Julius Zacher an Hugo Schuchardt (05-12931)
von Julius Zacher
an Hugo Schuchardt
19. 10. 1872
Deutsch
Schlagwörter: Böhmer, Eduard Leskien, August Straßburg Leipzig Schuchardt, Hugo (1870)
Zitiervorschlag: Julius Zacher an Hugo Schuchardt (05-12931). Halle, 19. 10. 1872. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.8105, abgerufen am 11. 07. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.8105.
Halle a. S. 19 October 1872.
Rannische str. 3.
Hochgeehrter herr doctor!
Anbei sende ich Ihnen mit bestem danke Ihre bücher und zeitungsblätter zurück, nachdem sie ihre guten dienste geleistet haben. Auch die zeitungsnummern haben sich als recht nützlich erwiesen. Aus dem gestern an mich gelangten circular habe ich ersehen, dass der decan meinem entwurfsschreiben zwar durch redactionelle änderung eine mehr geschäftsmässige form gegeben; aber alles wesentliche, d. h. das thatsächliche und die motivierung beibehalten hat, und dass diejenigen facultätsmitglieder an welche das circular vor mir gelangt war, einfach zugestimt haben. Sonach steht Ihre sache, soweit es die facultät betrifft, ganz günstig; aber Sie brauchen deshalb doch noch nicht den siegesgesang anzustimmen, da noch zwei instanzen, curatorium u. ministerium zu durchlaufen sind. Mit dem hrn. curator will ich, wenn irgend möglich, selber deshalb reden. Ins ministerium wird die sache voraussichtlich im laufe nächster woche gelangen. Haben Sie nun zuverlässige freunde in Berlin, welche zutritt und einfluss beim minister besitzen, dann können Sie diese, wenn Sie wollen, veranlassen, dass sie zur sache reden, aber vorsichtig und geschickt, damit Sie nicht am ende gar mehr schaden als nützen u. die angelegenheit noch |2| hart vor dem abschlusse verschütten. Nöthig ist es meines erachtens nicht, dass Sie durch Ihre freunde in Berlin wirken lassen; ja Sie handeln vielleicht weiser, wenn Sie sich ganz passiv verhalten. Dass prof. Boehmer noch von Strassburg aus für seinen schüler zu wirken versucht, wird ihm kein billig denkender verargen. An dem urteil und beschlusse der facultät ist dadurch, so viel ich bis jetzt weiss, nichts geändert worden.
Für das exemplar Ihrer habilitationsschrift,1 welches Sie so gütig waren mir persönlich zu senden, sage ich Ihnen meinen besten Dank. – Wenn Sie die professur erlangen, so werden Sie mir hoffentlich nicht übel nehmen, wenn ich mir erlaube einige auf dieselbe bezügliche wünsche bescheidenlich auszusprechen. Am 28. Spt. habe ich brieflich an prof. Leskien2 einige bitten gerichtet. Da ich bis jetzt ohne antwort geblieben bin, muss ich besorgen, dass der brief nicht in seine hand gelangt sei, vielleicht weil er während der ferien noch abwesend war. Es wäre nicht das erstemal, dass mir das gerade in Leipzig passierte. Vor jahren ist mir ein ganz unersetzlicher brief auf diese weise verloren gegangen. Stehen Sie mit ihm in beziehung, dann haben Sie vielleicht die güte, wenn Sie ihn sehen, ihm meine empfehlung auszurichten und zu fragen ob er jenen brief erhalten hat.
Mit dem wunsche besten gelingens hochachtungsvollst
Ihr
ergebenster
J. Zacher.
1 Schuchardt, Über einige Fälle bedingten Lautwandels im Churwälschen. Gotha: Perthes. (Brevier/HSA Nr. 005).
2 August Leskien (1840-1916), deutscher Indogermanist und Slawist; vgl. HSA 06419-06438.