Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (05-08394)

von Robert Oppenheim

an Hugo Schuchardt

Berlin

04. 10. 1884

language Deutsch

Schlagwörter: Universität Erlangen Universität Strassburg Verlag Karl J. Trübner Morel Fatio, Alfred Brink, Bernhard ten Gaspary, Adolf Meyer, Gustav Morel-Fatio, Alfred (1888) Brink, Bernhard ten (1899) Ticknor, Georg (1852) Meyer, Gustav (1885) Meyer, Gustav (1893)

Zitiervorschlag: Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (05-08394). Berlin, 04. 10. 1884. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6400, abgerufen am 01. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6400.


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ROBERT OPPENHEIM
25. Matthäikirchstrasse 25.
Berlin, W., den 4 October 18841

Hochgeehrter Herr,

Vielleicht bringen Ihnen diese Zeilen meinen Namen bez. meiner Firma in Erinnerung als eines, dem Sie bei früherer Gelegenheit, es war in den Jahren 1877/78, freundlichen Rath ertheilten.

Jedenfalls bewahre ich das Andenken an denselben und an mein Versprechen, Ihnen, sobald ein Mal die Italienische Literaturgeschichte meiner Sammlung erschienen sei, ein Ex. derselben zu senden. Dies geschieht nun hierdurch so weit  bis jetzt möglich, denn nur Bd I hat soeben die Presse verlassen.2

Ich will indeß gestehen daß ich bei meiner Sendung noch einen stark egoistischen Zweck im Auge habe, nämlich womöglich Sie zu veranlassen, auch mir Ihre Mitarbeiterschaft an dem Unternehmen der „Sammlung von Gesch. d. Lit. der Europäischen Völker“ zu gewähren. |2| Wohl habe ich schon ein Mal abschlägigen Bescheid von Ihnen erhalten, aber seitdem sind Jahre vergangen und was Sie damals hinderte auf meinen Vorschlag einzugehen fällt hoffe ich jetzt nicht ins Gewicht. Um was ich Sie bitten möchte ist die Bearbeitung der „Spanischen Litteratur“ zu übernehmen eine Arbeit die außer Ihnen wenige auszuführen im Stande sind und keiner derer an die ich mich bisher gewandt z.B. Morel-Fatio willens ist.3 Doch aber darf die Span. Lit Gesch in meiner Sammlung nicht fehlen und jetzt wo dadurch daß die Herren Gaspary, Vollmöller (französisch)4 Martin (Niederländisch)5 in ihren betreff. Arbeiten fortschreiten, auch ten Brink Bd II für nächstes Jahr in Aussicht stellt,6 frisches Leben in die Sache kommt, möchte ich auch für die noch fehlenden Bde je eher je lieber Bearbeiter finden. Also, wenn möglich bitte |3| betheiligen Sie sich an der Sache. Reicht auch der Ticknor7 vielleicht noch für unsre Bedürfnisse aus so ist er doch von andrem Gesichtspunkte aus geschrieben, wie ten Brink u. Gaspary, anderseits wird er dem deutschen Schriftsteller manche Vorarbeit ersparen und die Arbeit, die natürlich weit weniger ausgedehnt zu sein braucht als die Gesch. d. Ital. Engl. Französ. Litteraturen, würde so sehr zeitraubend für Jemanden der gleich Ihnen das Fach beherrscht nicht sein.

Ich habe kürzlich die Ehre gehabt mit einem Ihrer Berufsgenossen an dortiger Universität Herrn Prof. G. Meyer8 in Geschäftsverbindung zu treten und würde es mich freuen diese Beziehungen zu erweitern. Haben Sie also die Güte sich meine Vorstellung zu überlegen u. theilen Sie mir Ihre hoffentlich zusagende Entscheidung mit. Vom Honorar spreche ich zunächst nicht da ich glaube daß wir uns über diesen Punkt auf Grund der mit den andren Herren getroffenen Vereinbarungen |4| unschwer einigen würden.

In Erwartung Ihrer geneigten Antwort

Hochachtungsvoll

ergeben

Robert Oppenheim


1 Zwischen diesem und dem vorangehenden Brief liegen siebeneinhalb Jahre! Der vorliegende Brief stammt von der Hand des Verlegers selber. Er ist inzwischen in die Matthäikirchstraße umgezogen. Diese Straße wurde von 1934 bis 1947 im Sinne des NS in „Standartenstraße“ umbenannt und heißt seit 1998 Herbert-von-Karajan-Straße. Hier wohnten zahlreiche bekannte Persönlichkeiten (der Bankier Hugo Oppenheim, Hedwig Dohm, Carl Zuckmayer, Ernst Curtius, Georg Werthheim u.a.). Möglich, dass Robert Oppenheim mit Hugo O. verwandt war.

2 Vgl. Brief 08393.

3 Alfred Morel-Fatio (1850-1924), französischer Hispanist, der wenig später die Bearbeitung der katalanischen Literatur für Gröbers Grundriss übernahm.

4 Karl Vollmöller (1848-1922), zu diesem Zeitpunkt romanistischer Ordinarius in Erlangen. Eine französische Literaturgeschichte aus seiner Feder wurde nicht veröffentlicht.

5 Ernst Martin (1841-1910), Germanist, seit 1877 in Straßburg; eine niederländische Literaturgeschichte aus seiner Feder konnte nicht nachgewiesen werden.

6 Da ist Oppenheim zu optimistisch! Der Bd. Geschichte der englischen Litteratur. 2. Bis zur Thronbesteigung Elisabeths konnte von ten Brink nicht beendet werden und erschien 1899, von Alois Brandl hrsg., bei Trübner in Straßburg.

7 Geschichte der schönen Literatur in Spanien / von Georg Ticknor. Deutsch mit Zusätzen hrsg. von Nikolaus Heinrich Julius, Leipzig: Brockhaus, 1852, 2 Bde. – George Ticknor (1791-1871) war ein US-amerikanischer Linguist und Literaturwissenschaftler.

8 Gustav Meyer, Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde, Berlin: Oppenheim, 1885 (Bd. 1). Der 2. Bd. ist von 1893.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 08394)