Hugo Schuchardt an Francesco D´Ovidio (43-HSFDO14)

von Hugo Schuchardt

an Francesco D´Ovidio

Gotha

11. 09. 1897

language Deutsch

Schlagwörter: Gesundheit Meyer, Gustav Gotha Schuchardt, Hugo (1897) Richter, Elise (1929)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Francesco D´Ovidio (43-HSFDO14). Gotha, 11. 09. 1897. Hrsg. von Sandra Covino (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7654, abgerufen am 19. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7654.


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Gotha, Liebleberstr. 33
11 Sept. 1897

Theurer Freund,

Wenn ich Dir so lange nicht geschrieben habe und nun wieder in der Sprache der Barbaren schreibe, so sind daran meine Nerven schuld, die seit Monaten sich sehr ungebührlich benehmen.

Zunächst hat mich Meyers Loos sehr ergriffen und mich mit tiefer Melancholie erfüllt; er wurde Anfang Juni in die bei Graz gelegene Irrenanstalt überführt1. Dann kamen |2| die erschlaffenden Einflüsse der wechselnden Sommerwetters, welche mir kaum gestalteten, eine längst begonnene minimale Arbeit – in der ich vorzüglich die italienischen Mundarten berücksichtigt habe – nothdürftig zu vollenden2. Als ich endlich etwas aufathmete, erhielt ich ein Telegramm, dass meine nun 82jährige Mutter einen Schlaganfall erlitten habe, und reiste sofort nach Gotha3. Glücklicker weise ist es ein leichter, und sie hat sich einigermassen wieder erholt. Ich selbst könnte jetzt für einige Wochen eine Reise zu meiner Erhohung oder eine Badekur unternehmen; aber das Wetter ist so rauh und |3| nass, und es ist so wenig Aussicht auf Besserung desselben, dass ich vorderhand hier sitzen bleiben werde.

Ich danke Dir vielmals für Deine Dante-artikel4; ich hatte Dir irgend ein Wort darüber sagen wollen – Kein Kritisches! – aber was, das ist mir gerade nicht gegenwärtig.

Empfiehl mich Deiner Frau Gemahlin und Deinen Fräulein Töchtern und sei herzlichst gegrüsst von

Deinem treuen

Hugo Schuchardt


1 Colpito da paralisi e costretto a lasciare l’insegnamento, G. Meyer era stato ricoverato il 4 giugno 1897 presso lo Heil- und Pflegeanstalt di Feldhof, dove morirà tre anni dopo (cf. http://sosa2.uni-graz.at/sosa/nachlass/person/meyer/biographie.php).

2 È probabile che Schuchardt si riferisse alle Rom. Etym. I, che saranno pubblicate l’anno successivo in SB Ak. Wien, ovvero ai casi esemplificati in questo saggio, ricavati non esclusivamente ma in buona parte dai dialetti italiani.

3 Città natale di Schuchardt, dove viveva la madre, Malwine von Bridel-Brideri (1815-1899), su cui cf. Richter, pp. 225-227.

4 Cf. la nota 5 alla lettera XLII, HSA, B 8464.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Biblioteca della Scuola Normale Superiore di Pisa. (Sig. HSFDO14)