammatik der französischen Sprache, Berlin: Herbig, zahlreiche Aufl.
2 Adolf Mussafia (1835-1905), österr. Romanist dalmatinischer Herkunft; vgl. HSA 07635-07691.
3 Ferdinand Lotheissen (1833-1887), deutsch-österr. Romanist, Kollege Mussafias; vgl. HSA 1833-1887.
4 Eduard Krischek (keine Daten), Landesschulinspektor in Innsbruck, später Ministerialrat.