Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (018-03365)
von Theodor Gartner
an Hugo Schuchardt
28. 02. 1884
Deutsch
Schlagwörter: Nordostkaukasische Sprachen (nacho-dagestanische Sprachen)
Zitiervorschlag: Theodor Gartner an Hugo Schuchardt (018-03365). Wien, 28. 02. 1884. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6521, abgerufen am 11. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6521.
V. H. Pr.!
Raetoromanisch stützt sich auf eine (fingierte) lat. Wortbildung, wie graecoitalisch auf *graecoitalicus oder γραικοϊταλικός; ich könnte daher höchstens slavogermanisch billigen. Tschechendeutsche Wörter, rosenrothe Bänder, lilienarmige Thetis, ochsenäugige Athene sind für mein Sprachgefühl gleichartige Ausdrücke. – Sich baden hielt ich für provinciell, weil in allen frz. Gramm. se baigner = baden gesetzt ist; für einen Slav.s hielt ich es (u. sich spielen), weil derlei ethische Dative bei den Tsch. gar so beliebt sind. (Statt ethisch möchte ich lieber egoistisch sagen). Ich gehe mir um Brod, er läuft sich … Eben bemerke ich, dass es sich bei baden, spielen um Accusative handelt! – Die Inversion dient, meine ich, immer nur der Hervorhebung eines Obj., Adverbiales oder der des im Part. p. od. Inf. steckenden Praedicatsbegriffes. Ich weiss keinen Fall (aus dem Munde solcher wenigstens, die Deutsch können), den ich nicht unbedenklich auch in schriftdeutscher Prosa niederschriebe. Wenn ich da von einem Provincialismus gefangen würde, so müsste es ein mir unbekannter Austriacismus sein, der auch durch alle östr. Druckschriften ginge. – Abgelegert ist mir neu, vielleicht nur ein Druckfehler.
Mit achtungsvollem Grusse
Ihr ergebener
Gartner