Gustav Meyer an Hugo Schuchardt (05-07166) Gustav Meyer Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.8035 05-07166 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 07166 Gustav Meyer Papier Brief 4 Seiten Graz 1879-05-08 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann 2019 Die Korrespondenz zwischen Gustav Meyer und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Gustav Meyer Graz 1879-05-08 Hugo Schuchardt Austria Graz Graz 15.45,47.06667 Korrespondenz Gustav Meyer - Hugo Schuchardt Korrespondenz Universität Prag Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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Graz 8/5 79 Lieber Herr von Schuchardt

Ihren Brief aus Sevilla habe ich kurz nach meiner Rückkehr von meiner Abwesenheit erhalten und mich gebührlich darüber gefreut. Nehmen Sie meine besten Glückwünsche zu dem Stern von RumänienDas entsprechende Diplom datiert vom 21.3.1879; vgl. Wolf, Nachlaß , 614 (Diplom; Ansuchen um Annahme des Ordens; Annahme des Ansuchens durch Statthalter; Beilage der Allgemeinen Zeitung). u. vivat sequens, Sie werden doch noch einige spanische und portugiesische mitbringen. Werden Sie nur im Glück nicht übermütig! Ihre Mitteilungen über das andalusische Aprilwetter haben mich einigermaßen getröstet über das Hundewetter, das mich auf meiner ganzen Reise verfolgt hat. Trotzdem war Makarts Festtag in Wien pompös und einzig!Der Maler Hans Makart gestaltete den am Sonntag, den 27. April 1879 in Wien stattfindenden Festzug zur fünfundzwanzigsten Vermählungsfeier des Allerhöchsten Kaiserpaares und war Teil der Feierlichkeiten aus Anlass der Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth. Hier habe ich ganz die alte Scheusslichkeit und Langeweile wiedergefunden, die dieses gottverlassene Nest auch zu andern Zeiten auszeichnet. So ein paar andalusische Frauenbilder könnten hier nicht schaden. Es wäre nett, wenn Sie einmal aus der Rolle des objektiven Beobachters heraus fielen und einige individuelle Erlebnisse mit diesen Perlen der Schöpfung zum besten gäben. Ein Feuilleton von Ihnen ist noch nicht erschienen – meines ist längst gedruckt, schon im März, und das Geld dafür verjubelt, ich habe Ihnen von diesem bedeutenden Opus seinerzeit ein Exemplar zugesendet, das bei den primitiven Zuständen der spanischen Post aber nicht in Ihre Hände gelangt zu sein scheint. Was sehr schade ist.

Herr von Glücksmann hat Graz glücklich verlassen, ich habe ihn noch flüchtig nach meiner Rückkehr gesehen. Mir gegenüber war er bis zum Schlusse ungebrochen und meinte, wenn ihm die politischen Verhältnisse des neu geeinigten Deutschland nicht passten, so würde er im Herbst sich hier als selbständiger Buchhändler etablieren. Elender Heuchler? Rittler gegenüber hat er Farbe bekannt und gestanden, daß er sowol hier als in Breslau mit unerschwinglichen Schulden fest hienge. Bei Ries allein ist er 200 Gulden schuldig geblieben. Ausserdem haben wir neulich hier einen Herrn aus Breslau gesprochen, der seinen Vater kennt, welcher einfacher Beamten bei der Oschles. Eisenbahn ist und einen Gehalt von 1200 M. bezieht, wovon er schwerlich den sumptuosen Lebenswandel des kleinen Herzogs bezahlen kann. Item – Die Affaire Willinger hat kein weiteres Nachspiel gehabt.

Daß Schoenbach Anton Schönbach (1848-1911), österr. Germanist in Graz, wo er von 1873 bis 1911 ununterbrochen tätig war. zum Herbst nach Wien an Tomascheks Karl Tomaschek (1828-1878), österr. Germanist in Graz und Wien. Stelle geht, habe ich Ihnen glaube ich schon geschrieben. Die Berufung ist gegen Scherers Willen vom Ministerium gemacht worden und Schoenbach scheint in Folge dessen mit der Clique etwas zerfallen zu sein. Man wollte durchaus Erich Schmidt Erich Schmidt (1853-1913), Schüler Scherers, von 1877-80 sein Nachfolger in Straßburg, ab 1880 Tomascheks Nachfolger in Wien. haben, auch die Wiener Commission, und man wird in Wien Schönb. grade nicht mit offenen Armen entgegen kommen. Wenn ich Ihnen außer- y dem mittheile, daß der alte Delius in Bonn Nikolaus Delius (1813-1888), Anglist und Shakespeare-Forscher in Bonn pensioniert ist, daß Krones Franz Ritter von Krones (1835-1902), österr. Historiker; vgl. HSA 05836-05840. Er ist Vf. zahlreicher Standardwerke, u.a. Geschichte der Neuzeit Oesterreichs vom achtzehnten Jahrhundert bis auf die Gegenwart, Berlin: Hofmann, 1879 . für seine oesterr. Geschichte die eiserne Krone bekommen hatIn drei Stufen verliehene Verdienstauszeichnung. und daß die arme Frau RiehlDer Philosoph Alois Riehl (1844-1929), seit 1878 Grazer Ordinarius, war in erster Ehe mit Paula geb. Polster, Tochter eines Lederfabrikanten aus Klagenfurt, verheiratet, die 1879 verstarb. endlich gestorben ist, so dürften meine Neuigkeiten voll erschöpft sein.

Frau Veruner habe ich von Ihren düstern Rachegedanken Mitteilung gemacht, da ich in Prag wieder 8 Tage dort gewohnt habe. Sie meinte, Sie seien náoriedjTschechisches Wort, nicht identifiziert, i. S. von russ. наорáтЬ „schimpfen, laut schreien“? und bildeten sich Dinge ein, die gar nicht existierten; sie hat versucht mir eine Aufklärung über Ihre Incriminationen zu geben, die sehr lang war und die mir nur zum Teil im Gedächtnis geblieben ist. Bis Sie zurück kommen, werde ichs wol ganz vergessen haben. Machen Sie ein paar spanische Sonetts auf sie und damit wird der Conflict endgiltig beigelegt werden. Cornu Jules / Julius Cornu (1849-1919), schweiz.-österr. Romanist, zu diesem Zeitpunkt Prof. in Prag. habe ich leider über seine portugiesischen Erlebnisse nicht ausholen können, da er in Paris war; er soll in Lissabon wie ein Straßenkehrer gelebt haben. Ihn werden die portug. Frauen nicht viel Zeit gekostet haben. Mit dem Wunsche, daß sie Ihnen nicht irgendeinen eifersüchtigen Degenstoss beibringen

Ihr freundschaftlichst ergebener GMeyer.