Hildebrand Cornelis Klinkert an Hugo Schuchardt (03-05582)
von Hildebrand Cornelis Klinkert
an Hugo Schuchardt
25. 11. 1889
Deutsch
Zitiervorschlag: Hildebrand Cornelis Klinkert an Hugo Schuchardt (03-05582). Leiden, 25. 11. 1889. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7999, abgerufen am 15. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7999.
Leiden 25 Nov, 1889
Sehr geehrter Herr Professor,1
Weil ich sehr wenig Zeit habe, will ich Ihren Brief nur kurtzlich beantworten. Erstens ist es sehr schwierig eine genaue Uebersetzung zu geben2 wenn man das Original nicht vor sich hat. Man weis ja dan der Zusammenhang nicht, und kann auch nicht gut sehen, was der Meinung des Schreibenden ist. Ich will versuchen etwas aus Ihre Coupletten zu machen:
Sisir rambart kirab-kirab, d. i. Die Haare tüchtig auseinander kämmen.
Matak nasi sakoekoesan, d. i. Reis kochen, ein ganzes Korbchen.
Atti gingsir kira-kira, d. i. Das Hertz wird in seine Gedanken geirrt, (gingsir ist abweichen).
Mautah (besser mĕutĕķ) djadi kĕkourouvan, Das fett und fleischige wird viel zu mager.
Somggoe euck lo sajver timboel, d. i. Wirklich die gewachsene Gemüse sind angenehm,
Soenggoe euak di kampoeng Moendjoet, d. i. Wirklich ist es angenehm im Viertel Moendjoet
Kaloe masak (vielleicht masoķ) sampé |2| tengari, d. i. Wenn man da hineingeht bis am Mittag.
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Ein Gedicht wird gemacht durch eine Turteltaube
Sie sitzt noch gegenüber ihren Schwanz
Warum sehe ich Ihnen in übeler Laune?
Und das Gemüth aüßerst zerstört?
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Vom Freitag-abend bis in die Nacht auf Samstag;
Sehet doch die verschiedene Tänze
Weil Vielen ihm quälen (plagen.)
Wird er nicht lange Spielen (am Spiel theilnehmen).
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Die Tänzer sind ermüdet,
Vom stampfen mit den Füßen;
Die Herren wollen nach Hause gehen,
Nehmen den Hut ab und grüßen.
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Die Freunde haben sich versammelt,
Versammelt um zu trinken,
Ihre Weiber werden eine Würfelspielgesellschaft
Ihre ganze Habe wird verkauft.
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Großmutter Nj. (ihre Nahme) Großmutter Nj.
Braucht ein Kleid mit Falten
Dies ist das Zeigen [gem. Zeichen?] eines faulen Menschen,
Wenn er keinen Deut in der Hand hat.
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Die Kinder sollen nicht grob sein
Die Eltern werden dies hassen
|3|Wenn wir in der Sünde leben
Empfangen wir Morgen oder Übermorgen die Strafe (dafür).
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Boeroeung bango ist Reiher
Gegolang ist mir nicht bekannt. Wohl aber galang = Schiffswerft, ung gegelang eine Platznahme auf Java.
Stoelou merak sapreti amas, würde ich uebersetzen mit: Pfauenfeder sind wie Gold.
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Banjak orang lawan pĕrkara, würde ich übersezten: Vielen Leute empören sich wieder die Sache (sich wieder die Sache versetzen).
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Tari-tarik hidoeung dikoekoeman, würde ich übersetzen: fortwährend die aufziehen ins Gesicht.
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Njay dajang-dajang, d. i. Die verschiedene Jungfrauen.
Dajangja dari ketou klopa, ihre Gesellen sind nur der Kokosgarten
Kebon kalapa dari sabrang, der Kokosgartn ist vom Ueberwall
Njay-njay dikampon tjina, die Haushälterinnen, im Viertel der Chinesen,
|4|olingo verstehe ich nicht.
dank u Papa, dank u Mama ist Holländisch3
Das malaioportugiesische Couplet verstehe ich nicht.
Pinang doewa bilah, muß, glaube ich, doewa bĕlah, d. i. von Körpergliedern jede Zwei welche beieinander gehören. Hier bedeutet es, glaube ich, wie in vielen Pantoums, die Testiculi
Das letzte Couplet kann ich nicht übersetzen; mave bezeichnet: weich, also weiß oder soll gebraten werden u.s.w.
Ich hoffe, sehr geehrter Herr Professor, das ich hiemit Ihnen einen kleinen Dienst geleistet habe.
Darf ich Ihnen bitten, mir keinen wissenschaftlichen Titel zu geben, denn ich besitze keinen.
Mit der Versicherung meiner Hochachtung nenne ich mich
Ihr ergebenster
H. C. Klinkert
Entschuldigen Sie gefälligst meine Fehler im Deutschen.
1 Schuchardt, „Kreolische Studien IX. Ueber das Malaioportugiesische von Batavia und Tugu“, Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 122, 1890, 1-256, weist (S. 37) relativ knapp auf die ihm von Klinkert mitgeteilten Übersetzungshilfen hin: „Herr H. C. Klinkert in Leiden, den ich wegen dieser und einiger anderen Stellen in den Gedichten befragte, übersetzt“ [es folgt ein wörtliches Zitat; später noch zwei oder drei andere Verweise].
2 Vgl. dazu HSA PK 05-05510 (Johan Hendrik Caspar Kern, Leiden 23.8.1889) an Schuchardt: „Ich werde Herrn Kl. bitten eine Uebersetzung für Sie anzufertigen, was ich getrost thun kann, da er selbst sich dazu bereit erklärt hat“.
3 „Ich danke Ihnen, Papa, ich danke Ihnen Mama“.