Walter Erving Crum an Hugo Schuchardt (26-02062)

von Walter Erving Crum

an Hugo Schuchardt

Wien

16. 09. 1917

language Deutsch

Zitiervorschlag: Walter Erving Crum an Hugo Schuchardt (26-02062). Wien, 16. 09. 1917. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7917, abgerufen am 04. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7917.


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VIENNA IV.
JOHANN STRAUSSGASSE 28
16.9.171

Lieber Herr Hofrat

Vorgestern zurückgekehrt,2 finde ich Ihre sehr liebenswürdige Sendung: alle beiden Schriften3 von so hohem Interesse, dass ich sie gern sofort lesen möchte. Dies verspreche ich mir jedenfalls, so |2| bald wir uns wieder etwas in Ordnung, nach der Reise, gebracht haben.

Was die in Luzac’s Liste4 angezeigten Bücher betrifft, so glaube ich, Sie werden, am Schlusse jeder kleinen Notiz, den Hinweis auf eine spätere Seite derselben Liste sehen – das eigentliche Verzeichnis |3| der in der Liste enthaltenen neuen Erscheinungen – wo Preis und (?) Verleger angegeben werden. Doch am einfachsten wäre es, bei Luzac selbst zu fragen: denn dazu gibt er ja seine Liste heraus.

Unter den von der Reise zurückgebrachten Büchern haben wir eins (als Geschenk) bekommen, das Sie vielleicht interessiren |4| würde: die Lebenserinnerungen jener Gräfin Larisch,5 die „Das Geheimnis von Meierling“6 zu enthüllen versprach – ob Sie es getan? – und deren Buch hier zu Lande verbannt ist. Möchten Sie es sehen, so schicke ich es Ihnen sehr gern: als einfache „Drucksache“, hätte es auf der Post keine Gefahr ,denke‘ ich.

Mit den besten Grüssen,

auch von meiner Frau

Ihr

WECrum

Die Liste von Luzac brauche ich nicht weiter


1 Wenn das Datum stimmt, und Crum nicht altes vorgedrucktes Briefpapier aufbraucht, hält sich das Paar noch gut drei Jahre nach Kriegsausbruch in Österreich auf. Vgl. auch: „When war broke out in 1914 the Crums were still in Austria, but Winlock persuaded the American state department to take up their case, and they were eventually allowed to leave. During the war Crum gave up half his income to charities and volunteered for work in the War Office. Afterwards he settled in Westbury-on-Trym, near Bristol, moving to Bath in 1927, where he was later joined by Thompson, who came to assist with the dictionary. This was eventually compiled from more than 240,000 slips. An earlier contract with the Berlin Academy having lapsed in the war, Crum reached an agreement with Oxford University Press in 1927 to share the cost of publication. It appeared in six parts (1929–39) and at once took rank as the definitive dictionary of the Coptic language“ [ https://copticliterature.wordpress.com/2012/08/29/walter-ewing-crum-another-english-philocopt-who-is-much-loved-by-the-copts/].

2 Es verwundert, daß sich das Ehepaar Crum in Österreich aufhielt und offenbar frei bewegen konnte, wenn man bedenkt, dass Großbritannien am 12.August 1914 dem Land den Krieg erklärt hatte.

3 Vermutlich „Kiautschau“, Grazer Tagespost (25. August 1914) 1914 und „Made in Germany“, ebd. 1. September 1914.

4 Luzac’s oriental list and book review, 1.1890-81.1970. Jean Luzac stammte aus den Niederlanden und siedelte später nach London über, wo er ein bedeutendes Antiquariat eröffnete.

5 Marie Louise von Wallersee-Larisch, My past, London: Nash, 1913.

6 In Schloss Mayerling nahm sich Kronprinz Rudolf gemeinsam mit Baroness Mary Vetsera in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 das Leben.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 02062)