Wendelin Förster an Hugo Schuchardt (03-03094)

von Wendelin Förster

an Hugo Schuchardt

Unbekannt

04. 03. 1894

language Deutsch

Zitiervorschlag: Wendelin Förster an Hugo Schuchardt (03-03094). Unbekannt, 04. 03. 1894. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7102, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7102.


|1|

Bonn 4. Mz 94

Geehrtester Herr Kollege,

der Festjubel ist vorüber, die Erinnerung an d. großartigen Festtag für ewig unvergesslich.1 Das Fest war so weihevoll, dass der kühnste Wunsch weit übertroffen worden ist. Der äussere Pomp in der Aula war so, wie noch nie bei einem König o. Kaiser, wie j. bei diesem schlichten König im Reich der Geister. Nur beim Univ.=Jub. war es ebenso.

31 Univ. ohne die kleinen (ganz Italien! Östreich, usf.) 4 Akad. (Lincei, Institut de France, usf.) 41 Fachgelehrte u. viel Andre haben schriftlich o. telegr. ihre Teilname mehr o, minder feierlich mitgeteilt.

|2|

Die Nachfeier am Grab hat viele zu Tränen gerührt.

Von all den Zuschriften u. Telegr. (es sind einige Juwele darunter) hat mir keine so viel Freude gemacht wie die Ascoli’s, GParis u. die Ihrige.

Dies ist der Grund, dass ich – noch ganz erschöpft v. gestrigen Fest u. der zweimontl. unausgesetzten Arbeit u. Herumlauferei (ich musste eigentl. alles selbst machen – die Gleichgültigkeit fing erst zu weichen an, als der Erfolg gesichert war) – Ihnen j. schon schreibe. Die Zeitungsnachrichten schick ich Ihnen in paar Tagen.

|3|

Ihre Herzensergießung erinnert in dem wesentlichsten Zug an die v GParis in den Débats, die ich gestern v. ihm erhalten habe.2

Darf ich ihre Zuschrift ganz (o. im schlimmsten Fall) teilweise) veröffentlichen?3

Die bedeutendsten werden nach u. nach abgedruckt.

Herzl Dank u. Gruß

Ihr ergebenster

W. Foerster


1 Am 3. März 1894 wäre Friedrich Diez einhundert Jahre alt geworden; vgl. Wendelin Foerster (Hrsg.), Freundesbriefe von Friedrich Diez zur Feier des hundertjährigen Geburtstages des Begründers der Romanischen Philologie Friedrich Diez am Sonnabend, den 3. März 1894 um 11 Uhr vormittags in der Aula, Bonn 1894. An diesem Tag und noch einige Wochen danach fanden im In- und Ausland Diez-Feiern statt. Zur Bonner-Feier ausführlich Hirdt, Romanistik. Eine Bonner Erfindung I, 166f.; vgl. auch Romania XXIII, 1894, 289-294 (deutliche Kritik an Foersters Freundesbriefe(n): „Le titre un peu obscur, où lädt ein était imprimé en caractères plus petits que les autres (la brochure était en plus enfermée dans une couverture en papier brun sans titre), n’a pas été partout, croyons-nous, compris comme une invitation à participer à la fête. Cette fête avait d’ailleurs un caractère d’intimité qui n’appelait guère de participation officielle, et, sauf les universités de Breslau et de Münster, représentées par MM. Appel et Andresen, les corps savants qui ont répondu à l’invitation l’ont fait par dépêches ou par lettres“ [es folgt die Liste der gratulierenden Universitäten: 12 deutsche, 4 österr., 3 schweizerische, 12 italienische. „De France, il est arrivé des adresses de l’Académie des Inscriptions et Belles Lettres, de l’École pratique de Hautes Études de Paris, des Facultés des Lettres de Toulouse et de Montpellier, de l’Institut catholique de Paris“ (289)].

2 Gaston Paris, „Frédéric Diez“, Journal des Débats, n° du 2 mars 1894; réimprimé dans la Revue de philologie française et provencale VIII, 1894, 64-65.

3 Kein Nachweis.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 03094)