Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (12-08401)

von Robert Oppenheim

an Hugo Schuchardt

Berlin

19. 02. 1885

language Deutsch

Schlagwörter: Meyer, Gustav

Zitiervorschlag: Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (12-08401). Berlin, 19. 02. 1885. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6407, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6407.


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ROBERT OPPENHEIM
25. Matthäikirchstrasse 25.
Berlin, W., den 19t Februar 1885
Herrn Prof. Dr H. Schuchardt: Graz.1

Sehr geehrter Herr,

Sie machen mir wahrlich den Verkehr mit Ihnen recht schwer. Wäre ich zwanzig jünger, ich würde schwerlich Ihnen mit dem Gleichmuth schreiben, mit dem es zu thun ich jetzt in der Lage bin, da ich die Mitte der 40er überschritten habe.2

Indeß nicht nur die Empfindsamkeit ist mit den Jahren geringer geworden, sondern die Jahre haben auch das Bewußtsein in mir gereift, daß ein Verdacht, wie Ihr letzter Brief ihn ausspricht, mich innerlich nicht berühren kann –

Darnach könnte ich nun wohl Ihren Brief einfach auf sich beruhen lassen, hätte ich nicht auch den Geschäftsmann in mir zu vertreten. Denn habe ich als Privater nur mit solchen zu verkehren, die mich kennen, so muss ich wünschen, daß mir als Geschäftsmann auch die trauen, die mich nicht kennen. |2| In Beantwortung Ihres Briefes versichre ich daher, daß ich nicht mit Ihnen, wie Sie annehmen, Komödie gespielt habe, sondern daß ich Hrn Prof. M. für den Bogen seiner Essays Mark fünfunddreißig gezahlt habe und keinen Pfennig mehr. Daß mit dieser Versicherung viel geleistet, glaube ich zwar nicht, denn wenn Sie mir überhaupt nicht trauen, kann diese Erklärung Sie kaum andern Sinnes machen.

Doch noch eins will ich hinzufügen. Wie ich Ihnen schon geschrieben, würde ich Ihre gesammelten Aufsätze sehr gern gedruckt haben, und auch jetzt noch drucken. Hätte ich nun lediglich als Geschäftsmann gehandelt, so würde ich mir gesagt haben: biete Hrn Prof S. mehr als ℳ 35,00 für den Bogen der Abhandlungen, wenn auch Gewinn an dem |3| Buche dann nicht gemacht wird, so ist doch die Geschäftsverbindung gesichert, so hätte ich nach meinem Gefühle Hrn Prof M[eyer] benachtheiligt.

Ich bot Ihnen daher, soviel wie ich bieten zu können meine, um noch einen bescheidenen Gewinn zu erzielen; und soviel, wie ich Hrn Prof M und Anderen für ähnliches gezahlt habe.

Soviel biete ich auch Ihnen jetzt noch und überlasse es Ihnen, falls Sie sich zum Druck der Aufsätze endgültig entschließen, ob Sie das Msc mir senden oder mit einem anderen Verleger abschließen wollen.

Hochachtungsvoll
Robert Oppenheim


1 Eigenhändiger Brief Oppenheims in Kurrentschriift.

2 Oppenheim wäre demnach um 1839/40 geboren.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 08401)