Hugo Schuchardt an Reinhold Köhler (089-S.177-180)

von Hugo Schuchardt

an Reinhold Köhler

Halle

20. 10. 1873

language Deutsch

Schlagwörter: Großherzogliche Bibliothek Weimar The Academy Romanische Philologie Stengel, Edmund Graubünden Piemont Weimar Brachet, Auguste (1870)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Reinhold Köhler (089-S.177-180). Halle, 20. 10. 1873. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6739, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6739.


|1|

Halle 20.10.73.


Lieber Freund!

[S. 177-180]

Von einer zweimonatlichen Reise in Baiern, Graubünden und Piemont1 zurückgekehrt, empfinde ich ein dringendes Verlangen nach den Schätzen der Weimarer Bibliothek. Die formularbaren Wünsche bestehen zunächst in:

Du Méril Essai sur la formation de la langue française

Boucherie Fragment de Valenciennes 1867

P. Heyse Romanische Inedita

Fr. Michel Libri psalmorum versio antiqua gallica Oxf. 1860.

Programm von Eisenach 1859 (Hotzel)2

Brachet Gramm. hist. de la l. fr. (I od. 2 Ausg.)

|2|Boileau mit dem Commentar von Daunou und in der Ausgabe von P. Chéron 1860.

     Comparetti Il libro de Sendibad.

Und dann haben Sie vielleicht die Güte, mich noch auf ein oder das andere Aufmerksam zu machen, was in den letzten Jahren bezüglich Boccaccio’s und der Novellengenealogie Ihnen etwa zu Gesicht gekommen ist. Ich habe mich um die ganze Sache, seitdem ich Boccaccio gelesen, leider gar nicht weiter bekümmert. Die neueste Schrift von Oesterley ist mir bekannt.3 In Pavia sah ich mir das im Erscheinen begriffene Werk Bartoli I due primi secoli della letteratura italiana an und hatte die Absicht, die vorhandenen Lieferungen mitzunehmen. Befinden sie sich |3| etwa in Weimar?

Hoffentlich, l. Fr., haben Sie sich auch in den Ferien eine Erholung gegönnt und befinden sich wohl und munter.

Ich grüße Sie herzlichst

Ihr

H. Schuchardt

Ich habe für die Academy4 von nächstem Januar an die Recensionen der romanischen Philologie übernommen. Ist Ihnen etwa bekannt, wer dieselbe bisher geleitet hatte? ( Stengel?)5 In der letzten Zeit scheint in dieser Beziehung Vakanz gewesen zu sein.


1 Vgl. den Brief vom 11.9.1873. – Schuchardt hatte dort den Indologen und Linguisten Giovanni Flechia (1811-1892) besucht, von dem im HSA nur ein Brief (1868) erhalten ist. Vgl. jedoch Schuchardts Brief an Vossler(19-HS_KV_s.n.). - Weiterhin besuchte Schuchardt den Gymnasiallehrer Placido Cerri (1843-1874) in dessen Heimatort Dogliani (HSA 01586-01598), den er vermutlich als Leipziger Studenten kennengelernt hatte.

2 Franz Hotzel, Die altfranzösischen Gesetze Wilhelm's des Eroberers, Programm des Grossherzoglichen Realgymnasiums zu Eisenach, Ostern 1859, Eisenach: Hofbuchdruckerei, 1859.

3 Hermann Oesterley, Gesta Romanorum, Berlin: Weidmann, 1872.

4 The Academy, a monthly record of literature, learning, science and art, London 1869-1915. Diese hatte sich an ihn gewandt ( HSA A000-A0002, London 21.8.1873 u. 21.10.1873). - In den in dieser Zeit erschienenen Bänden III-V konnte Schuchardts Name allerdings nicht in dieser Funktion gefunden werden. Rez. aus seiner Feder stammen aus späteren Jahren. Allerdings schreibt er am 22.12.1873 an Alessandro D’Ancona: „Ich habe neulich in der ,Academy‘ Gelegenheit gehabt, einige anerke(n)nende Worte über dieses Unternehmen zu äussern (ich weiss nicht ob dieselben schon abgedruckt sind)“.

5 Edmund Stengel (1845-1935), zu diesem Zeitpunkt Romanistordinarius in Marburg.

Faksimiles: Die Verwendung dieses Exemplars im „Hugo Schuchardt Archiv” wurde von der Archivdatenbank des Goethe- und Schiller-Archivs gestattet. (Sig. S.177)