Eugen Ludwig Bormann an Hugo Schuchardt (03-01228)

von Eugen Ludwig Bormann

an Hugo Schuchardt

Wien

08. 11. 1900

language Deutsch

Schlagwörter: Deutscher Schulverein (Wien) Schenkl, Karl Sasse, Michael (1996) Hirschfeld, Otto (1888) Carletti, Carlo (2008) Herrera, Alberto Bolaños (2019)

Zitiervorschlag: Eugen Ludwig Bormann an Hugo Schuchardt (03-01228). Wien, 08. 11. 1900. Hrsg. von Hubert Szemethy (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7708, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7708.


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1An
Herrn Hofrath Dr H. Schuchardt
in Graz

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Verehrter Kollege,

die Verwirrung in meinen Papieren (– der Schreibtisch hat seine Stelle in dem Schlafzimmer erhalten; die Bücher sind zum größten Theil eingepackt und einige schon nach Klosterneuburg hinausgeschafft, wo ich ein Häuschen erworben habe, dessen Umbau fast vollendet ist)2 muß schuld daran sein, daß Ihre freundliche Karte erst jetzt mir in die Hände kommt. Die Inschrift von Vienne steht auch in CIL XII unter n. 2085.3 Hirschfeld hat Stein und Abklatsch verglichen, aber auch ohne dies wär ein Zweifel an Echtheit u Genauigkeit der Abschrift unberechtigt. Diese Schreibung mit i (da das griechische Original damals allgemein so gesprochen wurde) hat ja auch dafür nichts Auffallendes.4

In Graz war ich allerdings in diesem Sommer zweimal zu Pfingsten zur Schulvereinsversammlung5 und dann ein Paar Stunden zu Schenkls Begräbnis.6 Komme ich wieder hin, so gestatte ich es mir Sie aufzusuchen. Zu Pfingsten (es war das erste Mal, daß ich lange in Graz verweilte) hatte ich einen Plan, dessen Förderung ich machte.

Ihnen empfohlen

Ihr
E. Bormann


1 Aufgrund des Poststempels aus Wien lässt sich diese Correspondenz-Karte der K. K. Österreichischen Post auf den 8. November 1900 datieren. Das Porto betrug 5 Heller.

2 Bormann war im Jahr 1900 nach Klosterneuburg in die Buchberggasse 41 gezogen. s. Michael Sasse, Buchberggasse 41. Ansätze zu einer Biographie Eugen Bormanns. ungedr. Diss. Wien, 1996, 215.

3 Otto Hirschfeld, Corpus Inscriptionum Latinarum XII. Inscriptiones Galliae Narbonensis Latinae. Berlin: Reimer, 1888, Nr. 2085.

4 Zu dieser Inschrift s. Carlo Carletti, Epigrafia dei cristiani in occidente dal III al VII secolo. Ideologia e prassi. Bari: Edipuglia, 2008, 298f. Nr. 197; Alberto Bolaños Herrera, Carmina Latina Epigraphica de la Galia Narbonense. Edición y estudio. Universidad de Sevilla: Sevilla 2019, 215–224 Nr. 30 und den Eintrag in der Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby: EDCS-08501819 ( https://db.edcs.eu/epigr/epi_de.php).

5 Der Deutsche Schulverein hielt am Pfingstsonntag des Jahres 1900, es war der 3. Juni, im Stephanien-Saal im Gebäude der Steiermärkischen Sparkasse seine Hauptversammlung ab. Tags darauf stand ein Ausflug nach Deutsch-Landsberg auf dem Programm. s. einen ausführlichen Bericht über diese Schulvereinsversammlung im Grazer Tagblatt Nr. 154, 5. Juni 1900, 1–7 (https://bit.ly/3K5hXHI, 26.1.2022). Aber auch etliche andere Tageszeitungen berichteten in diesen Tagen von dieser Veranstaltung.

6 Der klassische Philologe Karl Schenkl war am 20. September 1900 in Graz verstorben. Das Begräbnis fand am 22. September statt. Über Bormanns Teilnahme am Leichenbegängnis berichtete z. B. der Lavanthaler Bote Nr. 77, 26. September 1900, 3 (https://bit.ly/35etQMV, 25.1.2022).

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 01228)