Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (14-08403)
von Robert Oppenheim
an Hugo Schuchardt
05. 03. 1885
Deutsch
Schlagwörter: Gaspary, Adolf Brink, Bernhard ten Hillebrand, Karl Gaspary, Adolf (1887–1891) Schipper, Jacob (1884) Flinsch, Ferdinand (1935)
Zitiervorschlag: Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (14-08403). Berlin, 05. 03. 1885. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6409, abgerufen am 09. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6409.
ROBERT OPPENHEIM
25. Matthäikirchstrasse 25.
Berlin, W., den 5 März 1885.
Herrn Prof. D
r H. Schuchardt
Graz
Hochgeehrter Herr,1
Ihre mir heute gewordene werthe Zuschrift v. 2ten d. Mts hat sich mit der meinen vom 3ten gekreuzt,2 und es freut mich sehr, daß ich meine Ihnen gesandten Verträge mit Ihrer Unterschrift versehen zurück erwarten darf; Es sei denn daß Sie in dem Vertrage auch die in Ihrem letzten Schreiben vorgeschlagenen Aenderungen berücksichtigt zu sehen wünschten. Doch dürfte es für diesen Fall genügen daß Sie selbst die Vermerke betreffend die Antiqua Schrift einfügten.
Denn, um dies vorauszuschicken, ich bin mit der Wahl der Antiqua Schrift sehr einverstanden, da ich zu den entschiedenen Anhängern derselben gehöre. Wenn sie mich nun fragen, weshalb ich für „ Gaspary“3 nicht Antiqua gewählt habe, so kann ich nur sagen: die böse That, die den ten Brink in Fractur schuf, gebar auch den „ Gaspary“ zumal der Verfasser sich auf meine Anfrage für die selbe erklärte. Ebenso ging es s. Z. |2| wo ich die Essay-Sammlung begann und K. Hillebrand entschieden für die Fraktur eintrat.4 Viele Schriftsteller sind eben der Ansicht, daß das deutsche Publikum lieber Bücher in Fraktur liest, als in Antiqua gedruckte, und glauben, daß soweit es sich nicht um streng wissenschaftliche handelt, in Fractur gedruckte Bücher sich leichteren Eingang verschaffen und daher wird auch die Rücksicht auf das Ausland oft mehr als billig ausser Acht gelassen. Was übrigens den Gaspary betrifft, so wird unter des Verfassers Augen schon eine Italienische Uebersetzung gefertigt,5 und wenn diese, wie zu erwarten, gut ausfällt, dürfte es so wie so mit dem nur schwachen Absatze des Originals in Italien sein Ende haben. Bei Essay-Sammlungen wie der Ihren, ist das etwas anderes, von denen wird selten mehr als eine Auswahl in fremder Sprache erscheinen und das Original-Gesammtwerk bleibt für Inland |3| und Ausland bestimmt.
Ich bin also wie gesagt mit der Antiqua-Schrift völlig einverstanden und sende Ihnen gleichzeitig mit diesem unter Kreuzband Schriftproben der Druckerei in der ich fast Alle meine Verlags-Artikel herstellen lasse.6
Ich denke eine der Corpus oder Borgis-Schriften wird Ihren Beifall finden; die zu dem Werke, von welchem Sie die Güte hatten mir Probe unter Kreuzband zu senden verwandte Cicero-Schrift, dürfte für das zu wählende Octavformat jedenfalls zu groß sein7 –
Da wir übrigens in der Ausstattung doch ein Mal von „Schippers Dunbar“8 abweichen könnte ja, wenn Sie dies vorziehen, für Ihr Buch auch ein Groß-Octav Format, etwa wie Gaspary (oder jedes beliebige andere mir scheint übrigen das vorgeschlagene handlich)9 – gewählt werden; die Umrechnung des Bogeninhalts einer Ausstattung im Verhältniß zur andren, bleibt dann der Druckerei überlassen, die dergl. genau zu berechnen in der Lage ist. –
Wie heute mit den Schriftproben werde ich es auch mit den Papierproben |4| halten. Ich gehe spätestens morgen zum Papierhändler und lasse Ihnen von dort aus eine Anzahl Bogen zu gfl Auswahl zugehen. Von dem gewählten senden Sie mir gfl die mit dem Stempel der Fa Flinsch10 versehene Hälfte zurück und behalten die andere Hälfte gfl dort. Bietet die erste Sendung nicht genügendes so folgt eine zweite, die Papierwahl eilt ja nicht, so lange der Satz noch nicht in Gang.
Ihren gfl Bestimmungen in Bezug auf Schriftgattung und Papier unter Rücksendung der Proben entgegensehend, verbleibe ich
in vorzüglicher Hochachtung
Robert Oppenheim
Für Auszeichnung, d.h. in diesem Falle zur Unterscheidung fremdsprachlicher Beispiele vom Deutschen Text, liesse sich ja auch Cursivschrift verwenden
1 Eigenhändiger Brief Oppenheims in lateinischer Schrift.
2 Vgl. Brief 08402.
3 Vgl. Brief 08391.
4 Vgl. Brief 08392.
5 Adolf Gaspary, Storia della letteratura italiana; tradotta dal tedesco da Nicola Zingarelli [e] da Vittorio Rossi con aggiunte dell‘autore, Torino: Loescher, 1887-1891, 2 t. in 3 vol.; 21900-1914.
6 C. H. Schulze & Co. in Gräfenhainichen (heute Buchdruck-Museum).
7 Es handelt sich bei Corpus, Borgis und Cicero um Schriftgrößen (3,175 mm; 3,76 mm; 4,512 mm).
8 Jacob Schipper, William Dunbar: Sein Leben u. seine Gedichte in Analysen und ausgewählten Uebersetzungen nebst einem Abriss der altschottischen Poesie. Ein Beitr. zur schottisch-englischen Literatur- u. Culturgeschichte, Berlin: Oppenheim, 1884, XVIII, 412 S., 8°.
9 Am Rand eingefügt.
10 Vgl. Ferdinand Flinsch, Zu den drei Fischen in Papier. Eine Chronik des Papierberufs mit einem Anhang über die Geschichte des Handelshauses Ferdinand Flinsch. Zusammengestellung von Heinz Schnakenburg. Mit zahlreichen Textabbildungen und 14 Tafeln, Berlin: Privatdruck, 1935. (Es gibt auch noch mehrere Musterbücher von Flinsch), S. 119-149.
11 „Der Obige“.