Hugo Schuchardt an Emilio Teza (52-ST32)
von Hugo Schuchardt
an Emilio Teza
12. 05. 1896
Deutsch
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Emilio Teza (52-ST32). Graz, 12. 05. 1896. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6246, abgerufen am 12. 07. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6246.
Graz 12. Mai 96.
Lieber Freund,
Ich danke Ihnen verbindlichst für die Kollazion; S. 132 für S. 124 war eine Flüchtigkeit nur in meinem Briefe die Ihnen wahrscheinlich das Nachsuchen erschwert hat.1
Damit Sie mich nicht umsonst briccone2 genannt haben, halte ich das „Rosenblatt“ in meiner νεφελοκοκκυγία3|2| zurück und lasse es nicht zu den Bibliotheksgöttern gelangen. Wer hat Ihnen denn gesagt dass ich an Versen keinen Geschmack finde: ich mache deren selbst noch von Zeit zu Zeit in usum Delphinarum,4 und neulich hat mir eine Dame gesagt, ich sei eine „poetische Natur“.
|3|Dass ich nicht nach Padua kommen konnte, hat mir sehr leid gethan. Sind denn die „otto paginette“ noch auf irgend eine Weise zu erlangen? Wollen Sie sie nicht drucken lassen? – Ich habe die Absicht demnächst einen zusammenfassenden Aufsatz über die Personennamen zu veröffentlichen,5 wobei |4| ich mich besonders auf die polemische Korrespondenz beziehen werde – Sie sehen dass ich dabei Ihrer Erwägungen durchaus nicht entrathen kann.
Mit herzlichstem Gruss
Ihr
HS.
1 Vermutlich hatte Schuchardt Teza gebeten, Korrektur seines Aufsatzes „Kharthwelische Sprachwissenschaft I“, veröffentlicht in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 10, 1896, 115-128, zu lesen.
2 Dt. „Schurke“; vgl. Lfd.Nr. 51-11622.
3 „Wolkenkuckucksheim“ (nach Aristophanes, Ὄρνιθες).
4 Abwandlung der Redewendung „ad usum Delphini“ („zum Gebrach des Dauphin“), die seit dem 17. Jhdt. zunächst in Frankreich nachweisbar ist. Es handelt sich dabei um „entschärfte“ Klassikerausgaben, die der Kronprinz studieren sollte, ohne insbesondere mit erotischen Passagen konfrontiert zu werden. Der Schuchardt’sche Neologismus Delphinarum meint Damen, die Schuchardt Prinzessinnen nennt und offenbar mit Selbstgedichtetem beschenkt.
5 Schuchardt, „A keresztnevek ,fordítása‘” [= Die Übersetzung der Vornamen], Magyar Nyelvőr 25, 1896, 97-107.
Faksimiles: Biblioteca Nazionale Marciana - Fondo Teza (Sig. ST32)