Hugo Schuchardt Archiv

Halle a. S. 11 October 1872.

Hochgeehrter herr doctor!

In ihrer sitzung am 10 Oct, in welcher alle vertreter der histor., philolog., und philosoph. Disciplinen (bis auf einen) und einige der mathem. naturwiss. zugegen waren, hat die phil. fac. einstimmig beschlossen, die herren dr. Stengel¹ u. prof. Gröber² zwar zu nennen und ihnen ihre vollgebührende ehre zu geben, aber den Leipziger privatdocenten hrn. Dr. Hugo Schuchardt allein für die bei ihr erledigte ordentl. prof. für roman. philologie vorzuschlagen. Mit dem entwurfe des erforderlichen schreibens hat die fac. mich beauftragt, ich habe es abgefasst u. so eben an den prodecan, hrn. prof. Pott³ gesandt. Es bleibt nun noch zu erwarten, ob es die zustimmung des prodecanes u. der fac. finden, oder ob man änderungen oder auch ein ganz anderes schreiben belieben werde.

Es freut mich aufrichtig, Ihnen dies vorläufige ergebnis mitteilen zu können. Ich thue es jedoch unter der ausdrücklichen bedingung dass Sie die sache, die für die öffentlichkeit |2| noch nicht reif ist, vorläufig noch ganz unter uns behalten und nichts darüber verlauten lassen. In einigen tagen wird sich weiter entscheiden, in welcher form der antrag an das curatorium geht, von wo aus dann, wahrscheinlich ohne aufenthalt, an den Hrn. Minister berichtet wird. Wie der schliessliche endentscheid ausfallen wird, das lässt sich auch heut noch nicht sicher sagen, da noch andere einflüsse ins spiel kommen können. Indes ist doch wenigstens etwas erreicht.

Ihre bücher behalte ich noch hier, für den fall dass ich ihrer vor dem hiesigen abschluss der angelegenheit noch etwa bedürfen sollte.

Mit dem herzlichen wunsche völligen bessendgelingens und herzlichem grusse

Ihr

ergebenster

J. Zacher.