Alois Pogatscher an Hugo Schuchardt (27-08915)
von Alois Pogatscher
an Hugo Schuchardt
27. 11. 1909
Deutsch
Schlagwörter: Etymologie Entlehnung Dreschflegel Germanische Sprachen Schuchardt, Hugo (1910)
Zitiervorschlag: Alois Pogatscher an Hugo Schuchardt (27-08915). Graz, 27. 11. 1909. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6918, abgerufen am 07. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6918.
[Postkarte, GRAZ 27.XI.09]
Graz 27. Nov. 09.
Verehrter Freund,
Das ae. fliʒel ist nur einmal (Anglia 9, 264) u. zw. spät belegt.1 Die Form mit i ist wol als altkeltisch für gewöhnliches +fleʒel anzusehn; über solches i im Altkent. für e vgl. Bülbring, Altengl. Elementarbuch § 320. Die Form +fleʒel stellt lautgerechte Entwicklung aus westgerm. +flaʒil dar. Die spätere me. und ne. Gestaltung weist auf ae. +fleʒel; Orm zu Beginn des 13. Jh. hat regelrecht fleʒʒl, d.h. fleil; me. ne.} flail weist Übergang von ei aus eʒ in ai auf, wie er im spätme. ganz regelmässig erscheint; vgl. ae. weʒ ,Weg‘ frühme. wei spätme. wai ne. way; ae. segl; Segel‘ ebenso über seil zu späterem und heutigem sail. Lautlich kann ae. +flegel ahd. flegil sehr wol auf lat. flagellum zurückgehn. Zupitza, Germanische Gutturale p. 130 aber stellt diese Sippe zu ne. to fling ,schlagen‘ aisl. flengia ,schlagen‘ aisl. flengia ,peitschen‘ lit. plaku, plàkti ,schlagen, bes. mit Ruten peitschen‘; doch hat er hierin kaum viel Zustimmung gefunden. Immerhin kann auch nach Kluge Wb.7 (1909) wegen ndd. (brem.) flogger mndd. vloger ,Dreschflegel‘ |2| ein urgerm. Erbwort flaʒilar vorliegen.
Ich habe in meinen Lehnwörtern +fleʒil nicht behandelt, weil ich es damals noch nicht kannte; es steht auch nicht im ae. Wb. von Bosworth-Toller.
Zu jeder weiteren Auskunft gerne bereit
mit herzlichem Gruss
Dein
APogatscher
1 Zum Thema insgesamt vgl. Schuchardt, „ Sachwortgeschichtliches über den Dreschflegel“,ZrP 34, 1910, 257-294.