Otto Braun an Hugo Schuchardt (10-01317)

von Otto Braun

an Hugo Schuchardt

Augsburg

11. 07. 1881

language Deutsch

Schlagwörter: language Walisisch Schuchardt, Hugo (1881) Schuchardt, Hugo (1886) Schuchardt, Hugo (1876) Schuchardt, Hugo (1878)

Zitiervorschlag: Otto Braun an Hugo Schuchardt (10-01317). Augsburg, 11. 07. 1881. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6386, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6386.


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Redaction
der
Allgemeinen Zeitung Augsburg, 11 Juli 1881.

Hochverehrter Herr!

Eine ausführlichere Antwort auf Ihre geschätzten Zeilen vom 7 Juli mir vorbehaltend, gestatte ich mir, Ihnen in der Eile eine Übersetzung des wohl auch Ihnen schon bekannten Sonetts von Argensola, das in Spanien großen Ruf genießt, als interessante Parallelstelle zu Ner II Ihres Aufsatzes1 vorzulegen und Ihnen anheimzugeben, ob Sie dasselbe vielleicht in Ihren Artikel mit aufnehmen wollen.2 Als Redactionsnote möchte ich es nicht anhängen, da das aufdringlich erscheinen könnte. Halten Sie die Übersetzung für gut genug, so mögen Sie immerhin mich als Verfasser nennen. Unter verschiedenen andern Übersetzungsproben ist das Sonett seinerzeit – ich glaube 1856 oder 1857 – im Prutz’schen „Museum“ veröffentlicht worden,3 das Sie ja als Quelle anfügen können.4|2| Jede Schriftsteller- oder Poeteneitelkeit liegt mir absolut fern, was Sie schon daraus entnehmen können, daß ich mich nie dazu entschließen konnte, meine (ziemlich zahlreichen) Verdeutschungen spanischer Lieblingspoeten herauszugeben, obwohl sie sich schon neben andern sehen lassen dürften. Mir ist es im vorliegenden Falle nur um die Sache zu thun.

Meinen Artikel über den „Alkalden von Zalamea“5 sende ich Ihnen ebenfalls nur, um Ihnen zu zeigen, daß ich Ihren Beiträgen nicht als ein vollständig Fremder gegenüberstehe, und daß ich mich in der schönen Zeit freier schriftstellerischer Thätigkeit (die nun schon seit 21 Jahren hinter mir liegt, denn so lange bin ich schon eingespannt!) auf dem Gebiete romanischer Literatur gern herumgetummelt habe.

Mit aufrichtig hochachtungsvollem Gruß

Ihr

ganz ergebener

OBraun


1 Schuchardt, „Neueste deutsche Calderon-Literatur II“, Beilage zur Allgemeinen Zeitung (Augsburg, München), 17. Juli 1881.

2 Lupercio de Argensola, Sonett XLV (Übers. Braun: „Was ist Wahrheit: Gestehen würd‘ ichs, wenn mich einer fragte …“ / „Yo os quiero confesar, don Juan, primero, // que aque blanco y carmín de doña Elvira …“.).

3 Otto Braun, „ Sechs spanische Sonette “, Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben 1857, 218-220 (hier Nr.3, S. 219).

4 Schuchardt hat in Romanisches und Keltisches. Gesammelte Aufsätze, Berlin: Oppenheim, 1886, auf S. 431 zu Kap. XVII, „Keltische Briefe A 1876. 1878) nachgetragen: „Im letzten Augenblick entdecke ich dass uns hier keineswegs eine Eigenthümlichkeit Calderons entgegentritt, sondern dass die gleiche Anschauung schon von dem 35 Jahre älteren Lupercio de Argensola ausgesprochen worden ist. Die Beschämung die ich darob empfinde, wird durch die Genugthuung gelindert dass ich so Gelegenheit habe ein klassisches Sonett jenes berühmten Dichters in einer nahezu wortgetreuen Uebersetzung (welche Otto Braun vor einem Vierteljahrhundert im Prutz’schen ,Museum‘ veröffentlicht hat) vorzulegen“ (folgt Text).

5 Nicht nachgewiesen.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 01317)