Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (110-03457)
von Theodor Gartner
an Hugo Schuchardt
17. 04. 1898
Deutsch
Schlagwörter: Dankschreiben Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der romanischen Philologie Nordwestkaukasische Sprachen
Französisch (Gabun) Schuchardt, Hugo (1897)
Zitiervorschlag: Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (110-03457). Tschernowitz, 17. 04. 1898. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6613, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6613.
Verehrter Freund!
Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie die Sapidus-Angelegenheit, über die ich jedesmal gestolpert bin, so oft ich auf sie stieß, erledigt haben, und danke Ihnen bestens für die Zusendung eines Abdruckes dieser echt schuchardtischen Arbeit.1
Meine wissenschaftliche Thätigkeit ist durch die Theuerung u. die für einen Familienvater unzulängliche Bezahlung unterbunden. Ich habe das kürzlich dem Ministerium mitgetheilt. Ohne Reisen ist einmal, bei meiner Art linguistischer Arbeit, nichts zu machen; ich muss alles Angefangene stehen lassen. Von der Mitarbeiterschaft |2| am Krit. Jahrb. habe ich mich müssen entbinden lassen:2 ich höre ja jahrelang kein rät. Wort, erfahre nichts von neuen Publicationen, kann mir nichts kaufen – kurz, es ist aus: ich kann nichts als Vorlesungen halten u. meine Familie nothdürftig ernähren. Doch was hilft das Klagen? Ich thue es nur, weil ich mich schämen müsste, wenn Sie nicht erführen, warum meine einstige Productivität versiegt ist.
Behalten Sie mich in freundlichem Andenken u. seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem
Gartner
Cz., 17. April 98.
1 Schuchardt, „Romanische Etymologieen“, Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 138, 1897, 1-82.
2 Bereits ab dem I. Jahrgang (1890) des von Karl Vollmöller hrsg. Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der Romanischen Philologie, München-Leipzig: Oldenbourg, 1892-1895, 607-619 hatte Gartner den Teil „Rätoromanische Sprache“ übernommen. Im 2. Bd. (1891-1894, erste Hälfte) ist Gartner noch präsent, im 4. Bd. (1895-96), ersch. 1898/99, übernimmt der Münchner Privatdozent u. Italienischlektor Gottfried Hartmann (1850-1925) diesen Bereich.