Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (383-219)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

07. 01. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: Euskaltzaindia - Real Academia de la Lengua Vasca - Académie de la Langue Basque Euskara (Organ für die Interessen der "Baskischen Gesellschaft") Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Etcheverry, Auguste Urquijo Ybarra, Julio de Bähr, Gerhard Winkler, Heinrich Menéndez Pidal, Ramón Navarro Tomás, Tomás Griera y Gaja, Antonio Uhlenbeck, Christian Cornelius Sare Spanien San Sebastian

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (383-219). Graz, 07. 01. 1921. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6062, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6062.


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Graz, 7.1.’21.

Lieber Freund.

Eben erhalte ich Ihren Brief vom 2. (wir haben jetzt immer, wegen des Eisenbahnerstreiks, Verkehrsstörungen) und danke Ihnen zunächst vielmals für Ihre Mitteilung über die Fledermausnamen, die allerdings das Rätsel nicht löst. Ist -zar, - šar „alt“ (so Azkue) oder „schlecht“ in der Verbindung mit sagu? Die gaskognischen bes. bearnischen Ausdrücke für das Tier sind auch sehr merkwürdig.

Die Botschaft von der baskischen Akademie ist mir sehr erfreulich; aber hat Azkue wohl die Versammlung gefragt, was sie zu einem Beitrag in deutscher Sprache sagen würde? Ich werde nun zunächst noch eine Mitteilung von Ihnen |2| abwarten, inzwischen meine „Gespräche von Sare“ zur Reise nach Spanien fertig machen. Ich werde den einleitenden Satz (mit langer Anmerkung) stehen lassen, als Probe des Geplanten, sodann erklären, warum die Arbeit in der Euskera erscheint, sie als für baskische Leser eigentlich überflüssig darstellen, gleichsam nur als Erinnerung an A. Etcheverry veröffentlichungswert, und die Hoffnung aussprechen daß in meinen Anmerkungen wenigstens einiges Nützliche und Anregende enthalten sein werde. Ich werde alles, was irgendwie entbehrlich scheint, beseitigen (nicht bloß die Übersetzung). Die allgemeinen Betrachtungen über Betonung und Dialekte wie ich schon schrieb jedenfalls, doch indem ich mir sie für eine spätere Gelegenheit vorbehalte. – Es wäre mir nun sehr lieb, wenn ich die Sendung an de Urquijo richten |3| könnte; er würde mir noch einen oder den andern Rat geben und etwaige Bedenken seiner Landsleute beschwichtigen. Azkue versteht ja auch deutsch; aber mit Urquijo spreche ich mich doch leichter aus. Ich gestehe, in das Neubaskische der Euskera muß ich mich erst hineinarbeiten; seit dem ich deduzko bin, bemühe ich mich zu ergründen, womit dedu, das ja wohl bloß auf einem kleinen Fleck bizkaischer Erde vorkommt, zusammenhängt. Haben Sie G. Baehr persönlich kennen gelernt? Soviel ich sehe, ist er zwar nicht gewählt, aber doch vorgeschlagen worden. Was heißt neben dem Namen Winklers: Sch.-en1bidez? Ich habe erst ziemlich spät entdeckt daß das „Domicilio provisional de la Ac.“ sich in Bilbao befindet, der Herausgeber der Rev. aber in Toulouse. – ? Man hat mir von San Sebastián auch |4| einen Maueranschlag geschickt, welcher (für das Ende Dez. 1920) Vorträge von R. Menéndez Pidal, F. Navarro Tomás, Americo Castro und Ant. Griera ankündigt. Ich werde diese wohl später zu lesen bekommen; sind Sie im Stande mir vorderhand einige Mitteilungen darüber]er[ zu machen? Ich möchte mich gern in meiner einzusendenden Arbeit darauf beziehen.

Gavels Buch habe ich bis S. 400 erhalten, und lese es mit steigendem Interesse, und mein Wunsch, nicht darüber zu schreiben, aber mit dem Verfasser darüber zu plaudern (er selbst schlägt ja den Causerie-ton an) wächst ebenso.

Mit herzlichstem Neujahrswunsch

Ihr getreuer

H. Schuchardt

Haben Sie neuerdings Nachricht von Uhlenbeck?


1 = Schuchardten.

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