Johann Arneiz an Hugo Schuchardt (01-00170)

von Johann Arneiz

an Hugo Schuchardt

Graz

13. 12. 1903

language Deutsch

Zitiervorschlag: Johann Arneiz an Hugo Schuchardt (01-00170). Graz, 13. 12. 1903. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8160, abgerufen am 20. 07. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8160.


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[Graz, 13.12.1903]

Euer Hochwohlgeboren!

Sehr geehrter Herr Hofrat!

In Beantwortung Ihrer geschätzten Karte erlaube ich mir auf Ihre Anfrage folgendes zu antworten.

Ich für meine Person habe speziell für den Laut k solche Schwierigkeiten nicht bemerkt.

Jedoch wirft man den Slovenen (den schlechtz deutsch sprechenden) deutscherseits gerne vor, daß sie im Deutschen statt des k-Laures eine Art g-Laut etwas aspirirt, ähnlich etwa dem dialektisch-deutschen gg (bei Lexer1) sprechen. Dies trifft nach meinem Gefühl eher für die Krainer Slovenen

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u. zwar für die Oberkrainer aus der Kronauer Gegend2 zu. Selbst da scheint mir der Deutsche nur einen g-Laut zu hören, weil der k-Aussprache die Aspiration fehlt. Wenn der Deutsche dann spottend den Laut wiedergibt, so übertreibt er ihn natürlich und bringt ihn dem g näher.

Die Rosentaler3 aspirieren aber das k [weil sie es für ihrem k (?) entsprechend machten] im Gefühl des Gegensatzes und der Absicht es möglichst stark zu sprechen, eher etwas zu stark als zu schwach, entsprechend auch das deutsche h und das deutsche r, weil die korrespondierenden slovenischen Laute viel leichter sind.

Von den Schwierigkeiten beim Erlernen kann keine Rede sein, weil auch sonst das k wie das g (sonst = k), bei pathetischer Aussprache und beim Gebrauch der sloven. (wie der deutschen) Schriftsprache deutlicher, stärker wird.

Vor 40 und mehr Jahren, als das Deutsche noch nicht in den Schulen gelernt

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wurde sondern im Verkehr, da sprach man auch das deutsche k als ˃ und das deutsche g als h – wie heute noch ganz alte Männer und ältere Frauen beweisen –, was nebenbei gesagt das bei uns gesprochene Deutsch zu einem ganz eigentümlich gefärbten Dialekt machte.

Das, was ich über den k-Laut zu sagen weiß.

Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung verbleibe ich

Euer Hochwohlgeboren

ergebenster
JArneiz

Graz, am 13. Dez. 1903.


1 Mathias Lexer, Verf. eines mehrfach aufgelegten mittelhochdeutschen Taschenwörterbuchs.

2 Kranjska Gora ist eine Gemeinde in der Oberkrain im äußersten Nordwesten Sloweniens.

3 Rožni Dol: Rosenthal in der Unterkrain; auch: in der Weißen Krain, auch: in der Windischen Mark.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 00170)