Julius Cornu an Hugo Schuchardt (017-01726)
von Julius Cornu
an Hugo Schuchardt
10. 04. 1882
Deutsch
Schlagwörter: Reisen Universität Frankfurt Portugiesisch Coelho, Francisco Adolfo Cornu-Kluckauf, Marie-Therese (1923) Coelho, Francisco Adolpho (1882) Schuchardt, Hugo (1881)
Zitiervorschlag: Julius Cornu an Hugo Schuchardt (017-01726). Türmitz, 10. 04. 1882. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann und Katrin Purgay (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6997, abgerufen am 08. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6997.
(Stadiz per Türmitz1 via Aussig a. d. Elbe)
Werther Freund,
Das beste port. Wörterbuch ist dasjenige von Moraes Silva.2 Sie werden darin aber weniger Phrasen, als Colonialausdrücke finden. Besitzen Sie die Arbeit Coelhos über das Colonialport.?3 Darin ist, wenn ich mich gut erinnere, eine ziemlich umfangreiche Litteratur angeführt. Durch meine Schuld habe ich lange schon keine Nachrichten von Coelho. Er wird aber gewiss nicht gegen Sie verstimmt sein, viel eher würde ich glauben, dass er gegen das Leben verstimmt ist. – Mit grossem Interesse habe ich Ihre schöne Untersuchung über die Cantos flamencos4 durchgelesen. Dass sie mich sehr belehrt hat, brauche ich Ihnen kaum zu sagen. Meiner Frau5 und mir geht es gut und wir grüssen Sie beide herzlichst.
|2|1 Heut Trmice, an der westl. Stadtgrenze von Aussig (Ústi nad Labem). Eine Abb. der dörflichen Idylle findet sich in Felix Cornu. Blätter liebenden Gedenkens, 1923, zu S. 68.
2 Antonio de Moraes Silva, Diccionario da lingua portugueza, Lissabon: typ. J. G. de Souza Neves, 1813; dann immer wieder überarbeitet und neu aufgelegt.
3 Coelho, „ Os dialectos romanicos ou neo-latinos na Africa, Asia e America: notas complementares“, Boletim da Sociedade de Geografia de Lisboa 1882.
4 Schuchardt, „Die Cantes Flamencos“, ZrP 5, 1881, 249-322.
5 Maria Theresia geb. Kluckauf (1853-nach 1927). – Meringer beschreibt sie in einem Brief an Schuchardt (HSA 14-07050; 12.1.1903 [Lesefehler korrigiert!]) wie folgt: „Sie [= Frau Cornu] war unlängst beim Rohrer, wo ich sie eigentlich zufällig traf, denn ich konnte wegen einer Influenza abends nicht fort. Wir haben uns damals sehr unterhalten. Sie war königlich. Sobald Cornu etwas sagte, was ihr nicht paßte, fuhr sie ihm mit einem Taschentuche mitten ins Gesicht hinein. Es zeugte von großer Übung, diese Handbewegung. Frau C soll eine Prager Gesellschaftsbeauté gewesen sein u. alle Welt soll sich gewundert haben, daß sie den ,rustaud‘ geheiratet habe. Das hat Frejmond [= Emile Freymond] dem Meyer-L. erzählt. Ich habe die Frau sehr lieb u. freue mich sehr, sie bald wieder zu sehen. Sie hat Raçe“. Sie wurde 1922 Ehrenbürgerin der Univ. Frankfurt a. M.