Ehrhardt Karras an Hugo Schuchardt (1-05306)
von Ehrhardt Karras
an Hugo Schuchardt
25. 03. 1912
Deutsch
Schlagwörter: Publikationsanfrage Druckwesen Kontaktvermittlung Imprimerie Protat frères (Mâcon) Revue internationale des études basques Karras-Verlag Hurch, Bernhard/Kerejeta, Maria Jose (1997)
Zitiervorschlag: Ehrhardt Karras an Hugo Schuchardt (1-05306). Halle, 25. 03. 1912. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6318, abgerufen am 30. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6318.
Ehrhardt Karras Halle a. d. S., den 25.III. 1912
Buchdruckerei
Halle a. d. Saale1
Hochgeehrter Herr Geheimrat!
Recht herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 23. d. M., über das ich mich außerordentlich gefreut habe. – Nach der mir vorliegenden Druckprobe zu urteilen, kann ich es leicht verstehen, daß eine solche Arbeit einer andern Firma überwiesen werden soll,2die mit der Herstellung sprachwissenschaftlicher Arbeiten besser Bescheid weiß als dies bei der bisherigen französischen Firma3der Fall war. – Zunächst sende ich Ihnen einige Satz- und Formatproben und bitte um Ihre gef. Entscheidung; dann werde ich in der Lage sein, einen genauen Preis pro Bogen Satz und Druck abzugeben. Ohne mich hier festzulegen, |2| schätze ich Satz und Druck pro Bogen (16 Seiten – Aufl. 500) auf ungefähr 60 Mark. – Gewisse Satzschwierigkeiten wie Spaltensatz, Tabellen, Petitschrift etc. werden besonders entschädigt und nach Fertigstellung der einzelnen Hefte berechnet. – Papier offeriere ich 1000 Druckbogen (ähnlich der Vorlage) für 16 / 18 Mark. – Mein Akzenttÿpenmaterial werde ich entsprechend Ihren Wünschen ergänzen, sodaß mir der Satz der hier in Frage stehenden Zeitschrift keinerlei Schwierigkeit bereitet. – Ich würde vorschlagen, bei Heftablieferung Zahlung durch Che[c]k mit 2% Diskont.
Bei Büchern, die hier in Deutschland gedruckt werden, ist nur nötig, daß Drucker und Verleger auf dem Buche genannt wird – eventuell wird der Selbstverlag des Herausgebers bezeichnet. – Nur ein Punkt würde für mich eine gewisse |3| Schwierigkeit bedeuten: das gleichzeitige Stehenlassen von ca. 200 Druckseiten Satz. Sollte das unbedingt nötig sein? Bei den vielen Zeitschriften, die ich drucke (ca. 20), macht sich das nie nötig. – Die Regie meiner Zeitschriftenabteilung ist eine solche, daß bei rechtzeitiger Manuskriptlieferung, bei flotter Korrekturerledigung und bei rechtzeitig bekannt gegebenem Termin, zu welchem das Heft abgeliefert werden muß, die Sache fast immer geklappt hat – auch wenn etwa nur halb so viel Typenmaterial (also an 6 – 8 Druckbogen) zur Verwendung gelangt resp. festgelegt wird. – Sollte sich das nicht auch hier ermöglichen lassen? Vielleicht käme es zunächst auf einen Versuch an, um dann schließlich noch andere Dispositionen zu treffen?
|4|Ihrer geschätzten weiteren Nachricht gern entgegen sehend, zeichnet
Mit vorzüglicher Hochachtung
ganz ergebenst
f. Ehrhardt Karras4
Kröber
1 Die o.a. Akte aus dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt gilt im Wesentlichen dem Offenbarungseid, den die Kommanditisten der Fa.Karras, Kröber und Nietschmann, die Herren Robert Kröber und Paul Nietschmann, 1931 leisten mussten, weil sie in den Jahren der Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Die Karras-Erben gründeten die Firma nach Abschluss des Insolvenzverfahrens (1933) erneut als Ehrhardt Karras G.m.b.H.; sie existierte noch bis 1951. In dem aus Anlass der Wiedereröffnung 1933 versandten Zirkular heißt es (Bl. 44): „Unter Wahrung der in Jahrzehnten entwickelten Eigenart des Unternehmens als Spezialdruckerei für die Herstellung wissenschaftlicher Werke, vorwiegend in fremden Sprachen, befähigt uns die technische Ausstattung unseres Betriebes zur Anfertigung von Drucksachen jeder Art in einfacher und hohen Ansprüchen genügender Ausführung. Für Beratung und Abgabe von Vorschlägen, Entwürfen und Preisberechnungen stehen wir auf Wunsch gern zur Verfügung. – Die durch den Gründer der Druckerei, Ehrhardt Karras, geschaffene Tradition verpflichtet uns, den beste Qualitätsarbeit verbürgenden Ruf dieses Namens zu erhalten und zu pflegen, umsomehr, als der an der Gesellschaft beteiligte Urenkel des Gründers denselben Namen trägt“.
2 Vgl. Schuchardt (27.2.1912) an Urquijo: „Den Gedanken den sie in Ihrer letzten Karte äußern, hegte ich schon längst, habe aber Bedenken getragen Ihnen gegenüber davon zu reden. Ich sähe mich außer Stande irgend eine Bürgschaft zu übernehmen, um so mehr als mir eine gründliche Kenntnis der betreffenden Verhältnisse abgeht. […] Die Zahl der deutschen Druckereien die in Betracht kämen, ist sehr groß. Gerade in kleineren Städten finden sich manchmal ausgezeichnete, so die Frommann’sche in Jena, die unsern Leiçarraga druckte. Ich will aber jetzt nur diejenige ins Auge fassen, mit der ich seit 35 Jahren am meisten zu tun habe, die von E. Karras in Halle a/S.“ (Hurch-Kerejeta, 1997, 143-144; HSA 217). Urquijo antwortet am 4.3.1912: „Cada vez estoy más decidido á cambiar de imprenta á partir de Enero próximo y creo que lo más acertado será arreglarse con la de Karras. Precisamente guardo muy buen recuerdo de las imprentas alemanas, por haber impreso a Leipzig un librito en volapük, cuando todavia era yo un muchacho“ (ebd., 144; Brief 218). Am 9.3.1912 bietet Schuchardt weitere Vermittlung an: „Wenn Sie in Unterhandlungen mit Karras oder einer andern deutschen Druckerei treten wollen, biete ich Ihnen meine guten Dienste an“ (ebd., 147; Brief 221). Am 21.3.1912 schreibt er: „Ich habe heute morgen Ihren Brief erhalten und sofort an Karras geschrieben, indem ich ihm die Punkte vortrug, die sie mir angegeben hatten. Darunter ist mir nur einer der meines Erachtens Schwierigkeit verursachen könnte, nämlich, daß die Druckerei sich verpflichte wenn es nötig sei, 200 Seiten auf einmal zu setzen“ (ebd., 150, Brief 224). Am 27.3.1912 resümiert er alle Punkte des Karras’schen Angebots und übersendet Proben für Satz und Format (ebd., 151, Brief 225). Weitere Einzelheiten enthalten die Briefe Urquijos (31.3.1912, Nr. 226) und Schuchardts (3.4.1912, 227).
3 Protat frères, Mâcon. – Im Aktenbestand „L’Imprimerie Protat à Mâcon, 1833-1985“, Archives départementales de Saône-et-Loire, sous-série 37 J, sind nachweislich des im Internet abrufbaren Répertoire numérique keine die RIEV betreffenden Unterlagen erhalten.
4 Mögliche Lesarten dieser Abkürzung: „für“, „firma".