Hermann Niemeyer an Hugo Schuchardt (20-07866)

von Hermann Niemeyer

an Hugo Schuchardt

Halle

24. 08. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Druckfahnen Buchhandel Druckwesen Inflation Verlagsbuchhandlung Styria Hurch, Bernhard/Kerejeta, Maria Jose (1997) Schuchardt, Hugo (1923)

Zitiervorschlag: Hermann Niemeyer an Hugo Schuchardt (20-07866). Halle, 24. 08. 1923. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6488, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6488.


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Max Niemeyer
Verlag
Fernsprechanschluß 2218. Halle a. S., den 24.8. 1923
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Filiale Halle a. S.
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Postscheck-Konto: Leipzig 46 136
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Herrn Geh. Hofrat Professor Dr. Schuchardt, Graz.

Sehr verehrter Herr Geheimrat!

Es freut mich, dass Ihnen die zuletzt gesandte Druckprobe zusagt, die von Ihnen gewünschten Änderungen können noch vorgenommen werden.

Nun muss ich Ihnen allerdings eine grosse Enttäuschung bereiten. Ich bin von der Sommerfrische zurückgeeilt, um hier inmitten der Wirtschaftskrise, die den Buchhandel durch die unerhörten Lohnforderungen der Setzer betroffen hat, meine notwendigen Anordnungen zu treffen. Es ist ganz undenkbar weiter zu drucken, viel weniger neue Druckaufträge zu erteilen, denn weder im In= noch Ausland können die enormen Preise bezahlt werden. Wie sie aus dem beigefügten Zeitungsabschnitt sehen,1 ist die Krise ganz allgemein. Ich hoffe aber, dass die Sache bald zu Gunsten des Verlages entschieden sein wird.

So sehr ich es bedaure muss ich auch Sie um Geduld bitten. Sie können versichert sein, dass sobald es die wirtschaftliche Lage erlaubt, ich auch unter den ersten Druckaufträgen, die ich wieder erteile, Ihr Schriftchen berücksichtigen werde.2 Ich muss Ihnen natürlich anheim stellen, ob Sie es unter den gegebenen Verhältnissen doch vorziehen, in Graz zu drucken,3 wo wahrscheinlich die Setzerlöhne jetzt billiger sind.

Mit hochachtungsvollem Grusse

Ihr sehr ergebener

M. Niemeyer


1 Nicht erhalten.

2 Am 27.8.1923 schreibt Schuchardt an Urquijo: „Eben erhalte ich die Nachricht aus Halle, daß der dort begonnene Druck meines Büchleins, wegen der Nöte in Deutschland, hat eingestellt werden müssen – wenigstens vorderhand. Ich weiß nun, schon meiner zunehmenden Augenschwäche wegen, nicht wozu ich mich entschließen soll“ (ed. Hurch-Kerejeta, 1997, Brief 465. 311).

3 Mit HSA, A0345 liegt ein Kostenvoranschlag der Universitäts-Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung Styria-Graz, Abteilung: Druckerei, vom 29.8.1923 vor, der sich, auch wenn der Titel nicht genannt wird, auf die Primitiae bezieht: „Nach den Angaben, dass 5 geschriebene Seiten Vorwort und 38 Seiten Text als Manuskript vorliegen, schätzen wir den Umfang der Schrift auf beiläufig 3 ½ Druckbogen à 16 Seiten oder 56 Druckseiten“. Für eine Aufl. von 600 Ex. werden K 10,920.000, für 800 Ex. K 11, 427.00 veranschlagt. Hinzuzurechnen seien die Kosten für Papier und Bindearbeiten. Man sieht, dass auch Österreich von Inflation betroffen war, allerdings nicht in dem Umfang wie Deutschland.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 07866)