Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (455-252)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

04. 07. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Euskaltzaindia - Real Academia de la Lengua Vasca - Académie de la Langue Basque Baskologie Anthropologische Gesellschaft in Wien Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Urquijo Ybarra, Julio de Meillet, Antoine Wien Schuchardt, Hugo (1923) Schuchardt, Hugo (1923)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (455-252). Graz, 04. 07. 1923. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6147, abgerufen am 27. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6147.


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G., 4 Juli '23.

Lieber Freund

Gestern abend erhielt ich Ihren lieben Brief. Nun mit fliegender Feder – in aller Frühe – das Notwendigste. Ich bitte Sie der B. Akademie meinen herzlichsten Dank für ihr großherziges Anerbieten auszudrücken; es hat mich überrascht und ergriffen. Ich bemerke dazu

1) daß als ich mit dem |2| Pfarrer Schl., der mich, mit Grüßen von Azkue, kürzlich besuchte, naturgemäß über meine baskischen Studien sprach – auch die Prim. vasc. erwähnte und dabei wohl auch die Schwierigkeiten der Veröffentlichung. Aber auf mein Wort, ohne darauf zu rechnen daß Azkues weiches Herz dadurch gerührt und zu dem folgereichen Schritt veranlaßt würde.

2) daß ich der Akademie durch ihre Stiftung schon so |3| sehr verpflichtet bin, als daß ich weitere Spenden annehmen dürfte. Ich hatte schon geglaubt – zu Anfang des Jahres, daß die Pesetas die Druckkosten zum größten Teil decken könnten; dann aber kamen unvorhergesehene Ausgaben (der Einsturz meiner Gartenmauer u.a.) und ich mußte den Gedanken aufgeben.

3) daß mir durch ein unerwartet günstiges Anerbieten eines deutschen Verlegers die Möglichkeit des Druckes |4| eröffnet worden ist. Einen Verleger mußte ich allerdings schon vor Abschluß meines Manuskriptes suchen, weil bei dessen Abfassung typographische Dinge zu berücksichtigen waren und ich Erkundigungen in dieser Hinsicht einzuholen hatte.

4) daß ich die Hilfe der Akademie durchaus nicht verschmähe, sie nur als letzten Rettungsanker mir aufhebe. Vielleicht daß schon jetzt eine Unterstützung bezüglich des Papiers zu erwägen wäre!

Die Hauptsache ist |5| aber die Vollendung meiner Arbeit (die schon 1907 im Entwurf fertig war!), deren ich noch keineswegs – abgesehen vom ernstesten Zwischenfall – sicher bin. Es fehlt mir nicht an Zeit, aber an Kraft; das Wetter dieses Frühjahrs war – und ist – mir besonders feindlich. Ich schaffe umgekehrt wie der liebe Gott, nicht 6 Tage Arbeit und einen Tag Ruhe; sondern sechs Tage kann ich gar nichts aufs Papier bringen und erst am siebenten in den |6| Morgenstunden ein paar – nicht Seiten, aber Zeilen – Und meiner Augen wegen, muß alles – die Korrektur inbegriffen – bis zum Winter erledigt sein. So hatte ich mir fest vorgenommen von der Sache nicht mehr zu sprechen, bis ich damit zu Ende wäre. Äußerte mich auch Urquijo gegenüber in diesem Sinne.

Noch sehr viel, und zwar auf Baskologie Bezügliches hätte ich vorzubringen, |7| aber ich muß mich eilen – ich trage diesen Brief selbst zum Briefkasten.

Ich erwähne nur daß ich A. Meillets Artikel kannte, er hat mir ihn selbst geschickt und ich bin ihm sehr erkenntlich. Ich werde ihm in diesen Tagen einen kleinen Aufsatz: Individualismus zukommen lassen, ebenso wie Ihnen und allen andern, denen ich irgend etwas schuldig bin – sobald ich nämlich die SA (dies Beitrages zu einer Festgabe für den 23. |8| Mai!) erhalten habe.

Was heißt denn das daß Azkue se rend au congrès d’ethnographie (?) de Vienne ( Wien?)? Der Sekretär der Anthrop. Ges. in Wien besuchte mich vorgestern und ließ nichts von einem solchen Kongreß verlauten.

Demnächst einmal das Weitere!

Entschuldigen Sie dies elende Geschreibsel

Herzlichst

Ihr

H. Sch.

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