Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (21-08410)
von Robert Oppenheim
an Hugo Schuchardt
28. 11. 1887
Deutsch
Schlagwörter: Lautgesetze Literarisches Centralblatt für Deutschland Deutsche Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wissenschaft Verlag Walter de Gruyter Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Gebr. Henninger Deutsche Rundschau Internationale Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft Die Gegenwart Zeitschrift für das Gymnasialwesen Leipziger Illustrierte Zeitung Magazin für die Literatur des Auslandes Göttingische Gelehrte Anzeigen Stadtbibliothek Hamburg National-Zeitung (Berlin) Kölnische Zeitung Frankfurter Zeitung Volapük Schuchardt, Hugo (1888)
Zitiervorschlag: Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (21-08410). Berlin, 28. 11. 1887. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6417, abgerufen am 02. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6417.
ROBERT OPPENHEIM
25. Matthäikirchstrasse 25.
Berlin, W., den 28 Novb. 1887
Hochgeehrter Herr1
Auf die keineswegs unterschätzte Gefahr hin, Ihren Unwillen zu erregen, dadurch, daß ich Sie auf das erhoffte Telegramm vergeblich habe warten lassen (wenigstens in der von Ihnen erwarteten endgültigen Form),2 ziehe ich es doch vor Ihnen die Antwort auf Ihre heute früh empfangene werthe Zuschrift brieflich zu senden.
Denn mit einem einfachen, „ja“ od. „nein“, wie Sie es verlangen, ist die Sache nicht abgethan. Die Frage ist nämlich nicht die, ob ich Ihr Volapükschriftchen3 in Commissionsverlag zu nehmen bereit bin, sondern ob Sie überhaupt geneigt sein werden, mir den Vertrieb derselben zu übergeben, nachdem ich Ihnen das Ergebniß des Vertriebes der Schrift über die Lautgesetze mitgetheilt habe. Einfügen muß ich auch die Bitte um Entschuldigung, daß das erst jetzt geschieht, erst unmittelbar nach der Ostermesse dieses Jahres,4 doch waren Sie zu jener Zeit von Graz abwesend, u. mir Ihr Aufenthalt nicht bekannt, u. nachher ist mir die Sache wirklich aus dem gedächtniß gerathen. |2| Wie Sie nun aus beiliegender Aufstellung ersehen,5 stellt sich die Rechnung über „Lautgesetze“ wie folgt. Gedruckt wurden 410 Exx., hiervon als Freiexemplare in Ihrem Auftrage von mir an verschiedene Zeitschriften u. an Sie gesandt 60 Exp. Es blieben somit zum Vertrieb 350 Exx. Bei dem Ladenpreis von 80 ₰ u. Netto von 60 ₰ würden diese 350 Exx. Gerade hinreichen, die Gestaltungskosten von ℳ 210 zu decken. Vorräthig waren zur Ostermesse 1887 noch 76 Exx., welche, wie gesagt, noch verkauft werden müssen, um die Herstellungskosten zu decken.
Als ich seiner Zeit so calculirte daß die 350 Exx. des ersten Druckes die Herstellungskosten decken sollten rechnete ich darauf es würden diese 350 Exx. schnell ausverkauft werden u. es würde mir möglich sein, eine neue mindest ebenso hohe Auflage zu drucken, deren Preis ja verhältnismäßig viel billiger sich gestellt hätte, da ich den Satz stehen ließ. Nun aber hat es sich ja heraus gestellt, daß ich in zweifacher Weise falsch kalkulirt habe. Erstens insofern, als sich die Auflage von 400 bez. 350 Exx. als den Gesammtbedarf deckend ergeben hat, u. zweitens, indem ich für diesen Absatz den Preis des Schriftchens hätte mindestens auf ℳ 1,20 gestellt werden müssen so daß beim Nettopreise von 90 ₰ der jetzige Absatz schon mehr als die Kosten gedeckt hätte, u. die ferneren 76 Exx. einen kleinen Gewinn abgewor- |3| fen hätten.
Nach dieser Darlegung ist also wohl die Frage die, ob Sie mir Ihr Volapükschriftchen in Commission zu geben geneigt sind. Nach Ihrer Mittheilung belaufen sich dessen Herstellung auf 120 Gulden,6 d. h. etwa 240 ℳ, rechne ich nun, um glatt abzuschließen, für Porti, Frachten, Anzeigen, ℳ 60, so würden, um die Kosten zu decken, nöthig sein bei einem Ladenpreis von ℳ 1.20 (das wäre also der Bogen mit 40 ₰ gerechnet)7 u. Nettopreis von von 90 ₰ für das Ex. etwa 335 Exx. Bei einem Bogenpreis von 1,15, etwa 260 Exx. Man würde also auch bei letzterem Preise doch wohl 500 Exx. drucken müssen, um sich die Aussicht auf einen kleinen Gewinn offen zu halten. Ob diese Auflage gerechtfertigt, bin ich allerdings auch nicht in der Lage zu bestimmen. Das Volapük wird doch wohl meistens von unwissenschaftlichen Leuten gepflegt, an welches [gem. welche] Ihre Schrift sich natürlich nicht wendet, u. ob der wissenschaftlichen Käufer schließlich mehr sein würden, wie der Käufer der Lautgesetzschrift, die doch zweifellos ein gewisses Aufsehen erregt hat, wage ich, nachdem ich eben meine falsche Rechnung habe eingestehen müssen, nicht zu bestimmen.
Eins dürfte jedenfalls meine Aufstellung beweisen, daß mit dem Volapükschriftchen auch wenn es zu einem verständigerweise höheren Preise, als die Lautgesetze verkauft u. in erheblich größerer Anzahl abgesetzt würde ein irgendwie nennens werther Gewinn nicht zu erzielen ist; gerade bei derartig kleinen Schriften sind die Vertriebskosten verhältnißmäßig hoch, u. wenn Sie meinen, es hätten |4| Berufsgenossen von Ihnen beim Selbstverlag derartiger Schriften gute Geschäfte gemacht, so muß es sich entweder um umfangreichere Werke u. größere Auflagen gehandelt haben, od. die Herren calkuliren nicht richtig.
Wollen Sie mir nach allem Gesagten Ihr Volapükschriftchen zum Vertrieb in dem Buchhandel überlassen, so würde ich mich dessen freuen, weil ich die angeknüpfte Geschäftsverbindung gern weiter pflegen möchte. Sie würden dann so gut sein, die für den eigenen Bedarf u. für Recensionen nöthigen Exx. dort zu behalten u. die für den Handel bestimmten Exx. für mich an meinen Leipziger Vertreter „Herrn H. Haeßel 16 Lindenstraße“8 zu senden, sollte auch ich Exx. an Redactionen in Ihrem Auftrage zu verschicken haben, so würde ich bitten, dieselben besonders gezählt u. mit betreffender Anweisung versehen beizulegen. Preis würde ich, falls nicht von Ihnen festgesetzt, bestimmen. Erste Abrechnung erfolgte zur Ostermesse 1889.
Ob einige der hiesigen Zeitungen Volapük-freundlich, bin ich leider nicht in der Lage mitzutheilen, ich lese regelmäßig nur die Nationalzeitung, u. diese ist es nicht.
Die versprochene statistische Aufstellung über den Absatz der Lautgesetze, deren Zusendung nach der Ostermesse aus gleichem Grunde, wie eben angegeben, unterblieb, werde ich anfertigen lassen u. Ihnen demnächst senden. Ich muß noch hinzufügen, daß bei Vertrieb durch mich Ertrag des Absatzes bis zur Deckung Ihrer Auslagen, also bis zum Absatz von etwa 335, bezw. 260 Exx. Ihnen erstattet würde. Etwaiger Gewinn durch Absatz von Exx. über die zur Deckung der Herstellungskosten nöthigen Zahl wäre zu theilen.
Zeitschriften
Welche vielleicht zu benachrichtigen
[linke Spalte:] Blatt f. lit. Unterhaltung;9 Literar Centralblatt;10 Deutsche Literatur Ztg;11 Zeitschr f Völkerpsychol.;12 … f Literaturgesch. v. Prof. Koch Marburg;13 Literaturbl f germ u rom Philol;14 Deutsche Rundschau;15 Wochenschrift f klass. Philol. Prof. Hirschfeld. Berlin;16 Centralorg. f d Interess d. Realschulwesens: Berlin;17 Internat Zeitschr f allg Sprachwissensch;18 Gegenwart: Berlin;19 Nation, dit]o;20 Berliner philol. Wochenschr.;21 Zeitschr f Gymnasialwesen;22 Nord u Süd: Breslau;23 Ueber Land u Meer: Stuttgart;24 Illustr Ztg. Leipzig;25 Magazin f. d. Lit. d. In u Auslandes, Lpzig;26 Deutsche Revue: Breslau;27 Gött. Gelehrte Anz.28
[Rechte Spalte:] Allg Ztg / München;29 Weser Ztg. zu senden an Prof. Dr Hugo Elard Meyer in Freiburg i/ B;30 Hamburger Nachrichten zu senden an Prof. Dr Eyssenhardt 7 Dom Str: Hamburg;31 National32 Vossische33 Neue Preuß Ztg B;34 Bund / Dr Widmann Bern;35 Schlesische Ztg / v. Rentz Breslau;36 Breslauer Ztg do.;37 Tägl Rundschau: Berlin;38 Schwäb Merkur;39 Stuttg; Köln Ztg: Koeln;40 Frankfurter Ztg: F a/Main41
|6||7|[Auf diesen beiden Seiten werden in gut lesbarer Form die Absatzzahlen von Schuchardt, Lautgesetze, für die Jahre 1885 bis 1887 aufgelistet, die nicht eigens transkribiert werden].
|8|Offenbar von Schuchardts Hand die Absatzzahlen für das Ausland: Italien 2, England 4, Dänemark 5, Schweden-Norwegen 18 (Upsala 8), Rumänien 1, Niederlande 3, Frankreich 3, Ver Staaten 12, Belgien 3, Schweiz 1, Russland 14 (Petersb. 5).
1 Professionelle Handschrift eines Büroangestellten.
2 Dies als Ergänzung am Briefrand.
3 Auf Anlass des Volapüks, Berlin: Oppermann, 1888, 48 S. 8°.
4 Sollte nicht „Herbstmesse“ gemeint sein?
5 Diese Rechnung ist fälschlich als S. 4 an Brief 08409 angehängt.
6 Die Schrift wurde gedruckt von der K. K. Universitätsdruckerei Styria, Graz.
7 Zusatz am Briefrand.
8 Das Leipziger Adressbuch von 1890, S. 190, nennt in der Lindenstraße 16 als „Besitzer: H. A. Hässel, Buchhändler; pt. Voß Sortiment (G. Haessel)“.
9 Wohl Blätter für literarische Unterhaltung , Leipzig, F.A. Brockhaus, 1826-1898.
10 Litterarisches Centralblatt für Deutschland [=Literarisches Zentralblatt für Deutschland], Leipzig: Harrassowitz, 1850-1944.
11 Deutsche Literaturzeitung für Kritik der Internationalen Wissenschaft, begr. 1880 von Max Roediger, Berlin: Weidmann; ab 1886 hrsg. von August Wilhelm Fresenius, ab 1892 von Paul Hinneberg (1906-1944 de Gruyter).
12 Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, 1860f., Berlin: Dümmler; hrsg. von Theodor Waitz u. Georg Gerland.
13 Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte , hrsg von Max Koch, Berlin: Felber, 1887f.
14 Literaturblatt für Germanische und Romanische Philologie, Leipzig: Reisland, 1880-1944, hrsg. von Otto Behagel und Fritz Neumann (zunächst verlegt von Henninger in Heilbronn).
15 Deutsche Rundschau, Berlin: Gebr. Paetel, hrsg. von Julius Rodenberg, 1874f.
16 Wochenschrift für klassische Philologie , Berlin: Gaertner, 1874f., 1884-86 hrsg. von Wilhelm Hirschfelder.
17 Centralorgan für die Interessen des Realschulwesens , Berlin: Gülker, 1873-96.
18 Internationale Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft, Heilbronn: Henninger, 1884f.; ab 1887-90 Leipzig; hrsg.. von Friedrich Heinrich Techmer.
19 Die Gegenwart, Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, Berlin: Stilke, 1872-1931 (ab 1892 wechselnde Verlage).
20 Die Nation: Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Literatur , 1883/84f., Verlag Hermann in Kommission (bis Jg. 24,1906/07).
21 Philologische Wochenschrift , 1881-1944, Berlin: S. Calvary, ab 1921 Verlag Philipp Reisland.
22 Zeitschrift für das Gymnasialwesen (Sokrates), 1, 1847-20, 1866; N.F.21, 1867-66, 1912, Berlin: Enslin, danach Weidmannsche Buchhandlung.
23 Nord und Süd , gegr. 1877 von Paul Lindau, Breslau, später Berlin (bis 1920).
24 Ueber Land und Meer. Allgemeine Illustrirte Zeitung , Stuttgart 1858-1923.
25 Illustrirte Zeitung, Leipzig: J.J. Weber, 1843-1944.
26 Magazin für die Literatur des In- und Auslandes. Gegründet von Joseph Lehmann, Leipzig: Friedrich, 1, 1832-49, 1880.
27 Deutsche Revue über das gesammte nationale Leben der Gegenwart , hrsg. von Richard Fleischer, Breslau u. Berlin: Carl Habel, 1877-1922
28 Göttingische gelehrte Anzeigen, Göttingen 1739 (bis heute).
29 Allgemeine Zeitung , Stuttgart / München: Cotta, 1883-1889.
30 Weser-Zeitung, ein politisch-merkantilistisches Abendblatt , Bremen: Schünemann, 1844-1934. – Elard Hugo Meyer (1837-1908), aus Bremen stammender Volkskundler und Indogermanist, Honorarprofessor für Volkskunde in Freiburg i. Br.
31 Hamburger Nachrichten. Morgenzeitung für Politik, Handel und Schiffahrt ; Organ für Hamburgische Angelegenheiten ; Anzeiger Schifffahrt, Hamburg: Hermann, 1849-1939. – Franz Eyssenhardt (1838-1901), Altphilologe, Professor am Hamburger Johanneum, ab 1882 Leiter der Hamburger Stadtbibliothek.
32 National-Zeitung (Berlin), 1848-1939 (wichtige liberale Tageszeitung, die ihren Einfluss dem Verleger Bernhard Wolff verdankt).
33 Vossische Zeitung , älteste Berliner Zeitung, gegr. 1704 oder 1721. Seit 1806 führte sie den Kopfvermerk „Im Verlage Vossischer Erben“. Am 31.3.1934 stellte der Ullstein-Verlag, dem die Zeitung inzwischen gehörte, unter dem Druck der nationalsozialistischen Rassengesetze ihr Erscheinen ein.
34 Neue Preußische Zeitung (Kreuzzeitung) , überregionale Zeitung, die von 1848 bis 1939 bestand. Die B-Ausgabe war die Abendausg.
35 Der Bund , Bern 1850 f. (diese Schweizer Tageszeitung besteht bis heute). – Josef Viktor Widmann (1842-1911) war von 1880-1911 Feuilletonredakteur der Zeitung.
36 Schlesische Zeitung , ersch. (ab 1881 dreimal täglich) von 1742 bis 1945. – Zu Freiherr von Rentz konnten keine weiteren Nachrichten gefunden werden.
37 Breslauer Zeitung, 1828-1937, Verlag Trewendt (3 Ausg. pro Tag).
38 Tägliche Rundschau, Zeitung für Nichtpolitiker, zugleich Ergänzungsblatt zu den politischen Organen jeder Partei , Berlin 1881-1933.
39 Schwäbischer Merkur und Schwäbische Chronik , Stuttgart 1785-1941 (zwei zusammengehörende Tageszeitungen).
40 Kölnische Zeitung, Köln: DuMont-Schauberg, 1798-1945 (mit zweiwöchiger Sonntagsausgabe).
41 Frankfurter Zeitung, 1856 als Frankfurter Geschäftsbericht gegr., ab 1866 Frankfurter Zeitung und Handelsblatt (letztmalig 31.8.1941)