Hugo Schuchardt an Pio Rajna (34-9)

von Hugo Schuchardt

an Pio Rajna

Graz

24. 02. 1910

language Deutsch

Schlagwörter: Il Marzocco Dankschreiben Publikationsversand Etymologie Spiele Ethnologie, Anthropologie, Volkskunde Sprachkontakt (allgemein) Sprachgeschichte (intern)language Baskisch Kluge, Friedrich Rajna, Pio (1910)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Pio Rajna (34-9). Graz, 24. 02. 1910. Hrsg. von Luca Melchior (2012). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.833, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.833.


|1|

Lieber Freund!

Ihr Artikel im Marzocco1 den Sie mir freundlichst geschickt, hat mich in besonderem Grade interessiert! Dass die Engländer der ganzen Welt die Spiele gestohlen haben um sie ihr anglisiert zurückzugeben, wußte ich längst. Aber daß sie es schon so früh getan haben, ist mir neu und daß Sie [sic] sich dabei eines deutschen Wortes bedienten! Ich habe Ihre Etymologie: tennis Gen. von Tenne unserm (leider blinden) Germanisten Kluge in Freiburg mitgeteilt, um sein Urteil darüber zu hören. Beim Ballspiel das doch einst den europäischen Völkern gemeinsam war und in wahrhaft grossartiger Weise und zugleich wesentlich nach der alten Überlieferung nur noch von den Basken betrieben wird, ist manches rätselhaft. Ich habe mir immer schon wegen |2|bask. bleka (spielen – ka ist Adverbialendung) den Kopf ze[r]brochen; es schien mir sicher dass das ble für play aus der Zeit stammt da die Engländer im Südwesten Frankreichs saßen; aber wie erklärt sich die besondere Bedeutung des Wortes? Fahren Sie nur fort zu etymologisieren, teurer Freund!

Mit herzlichem Gruss

Ihr

HSchuchardt


1 Rajna, P. 1910. ‘Per la storia del ‘tennis’’. In Il Marzocco XV, 7 vom 13. Februar 1910, pp. 1-2.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Biblioteca Marucelliana, Firenze. (Sig. 9)