Reinhold Köhler an Hugo Schuchardt (134-05716)

von Reinhold Köhler

an Hugo Schuchardt

Weimar

09. 05. 1881

language Deutsch

Schlagwörter: Universitätsbibliothek Graz Aberglaube Märchenlanguage Spanisch Marx, Friedrich Machado y Álvarez, Antonio Werner, Richard Maria Meyer, Gustav Meyer, Gustav (1888)

Zitiervorschlag: Reinhold Köhler an Hugo Schuchardt (134-05716). Weimar, 09. 05. 1881. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6785, abgerufen am 01. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6785.


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[Weimar, 9.5.1881]

Lieber Freund!

Es freut mich, daß ich Ihre Wünsche zum Theil erfüllen kann. Ich schicke Ihnen anbei die „Voyages faits … par M. M.“, das „Journal de Voyage“ und des G. Ens „Deliciae apodomicae …, Colon. 1609“. Ob letztgenannter Band mit der „Span. Reisebeschr. Col. 1609“ identisch ist, weiß ich nicht bestimmt, vermute es aber. Beiliegende Scheine schicken Sie mir unterschrieben zurück.

Vielen Dank für Ihren Brief vom 14. Febr.! Wenn Sie mir die Schrift von Marx über Poerio von der Grazer Univers.-Bibl. auf ganz kurze Zeit schicken wollen,1 wird mir dies ganz erwünscht sein, oder soll ich selbst mich direct an die Bibliothek wenden?

Über den Aberglauben in CalderonsEl escondido y la tapada weiß ich leider nichts.2

Vor einigen Tagen erhielt ich einen Brief von A Machado, woraus hervor- |2| geht, daß er eine von mir im März an ihn gerichtete Karte nicht erhalten hat. WielauteteigentlichseineAdresse? Er hat sie mir ein oder zwei mal geschrieben, aber recht undeutlich. Auch mir kündigt M. seine Cantos fl. an.3 Von Ihnen schreibt er:

El Sch. no me escribe tampoco. Á lo que parece no tengo la suerte de ser simpático á vos compatriotas. Como ha de ser!

Vor mehreren Wochen war Ihr RM Werner4 hier, der mir recht gefallen hat. Von ihm erfuhr ich, daß G Meyer die albanesischen Märchen in Dozons Grammatik in deutscher Übersetzung herausgeben wird.5 Ich hatte schon lange gewünscht, daß dies geschehen möge, und die Kunde war mir also sehr erfreulich.

Wissen Sie etwas über den Ursprung der spanischen sprichwörtlichen Redensart tomar las de Villadiego (Reißaus nehmen)?6 Ich wurde neulich darnach gefragt, finde aber in den wenigen Hilfsmitteln, die mir zu Gebot stehen, nichts. Vielleicht weiß man auch nichts, wie bei so vielen derartigen Redensarten.

Wie steht es mit der Berufung von Demelius, den ich zu grüßen bitte?7

Mit herzl. Gruß

Ihr

Reinhold Köhler

Weimar,

9. Mai 1881.


1 Vgl. Schuchardts Brief vom 14.2.1881.

2 Vgl. Schuchardts Brief vom 14.2.1881.

3 Vgl. Schuchardts Postkarte vom 3.5.1881.

4 Richard Maria Werner (1854-1913), österr. Germanist, seit 1879 in Graz, wo er sich bei Richard Heinze habilitierte, aber 1886 nach Lemberg wechselte.

5 Auguste Dozon, Manuel de la langue chkipe ou albanaise, Paris: Ernest Leroux, 1879 ; danach keine weitere Ausg. nachweisbar; vgl. aber Gustav Meyer, Kurzgefasste albanesische Grammatik mit Lesestücken und Glossar, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1888.

6 Alte Redensart, schon in der Celestina belegt. Villadiego war eine bedeutende Stadt nahe Burgos. Eine probable Deutung zielt auf die in Villadiego hergestellten und viel benutzten Satteltaschen. „ Otros la atribuyen a un aventurero de esta población, que durante la conquista de América tuvo que salir precipitadamente de algún lugar, o fue enviado a una misión de la que no regresó, haciéndose famosa su hazaña en el imaginario popular“.

7 Der Jurist Gustav Demelius wurde 1881 nach Wien berufen.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 05716)