Gustav Körting an Hugo Schuchardt (01-05739)
von Gustav Körting
an Hugo Schuchardt
11. 01. 1879
Deutsch
Schlagwörter: Gründung von Zeitschriften Zeitschriften Zeitschrift für romanische Philologie Zeitschrift für französische Sprache und Literatur Französisch Koschwitz, Eduard Gröber, Gustav Straßburg Leipzig
Zitiervorschlag: Gustav Körting an Hugo Schuchardt (01-05739). Münster, 11. 01. 1879. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6350, abgerufen am 25. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6350.
Münster in Westfalen,
d. 11. 1. 79
Hochgeehrter Herr Kollege,
Indem ich mir gestatte, Ihnen umstehend den Prospect1 der von mir und Dr. Koschwitz2 vom 1 Juni d. J. ab herauszugebenden „Zeitschrift für neufranzösische Sprache u. Literatur“ zu übersenden, erlaube ich mir zugleich, die Bitte an Sie zu richten, daß Sie dieser Zeitschrift Ihre gütige Theilnahme u. wertvolle Mitwirkung zuwenden wollen. Es wird meine u. meines Mitredacteurs eifrigstes u. hoffentlich nicht erfolgloses Bestreben sein, unserer Zeitschrift denjenigen streng wissenschaftlichen Character zu verleihen u. zu bewahren, welcher sie würdig machen soll, auch von Ihnen Beiträge zu erhalten.
In aufrichtigster Hochachtung
Ihr ergebenster
Gustav Körting
LEIPZIG, Datum des Poststempels
Hochgeehrter Herr!
In dem mitunterzeichneten Verlage wird im Jahre 1879 unter Redaction der Herren Prof. Dr. G. Körting in Münster i. W. und Dr. E. Koschwitz in Strassburg i. E. eine
Zeitschrift für neufranzösische Sprache und Literatur3
Erscheinen, die zugleich den französischen Unterricht auf deutschen Schulen berücksichtigen wird. Die Zeitschrift soll ausser grösseren Untersuchungen über die Geschichte der französischen Sprache und Literatur des 15. – 19. Jahrhunderts und Abhandlungen über die Geschichte und den Betrieb des französischen Unterrichts auf Gymnasien und Realschulen auch kleinere Beiträge zur Textkritik, Grammatik, Dialectologie, Sprach- und Literaturgeschichte enthalten, durch Veröffentlichung unbekannter literarischer Produkte, Mittheilungen aus dem Sagenschatz des französischen Volkes u. dgl. der Wissenschaft neues Material zuführen, durch regelmässige und eingehende Besprechungen von Erscheinungen aus den genannten Disciplinen und der besseren neu veröffentlichten Schulbücher zu gründlicher Arbeit auf den von ihr vertretenen wissenschaftlichen Gebieten und zur Förderung eines rationellen, den Anforderungen der Gegenwart entsprechenden Unterrichts beitragen. Ausserdem soll sie in regelmässigen Literaturberichten die Bewegungen der französischen Literatur der Gegenwart auf Schritt und Tritt verfolgen und möglichst vollständige bibliographische Uebersichten über die in dem zwischen Herausgabe der einzelnen Hefte liegenden Zeitraum vergangenen Jahre4 erschienen, die neufranzösische Sprache und Literatur und den französischen Unterricht betreffenden Arbeiten geben.
|3| Die Zeitschrift wird in einzelnen Heften à 8 Bogen 8° in noch näher zu bestimmenden Zeiträumen ausgegeben werden. Das Honorar beträgt für Abhandlungen und Recensionen 25 R.-Mark (30 frcs.) pro Bogen. Die Auszahlung erfolgt nach Abschluss jedes einzelnen Heftes. Zur Recension eingehende Bücher werden dem Recensenten gratis überlassen. Von jedem Beitrag erhält der Verfasser 10 Separatabzüge. Französisch geschriebene Arbeiten können nur, wenn sie von Franzosen oder andern ausländischen Autoren herrühren, Aufnahme finden.
Die Nothwendigkeit einer Zeitschrift wie die beabsichtigte, welche bestimmt ist, Gröber’s Zeitschrift für romanische Philologie, die das Neufranzösische ausschliesst, zu ergänzen und zugleich ein Organ abzugeben, in dem die Interessen der Lehrer des Französischen auf deutschen Schulen vertreten werden, bedarf keiner Begründung. Das Unternehmen ist bereits einer thätigen Unterstützung von vielen Seiten gewiss; damit die Zeitschrift aber in würdiger Weise bestehen kann, bedarf sie der wirksamen Theilnahme eines möglichst ausgedehnten Kreises der Fachgenossen. Darum erlauben wir uns, auch an Sie, hochgeehrter Herr, die ergebene Bitte zu richten, durch rege Mitarbeit Ihre Theilnahme an der Zeitschrift und an den in ihr vertretenen Interessen zu bethätigen, ihr recht bald einen Beitrag zuzuwenden oder wenigstens Ihre eventuelle Bereitschaft zur Mitarbeiterschaft an der Zeitschrift einem der unterzeichneten Herausgeber mittheilen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Prof. Dr. G. Körting,
Münster i. W.
Dr. E. Koschwitz,
Strassburg i.E.
Georg Maske,
Verlagsbuchhandlung, Leipzig.5
1 Man vgl. dazu die ausführlichen Erörterungen auf S. I-VIII von Bd. 1, 1879.
2 Eduard Koschwitz (1851-1904), zu diesem Zeit noch Straßburger Privatdozent und Vertreter Eduard Böhmers.
3 Die Zeitschrift für neufranzösische Sprache und Literatur mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts im Französischen auf den deutschen Schulen erschien von 1879-1888 in Oppeln u. Leipzig bei Georg Maske ( Eugen Franck’s Buchhandlung); sie wurde danach fortgesetzt als Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Der erste Band hat ein namentlich nicht gezeichnetes programmatisches Vorwort (S. I-VIII). Die Zeitschrift will insbesondere den neufranzösischen Bereich abdecken, den die 1877 von Gustav Gröber gegründete Zeitschrift für romanische Philologie ausblendet: „[S]ie wird es versuchen, durch Arbeiten zur französischen Sprach- und Literaturgeschichte, Textkritik, Exegetik, Laut-, Formen- und Satzlehre, Dialectologie, Synonymik, Onomatologie, Lexicographie, Poetik, Rhetorik, Stilistik u.s.w. und durch pädagogische Abhandlungen zur Weiterbildung der von ihr vertretenen wissenschaftlichen Disciplinen“ (S. VIII).
4 „vergangenen Jahre“ mit Tinte gestrichen.
5 Sitz der Verlagsbuchhandlung war ursprünglich Oppeln; der Verlag gehörte zuvor Eugen Franck ( Breslau).