Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (09-08398)

von Robert Oppenheim

an Hugo Schuchardt

Berlin

07. 02. 1885

language Deutsch

Schlagwörter: Diezstiftung Meyer, Gustav

Zitiervorschlag: Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (09-08398). Berlin, 07. 02. 1885. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6404, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6404.


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ROBERT OPPENHEIM
25. Matthäikirchstrasse 25.
Berlin, W., den 7. Februar 1885.
Herrn Prof. D r H. Schuchardt. Graz

Hochgeehrter Herr,1

Ich beeile mich um so mehr Ihre werthe Zuschrift vom 5en zu beantworten, als derselben ein Misverständniss zu Grunde liegen muß, welches baldigst aufgeklärt zu sehen ich dringend wünschen muss.

Als es sich darum handelte Ihnen Vorschläge bezüglich Ihres mir gütigst angebotenen Verlagsunternehmens zu machen, schien mir die Sache sehr einfach zu liegen. Es schließt sich Ihr Werk eng an das des Herrn Prof Meyer an, und was natürlicher als daß ich Ihnen dieselben Bedingungen stellte unter denen ich mit Hrn Prof M abgeschlossen hatte.2 Wie hätte es mir einfallen können, Ihnen unter fast völlig gleichen Verhältnissen weniger zu bieten? wenn nicht das Anstandsgefühl, hätte mich ja das bescheidenste Maass von Klugheit dazu veranlassen müssen, denn da ich Ihr Verhältniss zu Hrn Prof. M. kannte, durfte ich mir sagen, daß die |2| Bedingungen, unter denen Sie Beide mit mir abgeschlossen [bez die ich Ihnen geboten] ein Mal zur Sprache kommen würden, und hätte ich wirklich Ihnen Beiden für ganz gleichartige Werke verschiedenes Honorar angeboten, so hätte meine Handlungsweise Ihnen allerdings so unverständlich vorkommen müssen, wie sie Ihnen, ich hoffe, in diesem Augenblicke schon nicht mehr erscheint –

Ich kann Sie nur bitten, Ihr Vorhaben Hrn Prof M. anzuvertrauen, und sich von diesem, die in seinen Händen befindliche Abschrift, seines mit mir geschlossenen Vertrages zeigen zu lassen. Sie werden finden daß ich ihm bei 750 Aufl. Mark 35,00 für den Druckbogen zu zahlen, mich verpflichtete, ausserdem zur Lieferung von 20 Freiexx; kurz, zur Einhaltung der Bedingungen, die ich Ihnen bot. Wollen Sie Ihr Geheimniß auch Hrn Prof. M gegenüber jetzt noch nicht preisgeben, so sende ich Ihnen |3| nach Em[p]fang Ihrer diesbezügl. gütigen Antwort, mein Exemplar des M’schen Vertrages zur Einsicht, damit Sie sich überzeugen, daß ich mir nicht erlaubt, Ihnen ungünstigere Bedingungen zu stellen, wie ich Sie Hrn Prof M gestellt, und unter denen ich auch mit verschiedenen andern Herren über ähnliche Unternehmungen abgeschlossen habe.

Dass das Honorar nicht hoch ist, weiß ich, aber die Auflage ist es auch nicht. Von dem Vorschlage, die Auflage bei Wahl eines stärkeren Papieres für Ihr Buch, als solches für das M’sche verwandt auf 800 zu erhöhen, will ich gerne Abstand nehmen und, wenn Sie ein stärkeres Papier benutzt zu sehen wünschen, solches wählen, auch bei Auflage von 750 Exemplaren.

Was den Inhalt des Bandes anlangt, so liegt es mir fern, meine Wünsche mehr |4| als geschehen in den Vordergrund zu rücken. Nach der Inhaltsangabe Ihres werthen Schreibens v. 31. v. Mts wollte es mir scheinen, als fielen die Abhandlungen über die Diez-Stiftung und die Keltischen Briefe3 etwas aus dem Rahmen des übrigen, doch sehe ich ja den rothen Faden nicht, der vielleicht genügend diese Aufsätze mit dem übrigen verbindet. – Ich darf für heute nichts weiter hinzufügen, als den aufrechten Wunsch, daß meine Darstellung Sie veranlassen möge, mir Ihr Msc unter den von mir gebotenen Bedingungen zu überlassen und verbleibe

in ausgezeichneter Hochachtung

ganz ergebenst

Robert Oppenheim


1 Eigenhändiger Brief Oppenheims in lateinischer Schrift.

2 Vgl. Brief 08397.

3 Es handelt sich um Kap. XV u. XVII.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 08398)