Hugo Schuchardt an Reinhold Köhler (126-S.341-344) Hugo Schuchardt Frank-Rutger Hausmann Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.6777 126-S.341-344 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Deutschland Thüringen Weimar Archivdatenbank des Goethe- und Schiller-Archivs S.341 Hugo Schuchardt Papier Brief 4 Seiten Sevilla 1879-05-01 Frank-Rutger Hausmann 2019 Die Korrespondenz zwischen Hugo Schuchardt und Reinhold Köhler Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Hugo Schuchardt Sevilla 1879-05-01 Reinhold Köhler Spain Seville Seville -5.97317,37.38283 Korrespondenz Hugo Schuchardt - Reinhold Köhler Korrespondenz Märchen Volksliteratur Volkslied Spanischsprachige Literatur Don Juan figaro Japanisch Spanisch Deutsch Französisch Englisch Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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[Sevilla, Plaza Nueva 10. 1. Mai, o. D. (1879 ?)] Verehrter Freund!

[S. 341-344]

Wie oft habe ich Ihnen in den letzten Jahren schon schreiben wollen und wie oft hat mir ein leidiger Zufall die Feder aus der Hand genommen. Bald wollte ich Sie einladen, nach der grünen Steiermark zu kommen ( Demelius Gustav Demelius (1831-1891), bedeutender Spezialist des Römischen Rechts, Professor u. a. in Graz und, ab 1881, in Wien. hatte mir gesagt, Sie wären nicht abgeneigt), bald wollte ich Ihnen eine Frage vorlegen, bald hatte ich ein japanesisches Märchen (in der Bibliothèque universelle) gelesen, welches dem „Mann und Frau ‘m Pißpott entsprach„Vom Fischer und seiner Frau“. u. s. w. Aber wie gesagt, immer verhinderte mich etwas an der Ausführung meines Vorsatzes. Heute aber wird es ernst. Ich möchte Sie mit einem jungen Mann in Berührung bringen, welcher sich sehr für Volkslitteratur interessirt, insbesondere Märchen und Räthsel sammelt. Er hatte auch angefangen Volkslieder zu sammeln, Machado y Álvarez, „Apuntes para un artículo literario“, Revista mensual de Filosofía, Literatura y Ciencias de Sevilla 1869, 173-179 (enthält den Appell, sich mit spanischer Volksdichtung, insbesondere Volksliedern, zu befassen). das Unternehmen aber dann zu Gunsten eines Freundes aufgegeben, der jetzt schon 24000 zusammen hat und sie nächstens veröfffentlichen wird. Ich habe heute mit den Freunden eine längere Besprechung gehabt und mich überzeugt, daß sie Ermunterung und Beifall verdienen. Der Märchenmann, der schon Verschiedenes geschrieben hat (vielleicht kann ich Ihnen ein oder das andere schicken), heißt Don Antonio Machado y Álvarez und wohnt im Palacio del Duque de Alba (Dueñas 3). Ich glaube, er ist Professor an der Universität, doch das thut Nichts zur Sache. Er selbst wünscht sehr, Fühlung mit Deutschland zu gewinnen und es läge ihm besonders daran, einen Austausch hiesiger Zeitschriften mit deutschen zu bewerkstelligen. Im spanischen wie im deutschen Interesse erscheint auch mir Solches recht wünschenswerth. Wenn Sie ihm schreiben wollen, so müßten Sie das freilich in französischer oder englischer Sprache thun; denn deutsch versteht er nicht und dafür würde sich auch nicht leicht ein Dolmetscher hier finden.

Ich erlaube mir, nach althergebrachter Sitte, Sie mit einigen Fragen zu quälen. Ich beschäftige mich u. A. mit der Untersuchung ob Don Juan Tenorio eine geschichtliche Persönlichkeit ist oder nicht. Was Schack, Ticknor, Viardot, Latour darüber gesagt haben, weiß ich; aber vielleicht hat sonst noch Einer oder der Andere, welcher über die Don-Juanlegende gehandelt hat, diesen Punkt in’s Auge gefaßt. Ferner würde es mich sehr interessiren, zu wissen ob Beaumarchais in Sevilla oder überhaupt in Andalusien gewesen ist.Diese Frage wird mehrfach brieflich von Schuchardt thematisiert; vgl. z. B. Anton Bettelheim, Brief 009744. Ich möchte gern untersuchen, ob er beabsichtigt hat, im Figaro einen andalusischen Typus zu zeichnen und inwiefern ihm das gelungen ist. Wenn Sie ohne große Mühe irgend darauf Bezügliches in den schönen und anheimelnden Räumen Ihrer Bibliothek finden können, so würden Sie mich durch Mittheilung sehr beglücken. Es existiren verschiedene Arbeiten über Beaumarchais, die natürlich hier unmöglich aufzutreiben sind.

Wir haben lange Zeit auch hier schlechtes Wetter gehabt und erst seit etwa einer Woche erfreuen wir uns eines wirklich andalusischen Himmels.

Wenn ich im Herbst durch Deutschland zurückreise, hoffe ich Sie zu sehen, Sie wohlauf zu finden und Ihnen Einiges von Spanien zu erzählen. Schreiben Sie mir bald einmal und seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem treu ergebenen

H Schuchardt

Sevilla, Plaza Nueva 10.

1 Mai