Karl Zangemeister an Hugo Schuchardt (02-12944)
an Hugo Schuchardt
05. 02. 1867
Deutsch
Schlagwörter: Universität Würzburg Universität Straßburg Universität Breslau Königlich Preußische Staatsbibliothek Berlin Universität Jena Universität München Studemund, Wilhelm Rom Mailand Förster, Ernst (1848) Baedeker, Karl ([o. J.]) Schuchardt, Hugo (1868)
Zitiervorschlag: Karl Zangemeister an Hugo Schuchardt (02-12944). Gotha, 05. 02. 1867. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8116, abgerufen am 04. 11. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8116.
Gotha, d. 5.II.67.
Lieber Schuchardt!
Du erhältst hierbei meinen Förster Bd. I.1 Ich kann Dir dies Buch jedoch keineswegs empfehlen, es ist in allen Angaben über Gasthäuser etc., für die man ein solches Werk doch hauptsächlich braucht, so gut wie unbrauchbar. Mittel= u. Unteritalien von Förster habe ich nur in einer alten Ausgabe, die jetzt antiquirt ist, und schicke sie deshalb nicht mit. Ich rathe dir, auf alle Fälle Baedeker’s Italien I-III2 zu kaufen und zwar, ehe du nach Italien gehst, da Du jenseits der Alpen einen bedeutenden Aufschlag mitbezahlen müßtest.3
Jahn, specimen epigr. pag. 27 n. 25 kommt vor ein C. Valerius Mitridas (so ohne H); ferner pag. 40 n. 130 ein C. Valerius Mithridas.
De Rossi Bull. Crist. III pag. 11 (nicht 17) steht die Inschrift mit VIXITI.
Hoffentlich bist du mit dem Drucke Deiner Nachträge und Register recht bald fertig.4 Ich rathe Dir, Dich recht damit zu eilen, um möglichst bald über die Alpen gehen zu können. Ehe Du aber Dein Buch vollkommen abgeschlossen hast, würde ich an Deiner Stelle auf keinen Fall nach Italien reisen. Denn, einmal jenseits der Alpen, wirst Du schwerlich bald den 3. Band beschließen. |2| Sobald Du aber die letzten Correcturbogen abgesendet hast, mußt Du unbedingt sofort auf dem direktesten Wege nach Italien fahren. – Wozu willst Du nutzlos in der Schweiz die schöne Zeit vertrödeln? – Ich rathe Dir recta via nach Mailand zu gehen, wo Du Studemund5 antriffst, der sich sehr freuen wird, wenn er Dich in Deinen Studien des Italienischen und besonders des Mailändischen Dialektes, den er ebenfalls sehr fertig spricht, unterstützen kann. Durch Studemund wird Dir auch die Ambrosiana in sehr ausgedehnter Weise zugänglich sein.6 (Ich lege Dir eine Karte an St. bei).7 – Du mußt natürlich selbst am besten beurtheilen können, wie lange Du in Mailand bleiben mußt. Um Italiänisch zu lernen, würde es wohl zweckmäßig sein, bald von Mailand nach Florenz aufzubrechen. Hier findest Du meinen Freund Wilmanns8 (Borgo SS. Apostoli 17 bei Herrn Nardini) u. Schöll9 aus Weimar (Privatsekretär beim |3| Pr. Gesandten v. Usedom)10 und Th. Heyse.11 Wilmanns wird, sobald es angeht, nach Rom zurückreisen und ich empfehle Dir, Dich ihm anzuschließen. – Wilmanns ist, (unter uns gesagt!) Erzieher des Sohnes des Pr. Gesandten in Rom, von Arnim.-12 Den Winter mußt Du in Rom zubringen!
Also Glück auf die Reise! Ich höre hoffentlich recht bald von Deiner Ankunft in Mailand!
Mit besten Grüßen
Dein
K. Zangemeister
1 Ernst Förster, Handbuch für Reisende in Italien. Mit einem Wegweiser für Leidende von Dr. Rudolph Wagner. Mit vielen Karten und Plänen, München: Literar.-artist. Anstalt d.J. G. Cottaschen Buchh., 1848 [mehrfach wieder aufgelegt].
2 Karl Baedeker, Handbuch für Reisende, Italien (diverse Aufl.).
3 Schuchardt war jedoch bereits im April 1864 in Rom gewesen und damit kein „Italien-Neuling“.
4 Schuchardt, Der Vokalismus des Vulgärlateins, Bd. 3: Nachträge und Register, Leipzig: Teubner, 1868.
5 Wilhelm Studemund (1843-1889), Klass. Philologe, Schüler von August Boeckh und Moritz Haupt, hatte von 1864-1868 in Italien gelebt und in verschiedenen Bibliotheken gearbeitet. Er war später Professor in Würzburg, Greifswald, Straßburg und Breslau; vgl. HSA 11351.
6 Studemund hatte dort die kritische Edition der Plautinischen Vidularia, die nur in der Ambrosianischen Handschrift überliefert ist, erstellt.
7 Nicht erhalten.
8 August Wilmanns (1833-1917), Klass. Philologe (Studium in Bonn), hielt sich als Erzieher der Kinder des preuß. Gesandten von Arnim beim Vatikan 1865-69 in Rom auf, ab 1870 Oberbibliothekar in Freiburg i. Br., ab 1875 in Göttingen, dort auch Bibliothekar, ab 1905 Generaldirektor der Berliner Kgl. Bibliothek. (Es ist keine Korrespondenz mit Schuchardt überliefert).
9 Rudolf Schöll (1844-1893), Klass. Philologe, später Professor in Greifswald, Jena, Straßburg und München; vgl. HSA 10143.
10 Guido von Usedom (1805-1884), preuß. Diplomat, zeitweise Gesandter bei Kg. Vittorio Emanuele II.
11 Theodor Heyse (1803-1884), deutscher Altphilologe und Privatgelehrter, der ab 1865 zu Handschriftenstudien in Italien lebte und in Florenz verstarb.
12 Harry von Arnim-Suckow (1824-1881), Gesandter der Preuß. Regierung beim Hl. Stuhl; er hatte einen Sohn Henning August (1851-1910).