Nathaniel J. Bacon an Hugo Schuchardt (01-00399)

von Nathaniel J. Bacon

an Hugo Schuchardt

New Haven

08. 03. 1908

language Deutsch

Zitiervorschlag: Nathaniel J. Bacon an Hugo Schuchardt (01-00399). New Haven, 08. 03. 1908. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8161, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8161.


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256 Bradley St., New Haven, Conn. , Ver. Staaten, den 8ten März, 1908
an Herrn Prof. Dr. Hugo Schuchardt
Gratz, Austria.

Geehrter Herr Professor,

Der Professor H. R. Lang1 in der hiesigen Universität (Yale) hat mir empfohlen Ihnen zu schreiben, über etwas das ich ihm neulich vorgelegt habe, und wovon er weiter nichts gewusst hat, nämlich von dem Werthe des Charakters2 X auf spanisch und ebenfalls von dem des B. Die Beiden scheinen mir von griechischem Ursprung zu kommen. Zweifellos sind die Griechen in Spanien lang eher als die Römer gewesen und ebenso in Marseilles, und die weitere Angabe haben wir von Caesar dass zu seiner Zeit noch das griechische Alphabet in der Gallia in Gebrauch war, und wieder wissen wir dass schon etwas früher unter den Iberern b als v galt, weil in Rom der Sprach lief dass diesen vivere et bibere unum est. Natürlich sollte das spanische X dem griechischen Chi (χ) entsprechen und nicht dem ksi (ξ).

Eine Forschung die ich jetzt unternehmen möchte scheint eine grosse Wichtigkeit auf die Sprache der Basken zu legen. Können Sie mir sagen wo ich eine Grammatik und Wörterbuch dieser Sprache finden kann?

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Ich glaube dass der Fürst Roland Bonaparte3 so etwas ausgegeben hat, kann aber hier nichts weiteres darüber finden.

Nöthigen Falls kann ich spanisch lesen, doch wäre es mir viel leichter auf französisch oder englisch, wenn es eine Wahl geben sollte, deutsch wie Sie sehen verstehe ich auch ziemlich, und gewisser Maassen lateinisch. Giebt es auch eine Uebersetzung des Neuen Testaments auf Basque?

Ergebenst
Nath.l T. Bacon


1 Henry Roseman Lang (1853-1934), US-amerikanischer Romanist mit deutsch-schweizerischen Wurzeln, der 1890 in Straßburg romanistisch promoviert worden war und später in Yale Karriere machte; vgl. HSA 06221-06223.

2 Engl. für „Buchstabe“.

3 Gemeint ist wohl Louis Lucien Bonaparte (1913-1891), Neffe von Napoleon Bonaparte, ein bedeutender Chemiker und Sprachwissenschaftler; vgl. HSA 01201-01211.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 00399)