Anton Bettelheim an Hugo Schuchardt (03-00975)

von Anton Bettelheim

an Hugo Schuchardt

Wien

24. 10. 1883

language Deutsch

Schlagwörter: Besuche von Schuchardt Informationsbeschaffung Don Juan Deutsche Wochenschrift Bohemia - Unterhaltungsblätter für gebildete Ständelanguage Tschechischlanguage Deutsch Höllrigl, Franz Peters, Ignaz Friedjung, Heinrich Triest Schuchardt, Hugo (1883)

Zitiervorschlag: Anton Bettelheim an Hugo Schuchardt (03-00975). Wien, 24. 10. 1883. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6439, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6439.


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DEUTSCHE ZEITUNG
WIEN
I. Rathausstrasse 19.
Wien, 24.X.83.

Verehrter Herr Professor!

Auf Weihnachten dann!

Ich hoffe zuversichtlich, daß Sie Triest Triest sein lassen u. Ihre Wiener Bekannten mit Ihrem Besuch erfreuen.

Höllrigl1 weiß allerdings nicht viel: er wird Ihnen aber gewiß demnächst* (nach seiner Rückkehr aus Budweis, wo er noch Näheres erfahren will) – Gewährsmänner nennen, die Ihre Frage fachlich werden erledigen können. Petters in Leitmeritz2 war früher wol am besten bewandert in dieser Specialität.

Nun eine schöne Bitte.

Mein lieber, alter Gymnasial- und Universitätsfreund, Dr. Heinrich Friedjung,3 Autor |2| einer Geschichte Kaiser Karls IV. gibt von November d. J. ab eine Wochenschrift heraus, die, brav, ernst u. tüchtig im politischen, wie im literarischen Theil angelegt, bisher in Wien nicht ihresgleichen hatte.4

Friedjung läßt Sie nun in dringendster Weise bitten, ihm, wenn irgend möglich, den einen oder den andern Ihrer Essays zur Verfügung zu stellen. Stoffe, wie der „Don Juan“ u. dgl. m. (als ob es „dergleichen mehr“ so ohneweitres gäbe) wären Friedj. natürlich hochwillkommen* (*Auch eine Studie über die „ langue verte“ nicht gar zu ferne.). Aber er läßt Sie auch ersuchen, ihm, so oft Sie Lust u. Anlaß haben, wenn auch nur in Brief- oder Notizenform Glossen über deutsche, deutschösterr. u. ausländische Hochschulen zukommen zu lassen. Die „Deutsche Wochenschrift“ wird eine Spezialität |3| darin suchen, ein Organ für die großen Universitätsfragen zu sein. Im Einzelfalle bleibt natürlich, auf den Wunsch der Einsender, die Anonymität streng behütet.5

Und nun nochmals, verehrter Herr Professor, schönen Dank für Ihre, wenn auch nur bedingte Zusage, uns im Winter mit Ihrem Besuch zu erfreuen. Einmal finden Sie sich da hoffentlich auch, mittags oder abends, in meinem bescheidenen Hauswesen ein.

Mit besten Empfehlungen

Ihr

herzlich ergebener

ABettelheim

P.S. Friedjung behauptet, daß Dr. Alfred Fischl in Brünn in Fragen des deutschböhm. Jargons Ihnen mancherlei Details oder Gewährsmänner bekannt zu geben.6


1 Franz Höllrigl, Redakteur der Deutschen Zeitung , Verfasser von Bohemica, z.B. Aus dem Böhmerwalde. Eine deutsch-böhmische Fahrt, Wien: Bergmann, 1884. Vermutlich ist er mit F. Höllrich identisch (HSA, Brief 04770 (Wolf, Nachlass, 214).

2 Ignaz Petters (1834-1913), ab 1857 Gymnasialprofessor in Leitmeritz, Spezialist für nordböhmische Mundarten.

3 Heinrich Friedjung (1851-1920), österr. Historiker, Publizist, Journalist und liberaler Politiker. Vgl. HSA, Briefe 03142-03144.

4 Deutsche Wochenschrift. Friedjungs Nachfolger als Herausgeber wurde für kurze Zeit Rudolf Steiner.

5 In Deutsche Zeitung ist aus der Feder Schuchardts nur nachweisbar „ Zeitungsdeutsch“ (24.11.1883)

6 Satz unvollständig, anzufügen wäre „in der Lage sei“. Alfred Fischl (Hrsg.), Materialien zu Sprachenfrage in Österreich, Brünn 1902; Das österreichische Sprachenrecht, Brünn 21910. Zum Autor (1853-1926), ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 319.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 00975)