Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (432-242)
von Hugo Schuchardt
20. 08. 1922
Deutsch
Schlagwörter: Revue internationale des études basques Spanisch Urquijo Ybarra, Julio de Leizarraga, Joanes Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Marr, Nikolaj Jakovlevič Braun, Friedrich Vinson, Julien Schuchardt, Hugo (1923)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (432-242). Graz, 20. 08. 1922. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6124, abgerufen am 31. 05. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6124.
Graz, 20 Aug. ’22
Lieber Freund,
Ich danke Ihnen vielmals für Ihren Brief vom 3. Aug., der mir mancherlei Anregungen gibt. Indessen muß ich mich heute kurz fassen, von morgen an ist das Porto auf das Vierfache erhöht – wie es dann weiter gehen wird, weiß ich nicht. Ich beschränke mich wesentlich auf das was mich persönlich am nächsten angeht, nämlich auf meinen Plan der Linguae Vasconum primitiae (Par. vom verl. Sohn),1 den Urquijo als eine abzutragende Schuld betrachtet. In der Tat habe ich Lust bekommen, ihn wieder aufzunehmen, da mir die Möglichkeit des Druckes in Aussicht gestellt wird. Ich habe darüber gestern an Urquijo im allgemeinen mich geäußert, aber etwas |2| sehr Wichtiges übersehen. Ich trage das nun nach, indem ich Sie über Ihre Ansicht in der ganzen Sache befrage, Ihre Ratschläge betreffs der Einzelheiten erbitte.
Die Druckerei der RB wird einen Text, wie ich mir ihn seiner Zeit vorstellte, nicht liefern können. An meinem schon ziemlich alten Entwurf werde ich allerdings Änderungen vornehmen, aber die Mannigfaltigkeit der Typen – der Übersichtlichkeit und stärkerer Einprägbarkeit halber – beibehalten. Da schaut nun der Anfang etwa so aus:
Guiçon1 bat·ec2 ci·t·u·en 3 bi4 seme5 (fett)
Mann ein von sie gehabt wurden zwei Sohn (klein)
1. Mann, Mensch……… (gewöhnl. Typen)
Ich bin noch im Zweifel mit mir, ob ich nicht die heutige Schreibweise unter die von Leizagarra setzen soll, was nur mit einer neuen Nuance geschehen könnte:
Guiçon batec cituen 3
gizon bat·ek1 z·it·u·en 3
|3| Ich würde mich im Kommentar der größtmöglichen Kürze befleißigen, sodaß die Schrift nicht mehr als zwei Oktavbogen umfassen würde. Meinen anfänglichen Gedanken, sie auf deutsche Benutzer einzurichten, kann ich nicht aufgeben, doch werden mancherlei Kompromisse geschlossen werden müssen. Die ganze Sache stellt sich überhaupt weit schwieriger dar als sie mir anfangs erschien. Doch das gerade reizt mich.
Vor acht Tagen hatte ich eine große freudige Überraschung. Azkue besuchte mich, er verbrachte den größten Teil des Tages bei mir, aber ich konnte leider aus seiner temperamentvollen Unterhaltung die wir nur spanisch führten, nicht den Genuß und Gewinn ziehen, der möglich gewesen wäre. An jenem Tage fühlte ich mich, schon vom frühen Morgen an, sehr erschöpft – was allerdings bei mir eher die Regel als die |4| Ausnahme ist -; dazu kam noch daß ich seit zu langer Zeit des Spanischen im Hören und Sprechen entwöhnt bin und auch im Verkehr mit Landsleuten vielfach mit Schwerhörigkeit zu tun habe. Immerhin hat mir der Besuch große Genugtuung bereitet.
Über Marr konnte ich nichts weiter erfahren als daß er in Bayonne seinen Aufenthalt gehabt hat und daß seine Gattin eine sehr distinguierte Dame ist. Von seinem Genossen Friedrich Braun habe ich auch nichts wieder gehört, also lassen wir die Sache ruhen – Qui vivra verra.
Als ich Azkue befragte ob Vinson zum Kongreß kommen würde, verneinte er es ohne zu erwähnen daß man ihn nicht eingeladen habe.
In der letzten Nummer von Euskera ist mit Hulembeck Ihrem Lako nbe ein würdiges Gegenstück erstanden.
Mit herzl. Gruß
Ihr
H. Schuchardt
Das Programm des Kongresses kommt mir allzu reichhaltig vor.
1 HS 753.
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