Rudolf Beer an Hugo Schuchardt (13-00910)
von Rudolf Beer
an Hugo Schuchardt
12. 05. 1905
Deutsch
Schlagwörter: Forschungsreise Rheinisches Museum für Philologie Klassische Philologie Romanische Philologie Schuchardt, Hugo (1905) Wölfflin, Eduard (1882) Beer, Rudolf ([o. J.])
Zitiervorschlag: Rudolf Beer an Hugo Schuchardt (13-00910). Wien, 12. 05. 1905. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7263, abgerufen am 25. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7263.
Dr. Rudolf Beer
k. u. k. Amanuensis an der
k. u. k. Bibliothek
Wien, den 12. Mai 1905
VIII., Florianigasse 2.
Hochverehrter Herr Hofrat,
vor Kurzem von einer Forschungsreise aus Barcelona hierher zurückgekehrt fand ich Ihr herrliches Geschenk vor,1 eine wirkliche Festgabe, die mir eine gar köstliche Stunde reinsten Genusses bereitet hat. Ich erinnerte mich eines Aufsatzes, den Ed. Woelfflin vor langen Jahren im Rhein. Museum veröffentlicht hat,2 wo er mahnte, von dem endlosen Konjekturenmachen abzulassen und zu Wortschatz und Wortgeschichte zurückzukehren auf daß die klassischen Philologen den Romanisten in die Hände arbeiteten. An diesen Aufsatz schloß sich, nicht ohne Mühe, aber doch, das Archiv f. l. Lex. u. der Thesaurus. Gleich mächtigen Einfluß wünsche ich Ihrer Arbeit, die, Denkmal in Form u. Inhalt noch in anderer Beziehung Markstein würde; |2| freilich sorge ich, daß das Einzige, was ich an dem Prachtwerk auszusetzen habe, die beschränkte Verbreitung, diesem so sehr wünschenswerten Erfolg entgegenstehen werde. Immerhin werden die glücklichen Beschenkten, wenn anders sie der Gabe würdig sind, und seien es auch Kärrner beim Königsbau, darauf hinweisen, wie ein Meister aus umfassender Behandlung des Gegenständlichen und Begrifflichen zur überraschend ergebnisreichen linguistischen Erklärung überzugehen verstand und hier wegweisend darsteht. Mit dem Dank, den die Sprachforschung im Allgemeinen Ihrem Werk schuldet, verbinde ich meinen ganz persönlichen für spezielle Anregung nach einer bestimmten Seite hin. In einem vor 3 Jahren ersch. Aufsatz über unsere fz. Bilderhandschriften3 versuchte ich einige Andeutungen über d. Zusammenhang zw. „ Miniatur u. Litteratur“ zu geben u. sehe in Ihrer Studie den Gegenstand in weitem Umkreis ausgestaltet. Also nochmals innigsten Dank!
Verehrungsvoll ergeben
Dr.
RBeer.
1 Schuchardt, An Adolf Mussafia [Festschrift zum 70. Geburtstag], Leuschner und Lubensky: 1905.
2 Wölfflin, „Ueber die Aufgaben der lateinischen Lexikographie“, Rheinisches Museum für Philologie, N. F. 37, 1882, 83-123. - Beer bezieht sich auf diesen Artikel im Vorwort seiner Dissertation (Spicilegium Iuvenalianum).
3 Beer, „Die Miniaturenausstellung der K. K. Hofbibliothek“ Kunst und Kunsthandwerk. Monatsschrift des k. k. österr. Museums für Kunst und Industrie V, 1902, 233-273; 285-360; 451-494 (ein reich bebilderter Aufsatz).
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