Julius Cornu an Hugo Schuchardt (061-01770) Julius Cornu Frank-Rutger Hausmann Katrin Purgay Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.7781 061-01770 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 01770 Julius Cornu Papier Brief 12 Seiten Prag 1891-01-29 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Frank-Rutger Hausmann Katrin Purgay 2019 Die Korrespondenz zwischen Julius Cornu und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Julius Cornu Prag 1891-01-29 Hugo Schuchardt Czechia Prague Prague 14.42076,50.08804 Korrespondenz Julius Cornu - Hugo Schuchardt Korrespondenz Papiamentu Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Prag den 29. Januar 1891 Werther Freund!

Umsonst warte ich seit Wochen auf die Sonderabzüge meiner neuen Untersuchung über das P. del Cid, Jules Cornu, „Études sur le Poème du Cid“, Études romanes dédiées à Gaston Paris le 29 décembre 1890. Par ses élèves français et ses élèves étrangers des pays de langue française, Paris: Bouillon, 1891, 419-458. um Ihnen zu schreiben. Durch ein absichtliches oder unabsichtliches Versehen sind dieselben noch nicht in meinen Händen. Es ist wahrscheinlich, dass Ihnen dieselben früher bekannt sein werden, als mir die Möglichkeit zu Theil wird, Ihnen dieselben zu schicken. Wenn Sie also mir durch die Kreolischen Studien XII über das Malaioportugiesische Schuchardt, „Kreolische Studien IX. Ueber das Malaioportugiesische von Batavia und Tugu“, SB d. phil.-hist. Cl. d. Kais. Akad. d. Wiss. Wien 122, 1890, 1-256. zuvorgekommen sind, so ist es nicht meine Schuld, da am 29 Dezember die Ciduntersuchungen vom Verleger an mich abzugehen hatten. Es wird mir sehr erwünscht sein, Ihr Urtheil darüber zu hören. Alles darin ist nicht so, wie ich es gerne wünschen würde. Die Aufforderung zur Mitarbeiterschaft erhielt ich sehr spät. Der Beitrag mußte in kurzer Zeit fertig werden und ich konnte darauf nur sechs Wochen verwenden. Wenn auch bessere Verbesserungen für einige Verse zu machen sind, so bleibt der Grundgedanke wohl richtig. Seit dem Sommer bis zum heutigen Tage hat mich das Gedicht beschäftigt. (Manches andere muss daher liegen bleiben. Unter anderem der Nachweis der ursprünglichen Sprache der Passion, worin die gemachten Aenderungen falsch nachgewiesen werden, eine Untersuchung über das Imperfectum, welches zuerst nur auf das franz. eie oie gerichtet war, eina andere über die dritte Person des Perf., wodurch die Behauptung von W. M. L. von der Einheitlichkeit des Vulgärlat. nicht bestätigt wird).Eine Untersuchung Cornus zur Sprache der altfranzösischen Passion du Christ konnte nicht nachgewiesen werden. Von jeher hat es mich unterhalten und gerade jetzt unterhält es mich ganz besonders, da der Weg zur Herstellung gefunden und nachgewiesen ist. Aber, wenn keine andere Handschrift des Gedichtes zum Vorschein kommt,Die einzige erhaltene Hs. des Cid ist Madrid, Biblioteca Nacional, Sig. v.7–17 (sog. Ms. de Per Abbat). so werden immer Stellen bleiben, welche kein Scharfsinn jemals mit Sicherheit wird herstellen können. Aus dem Stile geht mit Bestimmtheit hervor, dass bedeutende epische Dichtungen dem P. del Cid vorausgegangen sind. Im 11ten Jahrhundert schon, vielleicht im 10ten hatten die Spanier epische Gesänge, deren Spuren in der Crónica de España Es handelt sich um die Primera Crónica General, von der mehrere Versionen existieren. leicht genug zu verfolgen sind. Ein neuer Aufsatz, worin die Herstelllung des ganzen Gedichtes versucht wird, wir im nächsten Monat fertig. Cornu, „Révision des études sur le poème du Cid“, Romania 22, 531-535 ; Ders., „Beiträge zu einer künftigen Ausgabe des Poema del Cid“, ZrP 21, 461-528. Daher habe ich so viel von Mio Cid Campeador zu erzählen, der auch für mich zu guter Stunde geboren wurde. Denn

A todos alcança ondra el que en buen ora nació. Mio Cid, v. 3725.

An Ihrer Postkarte sowohl, worin Sie mir Ihre Ernennung zum Korrespondirenden Mitgliede des Institut de France anzeigten,Die Ernennung zum Correspondant étranger erfolgte 1890. als auch an Ihrem letzten Briefe hatte ich eine herzliche Freude. Dass Sie es geworden sind, zeigt mir deutlich, dass man anderswo Ihre Verdienste richtiger zu würdigen weiss als in einer andern Akademie, wo gewisse Wahlen mir nicht gefallen wollen, weil die dicken Bücher, welche die Gewählten geschrieben haben, mir auch nicht gefallen. Durch Pogatscher erhielt ich ebenfalls über ihr Wohlbefinden mich erfreuende Nachrichten. Was die Kreolischen Studien XII betrifft, Wohl gemeint Kreolische Studien IX . Es handelt sich aber um die XII. Abh. welche ich leider bis jetzt nicht durchlesen konnte, worin ich jedoch Ihre Geduld anstaunte, denn Manches schien mir für den Verfasser recht unerquicklich, werde ich sie seiner Zeit durchnehmen und Ihnen Näheres darüber berichten. Auch an Ihre Frage, was bakiá Papiamento: „Sachverständiger, Experte“. sein mag, werde ich denken. Im Augenblick fällt mir Nichts passendes zur Erklärung des Wortes ein. Sehr schön sind Ihre Aufsätze im letzten Hefte der Zeitschrift. In Bd. 14, 1890 , 175-183 finden sich sechs wortgeschichtliche Beiträge Schuchardts.aramá eramá iramá ist in aera mala. Ich weiss nicht, ob ich es in der port. Grammatik behandelt habe.

Von den port. Schriftstellern des 16ten und 17 ten Jahrhunderts, welche ich gelesen habe, kann ich mich nicht erinnern, dass irgend welche eine besonders reiche Ausbeute für Ihre Zwecke bieten würden. Einige, welche ich gekauft habe in der Absicht sie zu lesen, konnte ich bis zum heutigen Tage nicht benützen. Was Fernam Mendez Pinto Fernão Mendez / Mendes Pinto (1509/1510/1514-1583), portug. Entedeckungsreisender und Schriftsteller; Peregrinação de Fernão Mendes Pinto, E Por Elle Escritta, Que Consta De Muytas, E Muyto Estranhas Cousas, que vio, & ouvio no Reyno da China, no de Tartaria, no de Pegú, no de Martavão, & em outros muytos Reynos, & senhorios das partes Orientaes; E Tambem Da' Conta De Muytos Casos Particulares, Lisboa; Ferreyra; 1711 ; Wunderliche und merkwürdige Reisen Ferdinandi Mendez Pinto, welche er innerhalb ein und zwanzig Jahren durch Europa, Asia und Africa, und deren Königreiche und Länder ... und andere Oerter verrichtet : darin er beschreibet die ihm zu Wasser und Land zugestoßene große Noht und Gefahr ...; dabey zugleich befindlich eine gar genaue Entwerfung der Wunder und Raritäten erwehnter Länder; der Gesetze, Sitten und Gewonheiten derselben Völker; und der große Macht und Heeres-Kraft der Einwohner; nun erst ins Hochdeutsche übersetzet, Amsterdam: Boom, 1671 . – Es gibt Übersetzungen in verschiedene andere Sprachen, z. B. Historia Oriental de las Peregrinaciones de Fernan Mendez Pinto: en los reynos de la China, Tartaria, Sornao que vulgarmente se llama Siam traduzido de Portugues en Castellano por ... Francisco de Herrera Maldonado, Valencia 1645. betrifft, der einst so fleissig gelesen wurde wie Robinson, und der daher häufig übersetzt wurde, kann ich über denselben wohl berichten, da ich seine Wanderungen durch China gelesen habe. Eine bedeutende Ausbeute ist bei ihm nicht zu erwarten, wie ich glaube, aber Sie werden an dem Manne als Erzähler einen grossen Genuss haben. Wahrscheinlich würde der Genuss noch grösser sein, wenn seine Erlebnisse von Jemandem, der eine gelehrte Schulung hatte, nicht corrigirt worden wären. Es stehen Ihnen übrigens zur Verfügung sowohl die Peregrinações des F. Mendez Pinto, Fernão Lopes de Castanheda, Historia del descubrimiento y conquista de la India, Antwerpen 1554. als auch die Historia do Descobrimento e conquista da India pelos Portugueses por Fernão Lopez de Castanheda 1552, die Lendas da India por Gaspar Correa Lendas da Índia por Gaspar Correa publicadas de ordem da Classe de Sciencias Moraes, Políticas e Bellas Lettras da Academia Real das Sciencias de Lisboa e sob a direcção de Rodrigo José de Lima Felner, Lisboa: Typographia da Academia Real das Sciencias, 1858 ff. (Collecção de monumentos ineditos para a historia das conquistas dos portuguezes, em Africa, Asia e America: Ser. 1, Historia da Asia). und die Reise von Vasco da Gama, welche Camoens benützt hat. Vasco da Gama, Roteiro da viagem em 1497, edd. Alexandre Herculano / Antonio da Costa Paiva, Lisboa: Imprensa national, 21861. In diesem kleinen Buche kommt Einiges vor, was Sie werden brauchen können, wie mir erinnerlich ist.

Ich empfinde ebenfalls den lebhaften Wunsch Sie wieder zu sehen und mit Ihnen wiederum so angenehm zu plaudern wie damals in Wien. Hoffentlich lässt die Freude nicht allzu lang auf sich warten. Besonders vor meiner Reise nach Spanien wäre ich sehr glücklich, wenn ich mit Ihnen noch allerlei besprechen könnte. Ausser der Beschäftigung mit dem heutigen Spanischen beabsichtige ich alles was vor der Zeit Alfons des Gelehrten Alfonso el Sabio (Alfons X. von Kastilien; 1221-1284), König, Wissenschaftler und Autor, der als Begründer der kastilischen Nationalliteratur gilt. geschrieben worden ist durchzulesen. Mit ihm gelangt das Castillanische zur Herrschaft und Mundartliches verschwindet beinahe ganz. Wenn ich ein reicher Engländer wäre, thäte ich die Wanderungen des Cid verfolgen und die Orte aufsuchen, welche er erobert und die Dörfer und Städte, wodurch er mit seinen Vassallen gezogen usw. Ausser meinem Urlaub erhielt ich vom KK. Ministerium Nichts, ausser was man mir nicht verweigern konnte. Ich rettete nämlich die Remuneration für die Abhaltung der Seminarübungen während des Sommers im Betrage von 200 fl. Da ich Jahre hindurch, wenn das Bedürfniss sich einstellte, Stunden den pflichtmässigen hinzugefügt habe, so hat es mich doch verdrossen. Aber lassen wir das. – Über dasjenige, was wir im Frühjahr brieflich einander mitgetheilt haben, kam mir von guter Quelle eine andere Version zu Ohren. Die Zeit wird schon die Sache an den Tag bringen. Das Du nehme ich von Herzen an. Es war mir eine frohe Überraschung. Die Kinder werden ja mit Du angeredet, und wenn wir ungefähr die gleiche Grösse haben, so stehe ich neben Ihnen doch wie ein Kind. Natürlich bezieht sich das Gesagte auf Ihre Grösse als Forscher. Aber lieber Freund, Sie sollen den Anfang machen. Als ich das Gymnasium in MoudonMoudon ist eine politische Gemeinde des Distrikts Broye-Vully im Kanton Waadt in der Schweiz. besuchte haben mir die vielen Bände des Conservateur Suisse von Bridel Le Conservateur Suisse, ou recueil complet des Etrennes helvétiennes, Lausanne: Louis Knab Libraire, 1813-1829. Hrsg. von Philippe-Sirice Bridel. eine grosse Freude bereitet. Als ich die Freiburger und Waadtländer Alpen als angehender unwissender Romanist durchstreifte, war mir sein Glossar Philippe-Sirice Bridel, Glossaire du patois de la Suisse romande; Avec un app. comprenant une sér. de trad. de la parabole de l'enfant prodigue, quelques morceaux patois en vers et en prose et une coll. de proverbes, Lausanne: Bridel, 1866. ein ständiger Begleiter, der die Wege durch die eingestreuten Anekdoten zu kürzen verstand. Dafür berichtigte ich ihm die Orthographie, die Etymologien und vermehrte um ein Bedeutendes seinen Umfang. Wir stehen einander durch Bridel näher. Sie haben es aber nicht gewusst, weil ich Ihnen nie etwas davon gesagt habe.Doch! Vgl. Brief 01757 Es freut mich also mehr als ich es Ihnen sagen könnte, dass Sie mir die Ehre des Du erweisen. Sie ist, wie es mir scheint, unverdient. Durch mein langes Schreiben glaube ich meine Nachlässigkeit als Briefschreiber etwas gesühnt zu haben. Denn ich bin Ihnen seit dem Frühjahr ein Dankesschreiben schuldig. Sie sind für mich Schiedsrichter gewesen, wie ich Ihnen meinen Aufsatz über paisible = plaisible geschickt habe.Vgl. dazu die folgenden Briefe. Erschienen ist der kurze Artikel in ZrP 15, 1891, 529-530 . Demjenigen aber, der mir meinen Aufsatz zurückgeschickt hat als des Druckes nicht würdig habe ich nichts davon verrathen. Er liegt noch bei mir.

Mit den herzlichsten Grüssen Ihr J. Cornu