Karl Ignaz Trübner an Hugo Schuchardt (13-11880)

von Karl Ignaz Trübner

an Hugo Schuchardt

Helgoland

09. 08. 1900

language Deutsch

Schlagwörter: Vertrieb und Absatz (Publikationswesen) Verlag Karl J. Trübner Schuchardt, Hugo (1886)

Zitiervorschlag: Karl Ignaz Trübner an Hugo Schuchardt (13-11880). Helgoland, 09. 08. 1900. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6292, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6292.


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KARL J. TRÜBNER
Verlagsbuchhändler
Strassburg
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Giro-Conto bei der Reichsbank

Helgoland, den 9. August 1900

Sehr geehrter Herr Professor,

Ihr w. Schreiben v. 1. Aug. wurde mir hierher nachgeschickt, wo ich mich etwa 14 Tage lang aufhalte. Ich ersehe daraus mit Interesse, daß Ihr großes Unternehmen, die Ausgabe der baskischen Bücher von 1571 dem Abschluß nahe ist. Ich kann nur wiederholen, was ich Ihnen unterm 18. März 1899 erklärte:1 daß ich es mir zur Ehre anrechne Ihr Werk zu verlegen u. daß ich bereit bin, entweder die Auflage enbloc gegen einen bestimmten Preis zu übernehmen oder für jedes abgesetzte Exemplar auf Grund alljährlicher Abrechnung einen bestimmten Betrag zu zahlen. Ist Ihnen die erstere Art der Abrechnung erwünscht, so würde ich um gefl. Übersendung der bis jetzt gedruckten Bogen an mein Geschäft in Straßburg bitten mit |2| Angabe des Preises, den Sie für die Auflage haben müssen. Im Fall Sie die kommissionsweise Überlassung der Auflage an mich vorziehen, so bitte ich um gefl. Festellung des an Sie per Exemplar abzuführenden Nettopreises; der Ladenpreis wäre dann der doppelte dieses Betrags.

Für Ihre Anregung in Betreff der Minerva2 bin ich Ihnen sehr dankbar. Ich habe schon oft bedauert, daß die Vornamen vorangestellt sind (Herr Dr Kukula hat dies s. Z. so gewünscht); aber jetzt eine Änderung herbeizuführen ist sehr schwer. Bedenken Sie, daß das ganze Buch im Satze steht, daß alles auseinandergenommen werden müßte, um diese Änderung zu bewirken. Die Herstellung des umfangreichen Buches hat mit solcher Hast zu erfolgen, daß man sich alles minderwichtige soviel wie möglich fern hält. Ich habe jetzt noch nicht alles Material beisammen u. Anfang November soll das Ganze einschließlich des schrecklichen Registers fertig sein! Dazu kommt, daß ich in diesem Jahr das Buch wieder ganz allein machen muß, da Herr Dr. Mentz3 als gänzlich unbrauchbar herausgestellt hat. Er hatte das Register zu machen u. diese Arbeit in der nichtswürdigsten Weise vernachlässigt. Es wimmelt geradezu von Fehlern; fast alle im Text weggefallenen |3| Namen sind im Register stehen geblieben. Hier ist also scharfe u. genaue Arbeit in diesem Jahr nötig, um den guten Ruf meiner Firma aufrecht zu erhalten. Sie begreifen also, daß ich gerade in diesem Jahr an keine so durchgreifende Änderung denken mag.

Mit hochachtungsvollem Gruß

Ihr ergebenster

K. Trübner
Herrn Prof. Dr. H. Schuchardt
Graz


1 Dieser Brief ist nicht erhalten.

2 Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt. Hrsg. von Dr. R. Kukula und K. Trübner, Strassburg, Trübner, 1891 f. – Richard Cornelius Kukula (1861-1919) war Klassischer Philologe und Bibliothekar. Er gab gemeinsam mit Trübner das Minerva-Handbuch heraus. Im Vorwort zur 1. Ausg. heißt es: „Ein neues, alljährlich mit dem Beginne des Studienjahres an den deutschen Hochschulen erscheinendes Nachschlagwerk tritt mit dem vorliegenden Bande zum erstenmal vor das internationale gelehrte Publikum. Mehrfache Anregungen, welche den Unterzeichneten von Seiten vieler Universitätslehrer zukamen, und welche das allgemeine Bedürfniss nach einem internationalen möglichst knapp und übersichtlich gehaltenen Universitäts-Schematismus betonen, bewogen die Herausgeber, dem Gedanken näher zu treten“. – Schuchardt wird auf S. 94 vermerkt; in dem im Anschluß an S. 359 angehängten Anzeigenteil diverser nationaler und internationaler Buchhandlungen wirbt Trübner auf S. 17 (Buchhandlung und Antiquariat) und S. 31f.; auf S. 50 für Schuchardts Romanisches und Keltisches.

3 Dr. Ferdinand Mentz war ab Bd. 9 (1899-1900) an die Stelle von R. C. Kukula getreten. Allein das Personalregister reicht von S. 1006-1161 und umfasst ca. 11000 Namen. Mentz (1864-?) war Altphilologe, Germanist und Bibliothekar in Straßburg, bis 1919 Leiter des Bezirksarchivs in Colmar; nach der Ausweisung aus dem Elsaß bis 1922 Archivar am Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg i. Br. (Kürschner 1925, Sp. 658). In den Kürschner-Nekrologen findet sich kein Hinweis auf Mentz‘ Todesdatum.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11880)