Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (03-08392)
von Robert Oppenheim
an Hugo Schuchardt
13. 03. 1877
Deutsch
Schlagwörter: Diezstiftung Hillebrand, Karl Michaëlis de Vasconcelos, Carolina Brink, Bernhard ten Hillebrand, Karl (1873) Hillebrand, Jessie (Hrsg.) (1885) Hurch, Bernhard (2009) Michaëlis de Vasconcellos, Carolina (1876) Körting, Gustav Carl Otto (1878)
Zitiervorschlag: Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (03-08392). Berlin, 13. 03. 1877. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6398, abgerufen am 26. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6398.
ROBERT OPPENHEIM, VERLAGSBUCHHANDLUNG
6. KARLSBAD 6.
Berlin, W.13 / Maerz 1877
Hochgeehrter Herr!
Nach Empfang Ihrer geehrten Zuschrift vom 11. d. Mts. will ich keinen Augenblick zögern, Ihnen meinen verbindlichen Dank für Ihr liebenswürdiges Eingehen auf meinen Plan und für die mir gütigst ertheilten Rathschläge auszusprechen – um so mehr muß ich Ihnen Dank wissen, da ich wohl weiß, wie sehr Ihre Zeit in Anspruch genommen ist.
Was die von Ihnen verzeichneten Namen betrifft, so ist Herr Prof. Hillebrand,1 den Sie in erster Linie erwähnen, leider der, von dem ich mir schon vor Jahren eine abschlägige Antwort geholt habe. Ich kenne |2| Herrn Prof. H. persönlich, bin Verleger seines Werkes „Frankreich u. die Franzosen“, sowie auch seiner übrigen literaturgeschichtlichen Essays.2 Ihre leider ablehnende Antwort veranlaßte mich überdies noch einmal an Herrn Prof. H. um Rath zu wenden, und werde ich, nach Eingang seiner Antwort, mich an die von Ihnen und die von ihm in Vorschlag gebrachten Herren wenden.
Die spanische und portugiesische Literatur betreffend, habe ich bereits an Frau Michaelis de Vasconcellos3 gedacht. Die langathmigen Sätze ihres letzten Werkes über Lautverschiebung,4 welches ich mir eigens zu dem Zwecke durchsah, die Schreibart der Verfasserin kennen zu lernen, hielten mich jedoch bisher ab, mich an dieselbe zu |3| wenden. Dies soll aber nunmehr, in Folge Ihrer Empfehlung geschehen.
Von Ihrer gütigen Erlaubniß, Sie über den Fortgang der Literaturgeschichte auf dem Laufenden zu halten, mache ich um so lieber Gebrauch, als Sie dies vielleicht zur Wiederholung gütiger Rathschläge veranlassen wird.
Sobald der erste Band der Englischen Litteraturgeschichte von ten Brink erschienen ist,5 werde ich mir erlauben, Ihnen ein Exemplar zuzusenden.
Sollten Sie über die erwähnte ausführliche italien. Litteraturgeschichte irgendetwas Näheres hören,6 so sind Sie wohl so gütig, mir davon kurze Mittheilung zu machen.
Ich empfehle mich Ihnen
in aufrichtiger Hochachtung und Ergebenheit
p. Robert Oppenheim
1 Karl Hillebrand (1829-1884), Literaturhistoriker, gab von 1874-1877 die Zeitschrift Italia heraus; Schuchardt hatte mit ihm wegen der Diez-Stiftung korrespondiert (HSA, 04737-04743).
2 Hillebrand, Frankreich und die Franzosenin der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eindrücke und Erfahrungen, Berlin: Oppenheim, 1873; 21874; 31886; Straßburg: Trübner,41898. – Kulturgeschichtliches, M. d. Bildn. d. Verf. Aus dem Nachlasse / von Karl Hillebrand. Hrsg. v. Jessie Hillebrand, Berlin: Oppenheim, 1885 (Zeiten, Völker und Menschen; Bd. 7).
3 Carolina Michaëlis de Vasconcellos / Vasconcelos (1851-1925), deutsch-portugiesische Philologin und Literaturwissenschaftlerin. Oppenheims Urteil der sonst allgemein geschätzten Wissenschaftlerin verwundert. Die ausführliche Korrespondenz mit Schuchardt in: Hurch, Bernhard, ‘In der Phäakenluft von Graz bin ich erst recht faul geworden’. Der Briefwechsel von Carolina Michaëlis de Vasconcellos und Hugo Schuchardt, Grazer Linguistische Studien 72 (2009): 19-111; vgl. digital im HSA.
4 Michaëlis de Vasconcellos, Carolina, Studien zur romanischen Wortschöpfung, Leipzig: Brockhaus, 1876.
5 Vgl. Brief 08390.
6 Vermutlich ist Gustav Körting (1845-1913) gemeint, von dem 1878 der erste Band einer Geschichte der Litteratur Italiens im Zeitalter der Renaissance (Leipzig: Fues) erschien. Im Vorwort schreibt er: „Ich beabsichtige, in diesem Werke die Geschichte der Litteratur Italiens – und zwar sowohl der italienischen wie der lateinischen, da eine Beschränkung auf die eine von beiden mir völlig unstatthaft erscheint – von Petrarca bis Tasso darzustellen“ usw. Von dieser Darstellung sind bis 1884 drei Bände erschienen. – Vgl. auch Brief 08393.