Maximilian David Niemeyer an Hugo Schuchardt (5-07881)
an Hugo Schuchardt
30. 12. 1878
Deutsch
Schlagwörter: Korrekturlesen Zeitschrift für romanische Philologie Universität Halle Universitätsbibliothek Halle
Zitiervorschlag: Maximilian David Niemeyer an Hugo Schuchardt (5-07881). Halle, 30. 12. 1878. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6346, abgerufen am 03. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6346.
Halle a/ S den 30sten [12.] 781
Verehrter Herr u. Freund,
Ihr Schreiben vom 7 d. M. hatte ich bis heute keine Zeit zu beantworten. Sie nehmen mir hoffentlich diese Verspätung nicht übel. Ich danke Ihnen sehr für alle Mittheilungen in Bezug auf Leopardi. Sind es doch leider lauter Wahrheiten, die Sie mir darüber sagen. Ich bin aber außer Schuld, lange genug hat Cugnoni die Correcturen gelesen.2 Aber Sie wissen manche Leute lernen diese Kunst nie. Mit Gröbers Ztschrift ist es aber ein Ding der Unmöglichkeit einen ganz reinen Druck herzustellen da dieser zu lange dauern würde. Sie wissen, wir sind bestrebt pünktlich zu erscheinen und bei der Entfernung und der Langsamkeit mehrerer Mitarbeiter ist es schwer die Correcturen mehr als einmal diesen zu retourniren. Hier geht alles gut. Wir haben festliche Weihnachten gehabt und der Kopf brummt mir noch von allerlei Trubel. Geselligkeit ist auch viel und ich freue mich auf heute Abend, wenn ich um Neun Uhr ins Bett steigen will um auszuschlafen.
|2|In nächsten Wochen wird die Ausgabe des Bertran de Born von Stimming fertig.3– Ich freue mich sehr auf diese Ausgabe von der ich mir viel verspreche.
Eben waren Suchier und Elze4 hier. Unsre Facultät wird immer zahlreicher. Die Studentenzahl ist jetzt im Durchschnitt im Privatcolleg 30-40 für neuere Philologie. Damit kann sie nahe von Leipzig zufrieden sein. Sonst ist unsre Alma mater nicht grade als die erste Deutschlands zu bezeichnen. Wir bekommen aber hier von Seiten der Regierung geschickt auch nichts, um die Sache zu heben. Außer für die Medizinische Facultät. Hier werden die neuen Kliniken mit vielem Eifer gebaut. Auch das Bibliotheksgebäude ist angefangen und soll nächstes Jahr unter Tag [wohl gem. Dach] und Fach kommen. Schön sind die Gebäude wenn dann uns auch die Studenten zahlreich kommen.
Mit Rambeau5 habe ich Sie ganz richtig verstanden. Der Mensch ist ganz enteuropaeirt. Er weiß nicht was sich schickt. Mit diesen americanischen Anschauungen wird er aber kein
|3|Glück haben. Gegen mich ist er auch dumm gewesen, ich habe ihn aber abgewimmelt. Es kommt noch dazu, daß er Stengel Schüler ist also man von Ihnen [gem. ihm] nur die Anstandsformen eines Darwinschen Affenmenschen erwarten darf.
Wie geht es mit Ihrer Gesundheit? Werden Sie im Jahre 1879 Ihre Freunde mit Verlobung überraschen? Es wird Zeit, dass Sie unter die Haube kommen.
Mit besten Grüßen u. Glückwünschen
Ihr
Max Niemeyer
1 Vermutlich 30.12.1878 (der Weihnachtstrubel liegt noch nicht allzu lange zurück). Einiges spricht für den Silvesterabend; möglich, dass Niemeyer den Brief am 30. angefangen und erst am 31.12. beendet hat.
2 Opere inedite di Giacomo Leopardi, pubblicate sugli autografi recanatesi da Giuseppe Cugnoni, Bd. 1, Halle: Niemeyer, 1878. – Vermutlich hatte Niemeyer Schuchardt ein Exemplar zugeschickt.
3 Bertrand von Born: sein Leben und sein Werke, mit Anmerkungen und Glossar herausgegeben von Albert Stimming, Halle: M. Niemyer, 1879.
4 Karl Elze (1821-1899), seit 1875 Anglist in Halle.
5 Vgl. HSA; zur Biographie http://lexikon.romanischestudien.de/index.php?title=Hauptseite.