Julius Cornu an Hugo Schuchardt (038-01747)
von Julius Cornu
an Hugo Schuchardt
05. 02. 1887
Deutsch
Schlagwörter: Etymologie Portugiesisch Spanisch Keltische Sprachen Latein
Zitiervorschlag: Julius Cornu an Hugo Schuchardt (038-01747). Prag, 05. 02. 1887. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann und Katrin Purgay (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.7087, abgerufen am 08. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.7087.
Lieber Freund,
Ist Ihnen die Glosse aufgefallen: bargines, „fortes in bello“, barriginae, barginae, peregrinae, alienigenae?1 Die Bedeutung stimmt so gut mit dem sp.port.barragan-a, dass ich mich schwer entschliesse, das bis jetzt nicht erklärte Wort nicht darauf zurückzuführen. Celtische Priesterinnen, die nach Melas Mittheilung gar tugendhaft waren, hiessen barrigenae (wohl ein celt. Wort). Vielleicht ist das sed non nisi deditas navigantibus, et in id tantum, ut se consulerent,2 nicht so wörtlich zu nehmen. Bleibt man beim Lat. stehen, so kann PEREGRINUS auf sp. Gebiete barragan geben, aber nur mit Suffixvertauschung. Die vereinzelt vorkommende Schwächung des p in b schon so früh (bei Caper z. B.) macht mir eine solche Deutung zweifelhaft und ich denke es ist ein fremdes Wort. Wissen Sie näheres darüber?
Ich grüsse Sie herzlich.
Cornu.
1 Gustav Loewe, Prodromus corporis glossariorum Latinorum; quaestiones de glossariorum Latinorum fontibus et usu, Leipzig: Teubner, 1876, 64-65.
2 Pomponius Mela, De chorographia III, 48 (über neun gallische Hohepriesterinnen, die durch ewige Jungfräulichkeit geheiligt seien).