Jean Jacques Salverda de Grave an Hugo Schuchardt (09-09905)

von Jean Jacques Salverda de Grave

an Hugo Schuchardt

Groningen

05. 09. 1916

language Französisch

Zitiervorschlag: Jean Jacques Salverda de Grave an Hugo Schuchardt (09-09905). Groningen, 05. 09. 1916. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7178, abgerufen am 12. 07. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7178.


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[BRIEFKAART, (5-9-1916)]1

Groningen, 5 Septembre 1916.

Très honoré Monsieur,

Vous me permettez de vous remercier du moins de votre dernier envoi; à vois envoisantérieurs je n’ai pas répondu, puisque vous m’aviez demandé de ne plus lefaire.2 Je suis très heureux de posséderla liste de tous vos écrits;3 il ne sera donnéqu’à très peu d’élus de laisser une œuvre d’une diversité aussi illimitée et d’une siprofonde originalité.

Veuillez agréer l‘assurance de mes sentiments respectueusementdévoués.

J. J. Salverda deGrave

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1 MitZensurstempel.

2 Aus Gründen der Zensur? Wegen derprofranzösischen Haltung des Absenders? Dieser war nach KriegsausbruchMitbegründer der „Gesellschaft Niederlande-Frankreich“ (Genootschap Nederland-Frankrijk). Ihre Ziele werden wiefolgt beschrieben: „Die Gründung der Gesellschaft Niederlande-Frankreich ist nichtgegen Deutschland gerichtet und erfolgt zu allererst auch nicht aus Sympathie fürFrankreich, sondern zur nationalen Selbstverteidigung. Sie ist aber insofern eineFolge des Krieges, als die Initiatoren die Notwendigkeit der Selbstverteidigunghaben erkennen müssen, und zwar auf Grund von Tatsachen und Zuständen, derenbedrohlichen Schrecken der Weltkrieg ihnen offenbart hat. Der Krieg ist demnachder Anlass gewesen, aber mehr auch nicht. Denn wir wünschen, daß unsere Arbeit vonDauer ist, und wir hoffen, dass sie vor allem in Friedenszeiten Früchte trägt.Ziel der Gesellschaft ist es, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen demjeweiligen Einfluss, der durch Deutschland bzw. durch Frankreich auf unsereWissenschaft und Kunst ausgeübt wird. Dieses Gleichgewicht ist seit vielen Jahrengestört: Deutschland war auf dem besten Weg, unser Volk auf geistigem Gebiet, undnur darauf richten sich die Bestrebungen der Gesellschaft, zu beherrschen. Unddagegen wollen die überzeugten Patrioten (Vaterlandsfreunde), die aus eigenemAntrieb Niederlande-Frankreich gegründet haben, wachen und wachsam bleiben“ [dt.Übers. aus dem Niederl. FRH; Originalext der Gründungsurkunde bei van der Meulen,158].
In anderem Zusammenhang urteilte Salverda de Grave: [Die deutscheWissenschaft] „ist das Produkt einer riesengroßen hierarchisch gegliedertenMitarbeiterschaft. Die unten Stehenden erledigen geduldig die ihnen auferlegtenArbeiten und beschränken sich meist darauf; Schlussfolgerungen, die weiter reichenals ihre Detailarbeit, scheinen ihnen unnötig. Allgemeinbildung ist ihnen nicht indem gleichen Maße Verpflichtung wie dem französischen Verfasser eineswissenschaftlichen Werks, das häufig viel anregender ist und mehr Ausblickeenthält. Wir [d.h. die Niederländer] ziehen zwar zweifellos Nutzen aus denStatistiken und Daten, die uns in deutschen Arbeiten vermittelt werden. Dochsollte ich mich irren, wenn ich annehme, daß auch bei niederländischen Gelehrtendas Verlangen besteht, die Verfasser wissenschaftlicher Werke möchten über dieFakten hinausgelangen?“ [dt. Übers. aus dem Niederl. FRH; Originalext derGründungsurkunde bei van der Meulen, 159].

3 Schuchardt, Verzeichnis der Druckschriften von HugoSchuchardt, Graz: Leykam, 1916.

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