Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (463-255)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

05. 10. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Euskaltzaindia - Real Academia de la Lengua Vasca - Académie de la Langue Basque Revue internationale des études basques Oihenart, Arnaud d´ Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Urquijo Ybarra, Julio de Vinson, Julien Webster, Wentworth Halle Schuchardt, Hugo (1923) Lardizábal, Francisco Ignacio de (1855)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (463-255). Graz, 05. 10. 1923. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6156, abgerufen am 18. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6156.


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Graz, 5 Okt. '23

Lieber Freund.

Vielen Dank für Ihre Karte vom 25. v. M. Zur Auffindung eines Exemplars der 2. Ausgabe von Oihenarts Notitia beglückwünsche ich Sie; das Buch von Rosapelly & Co dürfte zu iberischen Namen (Aherbelste)1 nichts enthalten, was nicht schon vorher oder nachher (Corpus inscr. lat.!)2 bekannt gewesen wäre. |2| Dabei fällt mir ein: wenn Ihnen einmal ein SA von Amardel Les monnaies des Elisyques et les autres monnayages narbonnais Bull. com. arch. Narb. p 131-189 3in die Hände kommen sollte und mühelos festgehalten werden könnte, so wäre mir das wegen der iberischen Nachzüglinge nicht unerwünscht. Aber die Sache ist von sehr geringer Wichtigkeit.

Sie wissen daß Max Niemeyer in Halle meine Prim. verlegt und zwar hat er wie er mir schrieb, mein Werk als einzigstes in Druckauftrag gegeben; alles |3| andere, wenn es nicht schon in Behandlung ist, wird zurückgestellt, auch die Zeitschriften unterbrochen. So habe ich denn, von der Geringfügigkeit meiner Prim. niedergedrückt, mich durch das Bewußtsein wieder gehoben gefühlt, an einer kleinen Kulturarbeit beteiligt zu sein. Über meine Mitteilung daß die Bask. Akad. 100 Exemplare abnehmen will, schreibt er mir sehr erfreut und setzt hinzu: „Selbstverständlich muß die Akademie seiner Zeit mit mir darüber verrechnen, da ich die gesamten Herstellungskosten übernommen habe.“ Dieses Verrechnen paßt mir nun gar nicht, nämlich deshalb weil es Azkue nicht passen würde. Er wird auch |4| ein vereinfachtes Verfahren wünschen. Wenn man jetzt von den deutschen Millionen und Milliarden hört, befällt einen ein wahres Grausen (am 1. Okt. kostete in Berlin eine Schachtel Zündhölzchen 2 Millionen, ein halbes Kilo Schwarzbrot 19 Mill. usw.) Ich schreibe noch heute an Niemeyer in dem Sinne, daß er den Preis für 100 Exemplare in Pesetas bestimmen möge, in einer abgerundeten Zahl; vielleicht haben Sie Gelegenheit, mit Azkue inzwischen in Verbindung zu treten – er scheint auch immer auf Reisen zu sein – und ihm die Sache beizubringen.

Es sind von den Prim. Vorwort und 1-16 gesetzt; also wird das Büchlein bald fertig sein. Der Satz |5| ist schwierig und die Korrektur (mit der Lupe) vielleicht noch schwieriger, indem sie beständig von den Bedenken des Autors begleitet ist. Ich sagte Ihnen, glaub’ ich, schon, daß mein lebhafter Wunsch ist, mich in einem Nachwort darüber aussprechen zu können aber doch mit einem festen Untergrund: Die Bedeutung des Baskfür die Linguistik – oder ähnlich. Und zwar in der Revue i. d. e. b. Ich hege aber die dunkle Vermutung daß Urquijo wenn nicht geradezu krank, doch in einem ruhebedürftigen Zustand sich befindet, und habe ihm daher nur den ersten Halbbogen in un|6|korrigiertem Zustand mit einem Fragezeichen zugeschickt. Ohne dieses ließ ich den gleichen an Azkue als den Brotherren abgehen. Einen dritten hatte ich Ihnen zugedacht, aber ich hatte keinen mehr zur Verfügung, auch wollte ich einer vorzeitigen und für mich doch verspäteten Kritik entgehen.

Eine Karte von mir an Sie scheint sich verirrt zu haben; wenigstens habe ich keine Nachricht über Vinsons 80sten Geburtstag erhalten.

Mit herzlichem Gruß

Ihr erg

H. Schuchardt

|7| Da ich tagtäglich fortfahre mich zu vereinfachen, ist es nicht wunderbar daß ich auch meine Geschäfte zu vereinfachen suche, und so bitte ich Sie denn, an Azkue – dem ich übrigens zuletzt geschrieben habe, soviel ich mich entsinne – eine weitere Mitteilung in meinem Namen zu machen. Er bat mich (am 15 Sept) den Drucker und die Setzer anzuweisen 1) meine Hds. „con la mayor delicadeza“ zu behandeln und 2) es in eingeschriebenem Paket an die Akademie zu schicken, wenn es dem Autor so beliebe. Nun, der Autor hat ja einzig und allein darüber zu entscheiden; er erhält ja seine Hds. bei Gelegenheit der Korrektur |8| wieder zurück – hat denn das Azkue nicht selbst genugsam erfahren? Ich habe meine eigenen Manuskripte, sobald sie gedruckt waren, nicht oder nur aus Zufall, aufgehoben, hätte also gegen Azkues Antrag von mir aus nichts einzuwenden. Allein es scheint mir einerseits zu große Ehre damit erwiesen zu sein (z.B. neben einem Werke wie Lardizabals biblischer Geschichte)4, anderseits ist gerade dieses Mskr., im Vergleich mit andern wirklich recht schön geschriebener Arbeiten von mir, zum großen Teil nicht sehr erfreulich anzuschauen (mit vielen Korrekturen, besonders in den Ziffern) –

Bei Gelegenheit dieser Drucksache habe ich erfahren, daß der Sohn meines Einführers ins Bask, nämlich des Rev. W. Webster im Weltkrieg gefallen ist


1 Cf. OEH s.v. aker: Etim. La comparación con el elemento inicial de aquit . Aher(belste), dat., nombre de un dios (CIL 174), parece aceptable.

2 Corpus Inscriptionum Latinarum. Berlin, 1899, tomo XIII, 1 y Addenda ad partes I et II, 1916 por Otto Hirschfeld.

3 Gabriel Amardel: [Bulletin de la Commission archéologique de Narbonne] 10, 2, 1908.

4 Francisco Ignacio de Lardizabal: Testamentu zarreco eta berriko condaira edo munduaren Asieratic Jesu-Cristoren evangelioa apostoluac eracutsi zuten arterañoco berri, escritura santatic atera ta euskeraz Apaiz F. I. Lardizbal Zaldibico Beneficiaduac. Tolosa: Gorosabel, 1855.

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