Walter Erving Crum an Hugo Schuchardt (20-02056)
an Hugo Schuchardt
07. 11. 1913
Deutsch
Zitiervorschlag: Walter Erving Crum an Hugo Schuchardt (20-02056). Wien, 07. 11. 1913. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7911, abgerufen am 15. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7911.
VIENNA IV.
JOHANN STRAUSSGASSE 28.
7.11.13
Lieber Herr Hofrat.
Ihre „Schmerzen“ habe ich genau am richtigen Tage, am 4., gelesen und ich danke Ihnen vielmals für eine so reizende Lektüre.1 Vieles entgeht mir allerdings – erstens die Persönlichkeit des Adressaten, dessen Name ich bisher nicht gehört |2| hatte – dann freilich manches in Bezug auf die Stilfeinheiten des Deutschen [à propos: Ihre hineingeschriebene Widmung musste mich zum Erröten bringen!] An einigen Punkten aber kann ich an Ihren „Schmerzen“ schon teilnehmen, z. B. was Sie da vom Kommaregen sagen; denn darunter |3| haben wir ja alle zu leiden, die wir uns mit Korrekturbogen zu befassen haben – auch in England ebenso.
S. 19 „Sein alter Herr“ usw. erinnert mich am allerneusten englischen Theaterstück, das wir soeben hier (als „Meilensteine“)2 gesehen haben. Dort redet ein junger Herr – ein Graf soll er sein – seine immer noch jugendliche Mutter als „Alte Dame“ an, was ohne Zweifel blos |4| das engl. „Old Lady“, eben als Anrede an die Mutter, wiedergeben sollte.
Mit nochmaligem Dank und besten Grüssen
Ihr ergebenster
WECrum
1 Schuchardt, An Theodor Gartner zum 70. Geburtstag (4. November 1913). Deutsche Schmerzen. Graz: K. k. Universitäts-Buchdruckerei Styria, 1913.
2 Arnold Bennett / Edward Knoblock, Meilensteine (orig. Milestones), 1913, Theater in der Josefstadt. – „Knoblock was born in New York City of German parents and was the grandson of the Berlin architect Eduard Knoblauch. He was graduated from Harvard College in 1896, but he spent much of his professional life in Europe, first in France, then in Great Britain. In 1912, his Milestones, written with Arnold Bennett, became a hit at the Royalty Theatre, playing for over 600 performances“ (Wikipedia).