Alois Pogatscher an Hugo Schuchardt (20-08908)
von Alois Pogatscher
an Hugo Schuchardt
01. 02. 1894
Deutsch
Schlagwörter: Sprachkontaktphänomene Entlehnung Etymologie Englisch
Französisch
Altfranzösisch
Zitiervorschlag: Alois Pogatscher an Hugo Schuchardt (20-08908). Prag, 01. 02. 1894. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6911, abgerufen am 01. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6911.
[Correspondenz-Karte – Korespondenční lístek. PRAG-PRAHA, 1-2-94]
Prag-Weinberge 1. Febr. 94
Verehrter Freund,
Die beiden Paare sind nicht leicht zu erklären. Im Engl. finden sich für jaw auch Formen mit ch = tš. Da engl. anlautend č (mit Ausnahme von ne. ajar, wo es secundär im Inlaute steht) nicht, so weit mir bekannt, in dž übergeht, und da andererseits die mit dž anlautenden engl. Wörter auf frz. Ursprung weisen, so möchte ich sagen: engl. chaw, chavel etc. sind nach engl. Weise lautgerecht entwickelt; jaw beruht auf Mischung von diesen und afrz.jǫe. Vgl. hierzu die treffende Parallele von ae. wínjeard ,Weingarten‘: ne. vineyard mit v- statt w- (vgl. dazu ne. wine), beeinflusst durch frz. vigne, engl. vine: also Contamination, welche für jaw auch das unregelmässige aw erklärt.
Für paw aus afrz.pǫe wäre vielleicht eine Möglichkeit, wenn man auf frz. Seite Einschub eines ,hiatustilgenden‘ wv ansetzen dürfte; aber auch dann ginge es nicht ganz glatt: *pǫve › pawe?
Weiter wüsste ich im Augenblick nichts zu sagen.
Mit ergebensten Grüssen
APogatscher