Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (386-221)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

19. 01. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Euskaltzaindia - Real Academia de la Lengua Vasca - Académie de la Langue Basquelanguage Baskisch Gavel, Henri Etcheverry, Auguste Sare

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (386-221). Graz, 19. 01. 1921. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6065, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6065.


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Graz, 19.1.21

Lieber Freund,

Soeben habe ich Gavel – 512 erhalten und somit steht wohl nur noch eine Sendung aus. Ich beschränke mich heute darauf zwei Einzelheiten zu bemerken. Zu wiederholten Malen bezieht sich Gavel auf ein lat. tobalea. Das gibt es nicht; allerdings hat man im späteren Mittelalter das romanische tonaille, toraglia, tobaja latinisiert, aber das läßt sich doch nicht in der Form umkehren daß man sagt: tovaja était le représentant régulier du lat. tobalea. Das wäre von Anderem abgesehen, wohl am Schluß zu verbessern. Sodann etwas was mich |2| persönlich angeht. Da wo G. die merkwürdigen Pluralkasus mit -eta- erwähnt, kündigt er eine neue Erklärung derselben an. Sollte das etwa diejenige sein die ich schon vor vielen Jahren gegeben habe und noch für die richtige halt, nämlich die Herleitung von lat. -etum span. -edo, die in ungültigen Ortsnamen des baskischen Gebietes als –eta fortlebt?

Wie ich Ihnen schon schrieb (seit dem 7. d. M. drei oder vier Karten von mir erhalten) habe ich die Absicht Gavels Schrift in dem was ich druckfertig mache, in einzelnen Fällen zu zitieren. In meiner Zerstreutheit habe ich übersehen, daß ich das vielleicht gar nicht darf. Der |3| Öffentlichkeit wird das Buch in Gänze erst nach Jahr und Tag zugänglich sein, nachdem es vielleicht durch Verstopfung die Revue umgebracht hat. Mir wäre es nur vergönnt, es im geheimen zu genießen: Ich bitte mich darüber aufzuklären.

Weit mehr hat mich in der letzten Zeit die Überlegung beunruhigt, in welcher Weise meine „Gespräche von Sara“ für die baskische Akademie gedruckt werden könnten. Ich bin immer auf neue Bedenken gestoßen. Nun scheint sich Alles in erwünschter Weise zu gestalten. Ich bekam gestern die Korrektur einer Abhandlung die ich Ende vorigen Sommers an die Berliner Akademie geschickt hatte, also dort ist der Veröffentlichungsstreik beendet und ich habe nun Aussicht, auch Andres da anzubringen. Das schließt nicht aus, dass ich vor|4|kommenden Falles die von der bask. Akademie zu meinen Gunsten gegebene Entscheidung ausnutzen werde.

Vielleicht ersuche ich Sie demnächst um Ihr Gutachten betreffs einiger Stellen in Etcheverrys Texten die mir nicht völlig klar sind.

Demnächst wird das Porto eines Briefes nach dem Ausland 5 Kronen, einer Karte 2 betragen. Das wird den Verkehr etwas drücken.

Mit herzlichem Gruß

Ihr erg.

H. Schuchardt

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