Karl Zangemeister an Hugo Schuchardt (23-12965) Karl Zangemeister Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.8137 23-12965 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 12965 Karl Zangemeister Papier Brief 4 Seiten Bad Ems 1901-09-06 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2020 Die Korrespondenz zwischen Karl Zangemeister und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Karl Zangemeister Bad Ems 1901-09-06 Hugo Schuchardt Germany Bad Ems Bad Ems 7.71369,50.33544 Korrespondenz Karl Zangemeister - Hugo Schuchardt Korrespondenz Deutsches Archäologisches Institut (Rom) Museo Archeologico (Florenz) Universität Heidelberg Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Ems, 6. Sept. 1901 (Lahnstrasse 23) Lieber Freund,

ich bin ein Leidensgefährte von Dir. Im Februar und März habe ich an einer bösen Bronchitis gelitten, bin dann nach Lugano geschickt worden und brauche jetzt hier eine Kur, um nach Beseitigung der Bronchitis mich für den Winter sicherer zu stellen.

Die Nerven spielen übrigens hierbei offenbar auch eine Rolle, so daß ich lieber in ein Seebad gegangen wäre; der Arzt war aber der Ansicht, daß jetzt die willkommene Ausheilung der Athmungsorgane die Hauptsache sei. Da Du ein freier Mann bist, würde ich Dir empfehlen, bei Eintritt kälteren Wetters nach BiskraOasenstadt im östlichen Algerien; der Ort scheint damals ein „Geheimtipp“ gewesen zu sein; vgl. Wendelin Foerster (HSA 03099 vom 5.10.1900), der allerdings ein recht negatives Bild zeichnet: „Der hier einsetzende Nebel, Regen usf. drängt zur baldigen Flucht nach Süden, wo ich bis Mai bleiben muß. Ich soll wieder nach Biskra, da Riviera, Corsica, Sardinien, Sizilien, Tunis, Algier durch starken Wind und Regen für mich unmöglich sind. Allein das elende, schmutzige, laute Araberdorf, wo ich schon einmal 4 Monate gewesen, flösst mir Angst ein“. bis zum Frühjahr zu gehen, über das ich von Freunden viel Interessantes und Rühmliches gehört habe. Dorthin kommt kein kalter Luftzug. Man hat dort weit mehr als in Oberägypten den Eindruck in Centralafrika zu sein. 2 Schweizer Hotels (das theurere ist vorzuziehen). Vgl. den franz. Führer (guide Joanne) von Algerien. Louis Piesse, Itinéraire de l’Algérie de la Tunisie et de Tanger, Paris: Hachette, 1882 (Collection de guides-Ioanne). Eisenbahn von Philippsville bis Biskra. Das im Norden vorliegende Gebirge Alcantara soll landschaftlich wunderbar sein. Nahe dieser Eisenbahn liegt Timgad (Thamugadis), das afrikanische Pompeji, aber diesem in vielen Beziehungen überlegen.

Von Pompeji selbst kann ich Dir leider für dein futologisches Interesse nicht beisteuern. Hast Du denn schon bei Mau angefragt? August Mau (1840-1909), klass. Archäologe und Pompeji-Forscher, ab 1873 Sekretär des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom. Soviel ich weiß, wohnt er bis Ende dieses Monats in Pompeji (ob jetzt noch im Sole oder, wo ich stets wohne, im Hôtel Suisse, weiß ich nicht).

Für Mittelitalien u. Norditalien kann Dir wohl Pigorini Luigi Pigorini (1842-1925), ital. Archäologe und Ethnologe; vgl. HSA 08835. in Rom helfen. Das Beste aber dürfte sein, wenn Du selbst das südliche Etrurien besuchst, wo ich 1864 mit Nissen Heinrich Nissen (1839-1912), deutscher Althistoriker; vgl. HSA 07921. herumgewandert bin. Jetzt gibt es verschiedene Eisenbahnverbindungen. Bracciano, Viterbo, Bolsena, Toscanella, Marta, Montefiascone, Bagnorea, Sutri, Nepi. In diesen Gegenden hat sich gewiß viel Altes erhalten.

Du solltest aber jedenfalls Deinen Plan, über die pompejanischen Spindeln eine Monographie zu schreiben, zur Ausführung bringen. Du findest gewiß gelegentlich Künstler, die Dir die charakteristischen Hauptkonturen unter Deiner Anweisung zeichnen können.

Was das Mainzer Museum betrifft, so wendest Du Dich am besten (wenn Du willst, unter Berufung auf mich) an Prof. Dr. Karl Schumacher, „Museumsdirektor in Mainz“. Karl Schumacher (1860-1934), deutscher Provinzialrömischer Archäologe, Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission in Baden, ab 1901 erster Direktor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz; vgl. HSA 10433-10434. Sonst bin ich gern bereit, an ihn zu schreiben, worüber ich einer Mitteilung von Dir entgegensehe. Sch. ist seit März 1901 erster (archäol.) Direktor; Lind. Sohn zweiter Dir. (der Vater ist vor mehreren Jahren gestorben). Ludwig Lindenschmid (1850-1922), Sohn des Museumsgründers Ludwig L d. Ä. (1809-1893), von Hause aus Landschafts- und Porträtmaler.

Kennst Du die Museen von Cortona, Arezzo, Volterra, Siena u. Florenz (Milani Luigi Adriano Milani (1854-1914), Philologe, Numismatiker und erst Mitarbeiter, dann (1884) Direktor des Museo archeologico nazionale di Firenze.)? Ich glaube, Prof. von Duhn in Heidelberg, Friedrich von Duhn (1851-1930), Archäologe, seit 1880 Prof. in Heidelberg. der sehr viele und gute Beziehungen in Italien hat, wird Dir gute Fingerzeige u. Empfehlungen geben können. – Falls Du nach Biskra fährst, mußt Du das Museum in Karthago etc. besuchen (Monsieur Gaukler ist da wohl der Hauptkenner). Paul Gauckler (1866-1911), franz. Archäologe, Denkmalschützer und Museumsdirektor; keine Korr. mit Schuchardt.

Es thut mir leid, daß ich Dir, namentlich (??) von hier aus, nicht mehr für Deinen Zweck bieten kann, stehe aber natürlich für Weiteres immer gern zu Diensten.

Solltest Du in der nächsten Zeit nach Deutschland kommen, so rechne ich bestimmt darauf, daß Du mich in Heidelberg aufsuchen wirst. Vielleicht findest Du auf unsrer Bibliothek, wenn wir zusammen nachforschen können, doch noch Manches für Deinen Zweck.

Mit besten Grüßen treulichst Dein Karl Zangemeister